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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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tun haben!»
    «Waldo, ich
bitte dich nicht, mir das Geld zu schenken – nur zu leihen –, und nicht mehr
als fünftausend! Ich schwöre dir, ich zahle es zurück!»
    «Ich
bezweifle es nicht, das heißt, ich bezweifle nicht, daß du die Absicht hast.
Aber damit du es mir zurückzahlst, müßte ich dich erst aus der Patsche ziehen,
und das in der Höhe von noch einigen Tausenden. Das mache ich nicht!»
    Eine lange
Stille folgte. Laurence sprang auf und ging an das Fenster. Dann sagte er:
«Ichweiß: als du letzten Monat meine Schulden zahltest, sagtest du, es wäre das
letzte Mal. Aber ich hätte nicht geglaubt, daß du mir Hilfe verweigern würdest,
wenn ich etwas zu unternehmen versuche. Du wolltest doch immer, daß ich etwas
tue!»
    Darüber
mußte Sir Waldo lächeln. «Mein lieber Laurie, ich glaube nicht, daß man mir
nachsagen kann, ich hätte dich gedrängt, Roßtäuscher zu werden.»
    «Du willst
aber, daß ich einer Beschäftigung nachgehe. Und jetzt, da ich beschlossen habe,
nicht mehr zu faulenzen oder dir auf der Tasche zu liegen – jetzt machst du es
unmöglich!»
    «Komm
wieder, wenn du eine ehrenhafte Beschäftigung gefunden hast! Du hälst mich für
entsetzlich kleinlich. Aber was du von mir willst, ist eine Hilfe, die dir
schadet!»
    Laurence
drehte sich um und zwang sich zu einem Lächeln. «Nein, das tue ich nicht. Du
warst verteufelt großzügig gegen mich, das weiß ich. Nur – nun, ich glaube, da
ist nichts mehr zu wollen. Das beste ist, ich gehe morgen zurück nach London.
Ich sehe, daß du mich hier nicht willst.»
    «Unsinn!
Möchtest du hierbleiben?»
    «Nun, ich
glaube – ich meine – jeder – alles verläßt jetzt die Stadt – und du weißt, was
Brighton im Juli kostet. Du hast mir gesagt, ich muß aufhören zu verschwenden ...»
    «Es ist
ganz in Ordnung, daß du hier absteigst. Hör auf mit den Albernheiten, du
unverbesserlicher Dummkopf! Ich habe nicht den geringsten Einwand, wenn du
bleiben willst, aber ich glaube nicht, daß es dir sehr gefallen wird. Die
Maurer sind noch an der Arbeit, wie du siehst.»
    «Oh, das
macht mir nichts aus!» versicherte ihm Laurence. «Es sieht ja so aus, als ob du
das Haus auf den Kopf stellen wolltest, alles wegen deiner verwahrlosten
Rangen, wenn ich nicht irre!»
    «So ist
es!» erwiderte Sir Waldo fröhlich. «Ich muß Wedmore sagen, daß wir nicht mit
dem Dinner auf Julian warten, er ist in Leeds und könnte aufgehalten worden
sein. Das ist übrigens einer der Nachteile dieses Hauses: die einzige noch
brauchbare Glocke zum Butler ist im Schlafzimmer des verstorbenen Cousins. Es
gibt auch noch andere Nachteile, dein Diener wird dir darüber mehr erzählen!
Ich hoffe nur, er wird dir nicht davonlaufen! Ich lebe in der ständigen Furcht,
daß ich eines Morgens erwache und entdecken muß, daß Munslow mich verlassen
hat.»
    Laurence
blickte ein wenig erschrocken drein: «Nein, das würde mir Blyth nicht antun!
Was deinen Munslow betrifft – ich wollte, er würde dich verlassen! Wann ist das
Dinner? Soll ich mich umkleiden?»
    «Nicht
meinetwegen! Wir dinieren zur ungewöhnlichen Stunde von sechs Uhr.»
    «Natürlich!
Ländlich – sittlich!» sagte Laurence, der sich durch nichts abschrecken ließ.
«Ich bin es zufrieden. Wenn ich dir die Wahrheit sagen soll, ich bin müde. Ich
glaube, es war an der Zeit, daß ich etwas zurückschaltete.»
    Er
beherrschte seine Müdigkeit bis neun Uhr und ging– nach einigen vergeblichen
Versuchen, sein Gähnen zu verbergen – zu Bett.
    Sir Waldo
war nicht leicht zu täuschen. Sowenig er glaubte, daß Laurence Freunde in York
besucht hatte, so wenig glaubte er, daß sein Cousin in Broom Hall bleiben
wolle, noch sich, was seinen Plan betraf, geschlagen gab. Mit traurigem Lächeln
erinnerte er sich verschiedener früherer Gelegenheiten, wenn er einen seiner
Wünsche abgelehnt hatte, der Taktik, wie sie Laurence jetzt anwandte und die
ihn letztlich doch umstimmte. Auch Laurie erinnerte sich daran. Wahrscheinlich
hatte er eine anfängliche Ablehnung erwartet, aber keine endgültige. Das verriet
seine Sanftheit. Wenn Laurence wußte, daß es ihm nicht gelingen werde, seinen
Cousin herumzukriegen, bekam er sofort Wutanfälle. Eifersucht und Mitleid mit
sich selbst raubten ihm den Verstand und trieben ihn zu schwülstigen Anklagen,
bis er selbst an die ihm angetanen angeblichen Kränkungen glaubte.
    Ich hätte
ihn wegschicken sollen, dachte Sir Waldo. Er wußte, daß er in Laurences Brust
falsche Hoffnungen erregte,

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