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Gepeinigt

Titel: Gepeinigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theresa Saunders
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Sicherheit.
    Â»Ach Gott, Liebes, hat er Sie etwa nicht zurückgerufen? Ich weiß bestimmt, dass ich es ihm ausgerichtet habe. Aber das macht nichts. Wie war noch mal Ihre Nummer? Ich werde sie ihm auf jeden Fall geben.«
    Eine Woche später hatte sie sich die demütigende Wahrheit eingestehen müssen.
    Eine Kollegin tauchte auf und riss sie aus ihren trüben Gedanken.
Sie wedelte mit der abgetippten Aussage. Claudia lächelte dankbar und kehrte zu Spencer Gray ins Verhörzimmer zurück.
    Seine schlechte Laune war unübersehbar. Er saß mit übereinandergeschlagenen Beinen und wippte ungehalten mit der Fußspitze. Die Arme hatte er verschränkt und blickte sie mit gerunzelter Stirn an.
    Â»Na endlich«, murrte er.
    Claudia setzte ein unpersönliches Lächeln auf, schaltete das Band an und wiederholte Nicks vorherige Anweisungen.
    Als er merkte, dass sie sich nicht von ihm reizen ließ, musterte er sie böse, vielleicht ein paar Sekunden länger, als nötig gewesen wäre.
    Claudia tat, als würde ihr das nicht auffallen, aber ihr Herz geriet dennoch ins Stolpern. Stumm wartete sie ab, bis er mit dem Durchlesen seiner Aussage fertig war.
    Spencer Gray setzte schließlich schwungvoll seine Unterschrift unter das Dokument, als wäre es ein Fanfoto. Claudia sammelte die Papiere zusammen und machte ihm mit einer Geste klar, dass er gehen konnte.
    Â»Nochmals vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, bei uns vorbeizukommen, Mr. Gray.«
    Er nickte brüsk und ging zum Ausgang. Als er bereits dabei war, seinen Schirm aufzuspannen, rief sie ihm aus einiger Entfernung mit zuckersüßer Stimme hinterher:
    Â»Ach, Mr. Gray! Es dürfte Sie interessieren, dass die entführte Polizeibeamtin mittlerweile gefunden worden ist.«

    Eitelkeit gepaart mit Dummheit führt nur zu Unheil.
    Jane Austen
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Der Vorteil von Selbstlob besteht darin, dass man es so dick wie nötig und an genau den richtigen Stellen auftragen kann.
    Samuel Butler

Bruce
    Bruce konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt so einen Montag erlebt hatte. Das Gewitter war vorbei. So rasch, wie es begonnen hatte. Die Sonne brach in einzelnen Strahlen durch die tiefhängenden, dunklen Wolken und bedeckte die glänzenden nassen Straßen mit Lichtsprenkeln. Der kleine Gefangenentransporter, in dem es nach ungewaschenen Leibern und feuchter Hefe roch, rumpelte die letzte Auffahrt zu seinem Ziel hinauf. Der vierzigjährige Bruce wartete geduldig, bis er an der Reihe war, und ließ drei andere vor ihm aussteigen. Nicht, dass er eine Wahl gehabt hätte.
    Er blieb auf dem Fußweg stehen und schaute sich um. Vor ihm erhob sich ein ansprechendes, zweistöckiges Ziegelgebäude, dessen Außenfassade mit einem auffälligen Mosaik geschmückt war. Auf dem Rasen davor stand ein einsamer Gummibaum, umgeben von streng angelegten Blumenbeeten. Durch den Garten verlief ein Kiesweg, der das Auge direkt zum Eingang lenkte. Er sah, wie die Menschen hinein-und hinausströmten, die meisten in adretten dunklen Anzügen, einige waren lässiger gekleidet. Doch nicht das interessierte ihn. Es waren vielmehr die Frauen, von denen er nicht den Blick abwenden konnte, vor allem die jungen, knackigen, in Seidenstrümpfen und High Heels. Mmm, zum Anbeißen.
    Es machte ihm nichts aus, dass die meisten ihn kaum eines Blickes würdigten. Eine Muschi würde er heute sowieso
nicht zu sehen kriegen, geschweige denn bumsen, so viel stand fest. Nein, der heutige Tag diente nur dem einen Zweck: mal aus dem Knast rauszukommen, was anderes zu sehen, frische Luft zu atmen.
    Er hatte Zweifel gehabt, ob es den Aufwand wert war, Berufung einzulegen. Aber die Mühe hatte sich gelohnt!
    Die ganze Sache hatte nicht nur seinen Geist beschäftigt, sondern gab ihm auch die Möglichkeit, sich auf etwas zu freuen: auf einen Tag draußen in Freiheit.
    Sein Pflichtanwalt hatte ihm mit dem Papierkram, mit dem Antrag auf Berufung geholfen und ihm erklärt, dass sich Berufungen in der ersten Instanz meist darauf begründeten, dass das Urteil entweder unverhältnismäßig sei oder die Beweislast nicht ausreiche. Er hatte den Rat des Anwalts angenommen – teilweise jedenfalls. Der ehrgeizige naive Idiot hatte gehofft, den Fall neu aufrollen zu können. Aber Bruce wusste von vornherein, dass die Berufung keine Aussicht auf Erfolg hatte, dass die Begründung zu fadenscheinig

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