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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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heanrwortete die Grüße mit Lächeln
oder einem leichten Knicks und ließ sich in größtmöglicher Entfernung von Sir
Waldo nieder.
    Bei Tisch
saß sie zwischen dem Gutsherrn und dem Rektor, zwei kritiklosen Freunden, mit
denen sie unbefangen wie immer Konversation machen konnte. Im Salon – ehe die
Herren zu den Damen stießen – war es schon schwieriger. Mrs. Mickleby sprach
von nichts anderem als von dem Walzerball und versuchte mit ihrem dünnen
Lächeln, eine Menge kleiner Dolche in Miss Trents zitterndes Herz zu stoßen.
Miss Trent erwiderte ihr Lächeln und antwortete mit ruhiger Höflichkeit, die
Mrs. Micklebys Augen mir Ärger erfüllte. Dann nahm Mrs. Chartley eine kleine
Pause in der Feindseligkeit wahr, um ihren Stuhl neben Miss Trent zu rücken,
und sagte: «Ich freue mich über die Gelegenheit, mit Ihnen zu sprechen, Miss
Trent. Seit Wochen möchte ich Sie fragen, ob Sie sich an die Einzelheiten des
Weges erinnern, auf dem Sie Pilze fanden. Sie haben ihn mir schon einmal
beschrieben, aber wann immer ich Sie sehe, erinnere ich mich an die Frage erst,
wenn wir uns wieder getrennt haben.»
    Ancilla war
zutiefst dankbar für diese Freundlichkeit, aber sie errötete, was Mrs.
Micklebys Stachel nicht vermocht hatte. Sie versprach, eine genaue Beschreibung
anzufertigen und in das Pfarrhaus zu bringen.
    Sie hatte
nur einen Wunsch: sich in ihr Unterrichtszimmer zurückzuziehen, ehe die Herren eintraten.
Aber das war unmöglich, denn Mrs. Underhill wollte, daß sie am späten Abend den
Tee serviere.
    Eine
Ablenkung – allerdings eine, sehr unerwünschte – bereitete Tiffany, die
plötzlich ausrief: «Oh, ich habe eine blendende Idee! Spielen wir wieder Mikado!»
    Da sie
damit nicht nur das, was Patience eben zu ihr sagte, sondern auch das, was Mrs.
Mickleby zu Mrs. Underhill sagte, unterbrach, fühlte Miss Trent nur einen
Wunsch: in den Boden zu versinken! Sie wußte, daß Mrs. Mickleby Tiffanys
schlechte Manieren ihr ankreidete.
    Aber
Schlimmeres stand noch bevor.
    «Ich habe
gehofft, daß Miss Chartley uns das Vergnügen machen wird, etwas vorzusingen»,
sagte Mrs. Underhill. «Ich bin sicher, daß wir das alle am liebsten hätten –
Sie haben eine so schöne Stimme, meine Liebe!»
    «O nein,
Mikado!»
    «Tiffany!»
sagte Miss Trent mit leiser, aber befehlender Stimme.
    Die
strahlenden Augen richteten sich fragend auf sie. Sie begegnete ihnen mit
festem Blick, worauf Tiffany in helles Lachen ausbrach. «Oh, oh, ich wollte nicht
unhöflich sein, das weiß Patience doch, nicht wahr, Patience?»
    «Natürlich
weiß ich das», erwiderte Patience sofort. «Ich glaube, es wäre lustiger, Mikado
zu spielen; aber Miss Trent wird uns alle schlagen, sogar Sir Waldo! Wenn Sie,
Ma'am, und er wieder zu einem Duell antreten, werde ich nicht mehr gegen Sie
wetten!»
    Miss Trent
konnte nur dankbar sein, daß in diesem Augenblick die Herren hereinkamen. Es
ermöglichte ihr, unter dem Vorwand, das Pianoforte zu öffnen und die Kerzen
anzuzünden, von der Gruppe in der Mitte des Salons abzurücken. Am Klavier blieb
sie stehen und suchte in einem Konvolut von Noten. Nach einigen Minuten
gesellte sich Laurie zu ihr und sagte höflich: «Kann ich Ihnen helfen, Ma'am?
Gestatten Sie mir, die Noten für Sie zu tragen.»
    «Danke.
Wenn Sie so gut wären, sie auf den Tisch zu legen, damit man das Instrument
öffnen kann.»
    Das tat er
und sagte mit gewinnendem Lächeln: «Lassen Sie mich Ihnen sagen, wie entzückt
ich bin, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben. Mit einem Mitglied Ihrer Familie
bin ich bereits bekannt; ich glaube, Bernard Trent ist Ihr Cousin, nicht wahr?»
    Miss Trent
nickte. Es war keine ermunternde Geste, aber Laurence nahm sie nicht zur
Kenntnis. «Ein hervorragender Mann, ein sehr guter Gesellschafter. Er und ich
sind alte Freunde.»
    «Tatsächlich?»
sagte Miss Trent.
    Er war
ungewöhnlich entmutigt, denn ihr Ton war eiskalt und ihr Blick abweisend. Was,
zum Teufel, war mit ihr los? dachte er gekränkt. Man sollte glauben, sie wäre
froh, jemanden zu treffen, der ihren Cousin kannte! Sie aber schnitt ihn.
Schönes Benehmen von einer Gouvernante! dachte er ärgerlich.
    Da ihr
bewußt wurde, sehr schroff gewesen zu sein, sagte sie mit einem leichten
Lächeln: «Ich muß sagen, Sie sind besser mit ihm bekannt, als ich es bin. Er
hat nicht oft meinen Weg gekreuzt.»
    Sie wandte
sich ab, um eine der Kerzen zurechtzurücken, und als sie aufblickte, sah sie
Sir Waldo in Hörweite stehen. Ihr Blick traf den seinen;

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