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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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den verschwenderisch
langen Schwalbenschwänzen, der Uhranhänger und die Siegel, die aus seiner
Westentasche hingen, und selbst die Rosetten an seinen Tanzschuhen ließen auf
den ersten Blick den Dandy erkennen. Viel beachtet wurde seine Verneigung.
Wenn er auch nicht als hübsch galt, sah er doch gut aus, und als er Tiffany
Wield zum ersten Walzer auf das Parkett holte, mußten die strengsten Kritiker
ihn für einen vollendeten Tänzer halten.
    Die auf ihn
gerichteten bewundernden Augen wären noch länger auf ihm haften geblieben, wäre
die Aufmerksamkeit nicht von einem zwar nicht so angenehmen, aber viel
aufsehenerregenderen Bild abgelenkt worden.
    «Sehen Sie
doch!» rief Mrs. Banningham mit zitternder Stimme Mrs. Mickleby zu.
    Die drei
Gentlemen von Broom Hall waren eingetroffen, als die ländlichen Tänze zu Ende
gingen. Nachdem Sir Waldo die Gastgeberin begrüßt hatte, trat er zu
verschiedenen Bekannten, um ein paar Worte zu wechseln, während sein suchender
Blick ohne Eile von Gruppe zu Gruppe schweifte. Seine Größe erlaubte ihm, über
viele Köpfe hinwegzusehen, und so entdeckte er bald Miss Trent, die mit Mrs.
Underhill an einer Wand des Raumes saß. Sie trug ein Ballkleid aus blaß
orangefarbenem italienischem Crêpe, mit Spitzen besetzt und tief
ausgeschnitten. Anstelle der schlichten Zöpfe, die sie für eine
Gesellschafterin als passend erachtete, ließ sie heute ihre natürlichen
Löckchen sehr vorteilhaft von einem Scheitelknoten herabfallen. Sie sah viel
jünger aus und in Sir Waldos Augen wunderschön.
    Er lenkte die
Schritte in ihre Richtung und erreichte sie, als die Musikanten den Walzer
anstimmten. Ein Lächeln, eine kurze Begrüßung Mrs. Underhills, und er
verbeugte sich vor Miss Trent. «Darf ich um die Ehre bitten, Miss Trent?
    Er hatte
ihr zwar gesagt, daß er sie um den ersten Walzer bitten werde, aber sie hatte
dies doch erst für den vorgeschrittenen Abend erwartet. Sie zögerte. Sie hatte
das Gefühl, daß sie nicht die erste Dame sein sollte, die mit ihm antrat.
«Danke – aber – wollen Sie nicht – Miss Cole ...»
    «Nein, ganz
gewiß nicht! Das ist Julians Vorrecht.»
    «Oh,
natürlich. Aber es sind doch so viele andere Damen – die ein Anrecht ...»
    «Nein!»
unterbrach er sie. Er lächelte und streckte ihr die Hand entgegen. «Mit Ihnen
oder mit keiner! Kommen Sie!»
    «So ist es
recht, Sir Waldo», sagte Mrs. Underhill und strahlte ihn an. «Halten Sie eine
Absage nicht für eine Antwort. Und das gilt auch für Sie, meine Liebe. Sagen
Sie nur < Danke schön, Sir > , und weiter keinen Unsinn!»
    Ancilla
konnte nicht widerstehen. Sie erhob sich und reichte Sir Waldo die Hand. Ihre
Augen strahlten in die seinen. «Danke schön, Sir», sagte sie folgsam.
    Seine
Rechte berührte leicht ihre Taille. Als er sie rund um den Raum führte, sagte
er: «Diese Frau ist immer wieder eine Erfrischung für mich!»
    «Wirklich?»
fragte sie, ihn neckend. «Wie rasch Sie Ihre Meinung ändern! Ich erinnere mich,
als wir kürzlich von ihr sprachen, war es in einem anderen Sinn.»
    «Ich habe
ihr unrecht getan. Jetzt weiß ich, daß sie eine Frau mit gesundem Menschenverstand
ist. Wie gut Sie tanzen!»
    Das
stimmte. Aber sehr wenigen der Anwesenden machte das Schauspiel Vergnügen.
Matronen, die mit ihren Töchtern zu dem Ball ausgerückt waren, fühlten ihre
Brust vor Zorn schwellen, als sie Tiffany Wields Gesellschafterin (oder wie
immer sie sich nannte) am Arm des Unvergleichlichen über das Parkett gleiten
sahen. Sie hatte nicht notwendig, auf ihre Schritte zu achten, sondern tanzte
den Walzer graziös und leicht und erfreute sich nebenbei einer angeregten
Konversation mit ihrem Partner.
    Einer, der
es mit Befriedigung sah, war der Rektor. Er sagte zu seiner Gattin: «Nun, meine
Liebe, wir sehen, wie selbstverständlich dieser Tanz ist. Reizend, wirklich
reizend!»
    «Nun, er
kann mir nicht wirklich gefallen, aber ich gebe zu, daß er sehr hübsch ist,
wenn er richtig getanzt wird. Wie ich höre, ist Mr. Calver hier der beste
Tänzer, aber ich ziehe Sir Waldos zurückhaltenden Stil vor. Auch Miss Trent
tanzt, wie es sich für eine Dame gehört; aber du kannst dich darauf verlassen,
daß Miss Wield und Miss Colebatch und die Mickleby-Töchter, sobald sie die
Schritte können, ein wildes Gehüpfe daraus machen werden. Es täte mir sehr
leid, wenn meine Tochter sich zu einem so unpassenden Betragen verleiten
ließe.»
    Der Rektor
lachte gütig. «Das würde einen Schatten auf ihre

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