Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
Vom Netzwerk:
sie sich sehr häßlich benommen,
und ich bin wirklich ganz außer mir. Und wenn sie sich bei Ihnen nicht
entschuldigt – was sie nicht tun wird, denn man kann ihr nicht beibringen,
einen Fehler einzugestehen, selbst wenn man bis zum Jüngsten Gericht in sie
hineinredet –, will ich es, und tue es hiermit.»
    Mrs.
Chartley, die Mrs. Underhills Aufregung sah, machte Patience ein Zeichen, das
Zimmer zu verlassen, und unterzog sich der Mühe, Mrs. Underhills erregtes Gemüt
zu beruhigen. Das gelang ihr so gut, daß es nicht lange dauerte, bis Mrs.
Underhill ihr von den Schwierigkeiten und den Aufregungen erzählte, die die
Betreuung einer so verwöhnten Schönheit, die offensichtlich nicht einen Funken
Herzensgüte besitze, mit sich bringe. Mrs. Chartley hörte mitfühlend zu und
stimmte mit Mrs. Underhill überein, daß Tiffany sich anders entwickelt hätte,
wäre sie nicht von ihrem Onkel in die Schule geschickt worden. Sie bestärkte
Mrs. Underhill in ihrer Hoffnung, daß die Zornesausbrüche nur kindisch seien
und sich mit zunehmender Reife bessern würden.
    Nachdem sie
ihr Herz ausgeschüttet hatte, fühlte sich Mrs. Underhill viel besser. Ein Glas
Mandellikör und ein herzliches Gespräch mit ihrer Gastgeberin stellte sie
wieder vollkommen her, und als die beiden Chartley-Damen sie zu ihrer Barutsche
begleiteten, war sie wieder die alte und fähig, Lord Lindeth ohne Spuren der
Aufregung zu begrüßen. Er stellte ihr Laurence vor, und während dieser höfliche
Worte mit Mrs. Chartley wechselte, erkundigte Lindeth sich freundlich nach Tiffany
und bedauerte die Ereignisse des Vortags, die ihren Nerven zuviel zugemutet
hatten.
    «Nerven?»
sagte Mrs. Underhill, den taktvollen Ausdruck zurückweisend. «Mein Gott! Sie
hat keine. Alles, was sie hat, ist ein böses, häßliches Temperament, mit dem
sie uns alle noch ins Grab bringen wird! Nicht, daß sie nicht süß wie Honig
sein kann, wenn sie will. Aber wenn nicht alles nach ihrem Kopf geht, läßt sie
sich gehen.» Sie senkte die Stimme und sagte mit einem vielsagenden Blick auf
Laurence: «Sagten Sie, der Herr sei Ihr Cousin?»
    «Ja, Ma'am,
mein Cousin Calver.»
    «Nun»,
flüsterte sie, «wir dachten immer, es könnte niemand so modisch sein wie Sir
Waldo, so elegant und schmuck. Aber gegen Mr. Calver kommt er nicht auf, nicht
wahr? Nein, das ist der Gipfel der Eleganz! Ich bin überzeugt, er ist einer der
Tonangebenden in London!»
    «Ja,
tatsächlich», sagte Julian und seine Augen funkelten. «Der Gipfel der
Eleganz!»
    «Das sehe
ich.» Sie nickte sehr beeindruckt. «Ich hoffe, Sie bringen ihn zu meinem Dinner
am Freitag mit – wenn er es nicht für langweilig hält.»
    «Er wird
Ihnen sehr verbunden sein, Ma'am», sagte Julian und wandte sich seinem Cousin
zu: «Laurie, Mrs. Underhill war so freundlich, dich für nächsten Freitag zum
Dinner einzuladen.»
    Laurence
führte eine seiner eleganten Verbeugungen aus und dankte. Er war stolz auf
seine gesellschaftlichen Erfolge, aber selbst Mrs. Underhills unverhohlene
Bewunderung söhnte ihn nicht mit der Aussicht aus, in ihrem Haus dinieren zu
müssen. Er bezeichnete sie als eine vulgäre Neureiche und wunderte sich, daß
seine Cousins sie nicht in gehörigem Abstand gehalten hatten.
    «Wir sind
nicht so etepetete wie du, und natürlich auch nicht von solcher Bedeutung!»
    Laurence
errötete und sagte mürrisch: «Du brauchst mich nicht zurechtzuweisen, weil ich
mir nichts aus solcher Gesellschaft mache. Wer ist diese Kreatur?»
    «Sie ist
eine reiche Witwe mit einem Sohn und einer Tochter und einer sehr schönen Nichte.
Sie besitzt das größte Haus in der Nachbarschaft und wird uns ein kapitales
Dinner vorsetzen. Sie ist gewöhnlich, aber ausgesprochen gutmütig, und war so
nett, uns eine offene Einladung zu geben, wann immer wir in Staples dinieren
wollen – oder wann immer die Maurer Broom Hall unerträglich machen sollten. Wir
haben es uns zur Gewohnheit gemacht, sie häufig zu besuchen; wenn du dir also
von Waldo keinen Rüffel holen willst, rate ich dir, von Mrs. Underhill nicht
als einer vulgären Neureichen zu sprechen.»
    «Eine von
Waldos Schrullen, nehme ich an. Oder hat er einen Flirt mit der schönen Nichte?
Hält ihn das in Yorkshire fest?»
    «Ich habe
dir schon gesagt, was ihn hier hält. Was Miss Wield betrifft, ist sie nicht
älter als siebzehn, und wenn du glaubst, Waldo würde ...»
    «Oho»,
unterbrach Laurence mit erwachender Neugier, «bist du selbst interessiert?»
    Julian
errötete

Weitere Kostenlose Bücher