Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
Vom Netzwerk:
richtig, wenn ich nur daran denke, sie zu ihm zu
führen, denn ich muß weinen, wenn ich sie so elend sehe, und das wäre ein
schöner Anblick, wenn wir uns beide wie Gießkannen benähmen und der arme Mr.
Dishford nicht aus und ein weiß! Nicht auszudenken, was ich oder Courtenay
gemacht hätten, wenn Miss Trent nicht alles in die Hand genommen hätte! Sie
packte sie sofort zusammen, und Courtenay– der ein guter Bruder ist – ging mit
ihnen. Und gut war es, daß er dabei war, denn man mußte sie festhalten – in
solcher Verfassung war sie –, und wie Miss Trent ohne ihn fertig geworden wäre,
glauben Sie mir, ich weiß es nicht. Dann haben sie sie nach Hause gebracht, und
Courtenay ritt gleich hinüber zu Doktor Wibsey, denn sie ist ganz erschöpft,
und das ist kein Wunder!»
    Sicherlich
war das nicht der Augenblick, sich zu erklären. Sir Waldo verabschiedete sich
mit den besten Wünschen für Charlotte.
    Auch die
nächsten fünf Tage sah er Miss Trent nicht. Statt sich schnell zu erholen, wie
man von einem jungen, springlebendigen Mädchen erwarten konnte, kam Charlotte
von Harrogate in einem solchen Zustand zurück, daß man sie ins Bett stecken
mußte. Dr. Wibsey schrieb das Fieber dem Gift zu, das in ihren Körper gedrungen
war, aber Mrs. Underhill sagte zu Sir Waldo nicht ohne Stolz, daß Charlotte
genau so sei wie sie selbst.
    «Es
geschieht selten, daß bei mir eine Schraube locker wird», sagte sie. «Im
allgemeinen – wie Sie wissen – geht es mir prächtig. Aber wenn mir das
Geringste fehlt, wie zum Beispiel eine Kolik, bringt es mich so durcheinander,
daß mein verstorbener Gatte sehr oft glaubte, es sei mein Ende – und es war nur
eine Erkältung.»
    Sir Waldo
kam jeden Tag nach Staples, um sich nach Charlottes Befinden zu erkundigen,
aber erst am fünften Tag wurde er mit Miss Trents Anblick belohnt, aber das
unter ungünstigen Umständen. Die Kranke saß in der frischen Luft auf der
Terrasse, auf der einen Seite ihre Mutter, auf der anderen ihre Gouvernante,
die einen Schirm über sie hielt, um sie vor der Sonne zu schützen. Mrs.
Mickleby und ihre zwei Töchter saßen im Halbkreis herum. Als Sir Waldo von
Totton auf die Terrasse geführt wurde, hatte Mrs. Mickleby schon von Mrs.
Underhill erfahren,
daß er ein regelmäßiger Besucher in Staples sei. Sie zog ihre Schlüsse, zögerte
aber nicht, den angeblichen Grund seiner täglichen Besuche zurückzuweisen.
    «Er war so
freundlich, man kann es kaum glauben», erzählte Mrs. Underhill selbstgefällig.
«Es vergeht kein Tag, an dem er nicht kommt, sich nach Charlotte zu erkundigen,
und fast immer bringt er ihr ein Buch mit, oder eine Kleinigkeit, um sie zu
unterhalten – ist es nicht so, meine Liebe? Nun, Charlotte hat nicht mehr
Gefallen am Lesen als ich, aber sie hat es gerne, wenn Miss Trent ihr vorliest,
was sie sehr schön macht, wie ein Theaterstück. Nun, wie ich gestern zu Sir
Waldo sagte, nicht nur Charlotte ist ihm sehr dankbar, denn Miss Trent liest
uns nach dem Dinner vor, und ich kann wirklich nicht sagen, wer von uns das
größere Vergnügen hat: ich oder Charlotte oder Tiffany. Nun, es ist so aus dem
Leben gegriffen – ich konnte gar nicht einschlafen, weil ich darüber nachdenken
mußte, ob der schlechte Glossin den armen Harry Bertram wieder von den
Schmugglern verschleppen läßt, oder ob die alte Hexe ihn retten wird, sie und
der Hauslehrer – Tiffany glaubt, sie müßte das, da wir bald am Ende des ersten
Bandes sind.»
    «Ah, ein
Roman!» sagte Mrs. Mickleby. «Ich muß gestehen, ich bin ein Feind dieser Art
von Literatur, aber ich glaube gerne, daß Sie, Miss Trent, für Romanzen
eingenommen sind!»
    «Wenn sie
so gut geschrieben sind wie diese, dann ja, Ma'am!»
    «Oh, Sir
Waldo brachte auch eine zerlegbare Landkarte», sagte Charlotte. «Ich habe so
etwas noch nie gesehen. Sie besteht aus kleinen Stückchen, die so zusammenpassen,
daß sie eine Landkarte von Europa ergeben.»
    Auch die
jungen Damen Mickleby hatten eine solche noch nie gesehen. Miss Trent nützte
die Gelegenheit, eine kleine Schuld heimzuzahlen, und riet der Mama sehr
freundlich, doch eine für ihre Töchter zu kaufen. «So erzieherisch und wirklich
außergewöhnlich!»
    Dann
erschien Sir Waldo. Obwohl er Miss Trent keine besondere Aufmerksamkeit
schenkte, war Mrs. Mickleby – die ebenso wie Mr. Calver die Anzeichen einer
Affäre zu bemerken glaubte – überzeugt, daß Sir Waldo, wäre sie nicht eisern
sitzen geblieben, sicher eine Ausrede gefunden

Weitere Kostenlose Bücher