Georgette Heyer
sie bemerkte, daß er
amüsiert war, und lächelte unwillkürlich. Nur einen Augenblick lang, aber
Laurence fing den Blick auf und war so zufrieden, einen Verdacht bestätigt zu
sehen, daß er seinen Ärger vergaß. Zwei Menschen Hals über Kopf ineinander
verliebt! dachte er und wandte sich taktvoll ab.
Sir Waldo
schlenderte zum Pianoforte und nahm eine Lichtputz-schere zur Hand. Während er
eine der Kerzen schneuzte, murmelte er: «Er meinte es gut, wissen Sie.
Natürlich, ich hätte ihn aufmerksam machen sollen ...»
«Ich
fürchte, ich war unhöflich.» Sie mußte lachen, aber da sie Mrs. Micklebys Augen
auf sich gerichtet fühlte, sagte sie: «Das war sehr ungeschickt! Entschuldigen
Sie mich, bitte, ich muß mit Miss Chartley sprechen.»
Sie
entfernte sich schnell, und es gelang ihr, in einiger Entfernung zu bleiben,
bis das Tablett mit dem Tee gebracht wurde. Mrs. Mickleby half ihr und erging
sich in einem Schwall belangloser Gespräche, bis Patience überredet werden
konnte, vorzusingen. Nachher wiederholte Tiffany ihre Bitte, daß sie doch alle
Mikado spielen sollten, was Miss Trent ermöglichte, sich in das Hinterzimmer
zurückzuziehen, wo sie eifrig die Stäbchen suchte und den vier jüngsten
Teilnehmern ihre Plätze rund um den Tisch anwies.
Sir Waldo
machte keine Miene, ihr zu folgen. Aber als sie in den großen Salon
zurückkehren mußte, um den Tee einzugießen, ging er auf sie zu, um seine Tasse
in Empfang zu nehmen, und fragte leise, ob er sie beleidigt habe.
Nein,
aber die Leute sagen, ich hätte meine Netze nach Ihnen ausgeworfen.
Undenkbar,
solche Worte auszusprechen! Sie sagte: «Beleidigt? Mich? Nein, wirklich nicht,
wie sollten Sie?»
«Ich weiß
nicht. Sollte ich, so bitte ich sehr, mir zu vergeben.»
Tränen
schossen ihr in die Augen. Sie hielt sie gesenkt. «Wie absurd! Um die Wahrheit
zu sagen, ich habe Kopfschmerzen, und ich sollte Sie um Verzeihung
bitten, daß ich so böse und dumm bin. Das ist Mrs. Chartleys Tasse – würden Sie
so freundlich sein, sie ihr zu reichen?»
Er nahm sie
ihr ab und sagte: «Wenn das stimmt, tut es mir sehr leid – aber ich glaube es
nicht recht. Was ist passiert, daß Sie so traurig sind?»
«Nichts,
Sir Waldo. Ich flehe Sie an ...»
«Wie
unerträglich, daß ich Sie immer nur in der Öffentlichkeit treffen darf!» stieß
er hervor. «Ich fahre morgen herüber und hoffe Sie anzutreffen – einmal
allein!»
Sie blickte
ihn an. «Ich glaube nicht – ich meine, es ist nicht – ich kann mir nicht
vorstellen, warum ...»
«Ich muß
mit Ihnen unter vier Augen sprechen, Miss Trent! Keine kalte Dusche, bitte, wie
Sie sie dem armen Laurie verabreicht haben. Sagen Sie mir, können Sie sich denn
wirklich nicht vorstellen, warum ich hoffe, Sie allein zu treffen?»
Sie zwang
sich zu einem Lächeln, sagte aber mit großer Zurückhaltung: «Sehr gut – aber
es stimmt! Sie müssen doch wissen, daß es in meiner Stellung ungehörig ist,
Besucher zu empfangen.»
«O ja, ich
weiß es, aber mein Besuch wäre kein gesellschaftlicher.» Er sah den wachsamen
Blick in ihren Augen, und die seinen leuchteten. «Ich habe Ihnen eine – einen
gewissen Vorschlag zu unterbreiten, Ma'am. Nein, ich werde Ihnen heute abend
nicht sagen, worum es sich handelt; ich sehe Ihnen an, Sie würden mir die Nase
abbeißen!»
13
Als aber Sir Waldo am nächsten Tag nach
Staples kam, betrat er einen Schauplatz größter Unordnung. Miss Trent sah er
überhaupt nicht, nur Mrs. Underhill, die ihm den Grund der Aufregung erklärte.
Nach dem, was er erfuhr, machte er keinen Versuch, Miss Trent zu sehen. Es wäre
wirklich der falsche Augenblick gewesen, sich ihr zu erklären.
Als nämlich
Miss Trent den Tee eingegossen hatte und den Salon verließ, ging sie nach oben,
um nach Charlotte zu sehen. Sie fand sie mit erhitztem Gesicht und geröteten
Augen, offensichtlich unter heftigen Schmerzen leidend. Die alte Nurse bemühte
sich um sie und gab zu verstehen, daß Miss Trent ihren Liebling zwar nach
Gutdünken unterrichten konnte, daß man aber weder ihren Rat noch ihre
Hilfe verlangte, wenn Miss Charlotte krank war. Sie verfüge über einige
unfehlbare Heilmethoden gegen Zahnschmerzen, und wenn auch Miss Trents Angebot,
bei der Kranken zu bleiben, sehr nett sei, so bestehe doch kein Grund, sie
selbst zu verjagen.
Miss Trent
legte diese Worte so aus, daß jeder Versuch ihrerseits, die Pflegerin zu unterstützen,
als ein arger Eingriff betrachtet würde. Sie zog sich dankbar zurück und
Weitere Kostenlose Bücher