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Gequält

Gequält

Titel: Gequält Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
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stehen dir nicht bei, wenn es ungemütlich wird. Sei klug, sei vorsichtig, mehr sage ich ja gar nicht.«
    Während der letzten Tage war Anders das Gespräch in Gedanken immer wieder durchgegangen. Manchmal fand er, dass seine Mutter recht hatte, dann wieder, dass sie nicht wusste, wovon sie sprach. Feige Schreiberlinge hatten nichts beizutragen, egal, wie gut sie sich ausdrückten.
    Diese Glossen waren seine Chance. Wenn er dabei jemandem auf die Zehen trat, ließ sich das nicht ändern. Eine gut formulierte Gemeinheit erfreute die meisten, eine harmlose Nettigkeit niemanden. Und überhaupt, inwiefern war es sympathischer, über Leute herzuziehen, die noch lebten? Die konnten sich auch nur in den seltensten Fällen verteidigen. Und den Toten konnte es doch egal sein. Obwohl er einsah, dass es etwas anrüchig war, schlecht über sie zu reden.
    Andererseits hatte er Kent an keiner Stelle namentlich genannt. Weder ihn noch den Journalisten, der den Artikel verfasst hatte. Er hatte nicht einmal erwähnt, in welcher Zeitschrift der verlogene Blödsinn erschienen war.
    Anders schaltete den Computer ein und begann zu schreiben.
    Literaturkritiker erinnern an Sportkommentatoren. Sie verbreiten Allgemeinplätze, regen sich künstlich auf und übertreiben ständig. Ist etwas nicht fantastisch, dann ist es lausig, dazwischen gibt es nichts. In der Bastion der Kultur versammelte sich gestern eine Gruppe selbstgefälliger Exhibitionisten, die sämtlich  …

44
    »Also, was sollen wir tun?«, fragte Matte.
    »Tun?«, fragte Sara. »Nichts. So wenig wie möglich. Wenn Conny langsam krepiert, ist es ja wohl kaum unsere Aufgabe, sein Leiden zu verkürzen. Aber wir tun klug daran, die Augen offen zu halten.«
    »Du meinst, dass er zurückkommen könnte?«
    »Ich traue ihm das zwar nicht zu, aber mit dem baldigen Tod vor Augen hat er nichts zu verlieren. Man kann nie vorsichtig genug sein. Hat er irgendwelche Freunde?«
    Matte zuckte mit den Achseln.
    »Weiß nicht. Henk hat ihn angeschleppt.«
    »Er hing in den Clubs rum?«
    Matte nickte.
    »Hör dich doch noch mal bei den Mädchen um«, meinte Sara und senkte die Stimme, um zu signalisieren, dass die Diskussion beendet war.
    »Klar.«
    Matte nickte beflissen, machte jedoch keine Anstalten zu gehen. Sara sah ihn fragend an.
    »Ja?«
    Matte trat von einem Fuß auf den anderen.
    »Was, wenn die Polizei Fragen stellt?«
    Sara lehnte sich auf ihrem Bürostuhl zurück.
    »Du meinst, wann wir wo waren? Dann ist es das Beste, sich an nichts zu erinnern.«
    »Und wenn uns jemand gesehen hat?«
    »In Bjuv? Dann hätten sie sich schon längst gemeldet. Sollte es ihnen wider Erwarten doch gelingen, einen Zeugen aufzutreiben, sagen wir, dass wir Conny in einer anderen Angelegenheit sprechen wollten, aber wieder kehrtgemacht haben, weil niemand zu Hause war.«
    »Und das fällt uns erst ein, wenn sie uns mit Beweisen konfrontieren?«
    »Weil wir Angst hatten, verdächtigt zu werden, in Monas Tod verwickelt zu sein. Wir haben schließlich auch die Zeitung gelesen und waren genauso schockiert wie alle anderen.«
    »Die Überwachungskameras auf der Öresundbrücke haben uns sicher erfasst.«
    »Ja und? Wir waren bei deiner Mutter und haben uns von dieser Schwuchtel interviewen lassen. Du erinnerst dich ebenso vage, wie wenn dich jemand fragt, was du letzten Mittwoch gemacht hast.«
    »Letzten Mittwoch?«
    »Siehst du, die Tage verschwimmen.«
    Sara legte die Füße auf den Schreibtisch und fuhr fort.
    »Wie geht es ihr denn? Hat sie sich von der Glosse erholt?«
    »Mama? Nein, sie jammert immer noch und verlangt, dass ich was unternehme, das nicht auf sich beruhen lasse.«
    Sara sah ihn an.
    »Was?«, sagte Matte. »Ich kann verdammt noch mal nichts unternehmen.«
    Sara hob beschwichtigend beide Hände, aber Matte ließ sich nicht beruhigen.
    »Sag schon. Er ist Journalist. Wenn ich ihm auch nur ein Härchen krümme, gibt das Schlagzeilen.«
    Sara musterte ihn eingehend, sicherlich eine halbe Sekunde zu lang und ganz offenbar kritisch, ehe sie die Füße vom Schreibtisch nahm und ohne Überzeugung nickte.
    »Du hast sicher recht.«
    Sie schaute auf ihre Papiere.
    »Ich muss arbeiten.«
    Das Gespräch war beendet. Es spielte keine Rolle, dass sie miteinander schliefen. Matte konnte ohne Saras Zustimmung nicht ungebeten in ihrer Gesellschaft verweilen oder sich auch nur hinsetzen. Das Machtverhältnis war deutlich definiert. Sara hatte das Sagen, Matte gehorchte. Nur wenn er gekränkt war, warf sie

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