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Gequält

Gequält

Titel: Gequält Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
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einfach schön, dachte er und wünschte sich, dass dieses Gefühl ewig währte. Dafür wäre er inzwischen fast bereit, den Traum von Familie und Kindern zu opfern. Er wollte im Zentrum der Ereignisse stehen und seine Spalten schreiben. Das war viel besser, als in seinem einsamen Kämmerlein Bücher zu schreiben, Bücher, die niemand las und deren Haltbarkeit sich mit der von Sauerrahm vergleichen ließ.
    Im nächsten Moment fiel sein Blick auf einen in die Jahre gekommenen Musikkritiker. Er hatte dieselbe Frisur und dieselben Kleider wie die Künstler, die er zu seiner großen Zeit einmal interviewt hatte. Das war traurig und lächerlich.
    Anders schüttelte sich, und er gelobte, die Zeitung spätestens im Laufe der nächsten drei Jahre wieder zu verlassen.

47
    Matte nahm die Schnellbahn von Arlanda zum Stockholmer Hauptbahnhof. Er fand ein Café mit Aussicht über den Eingangsbereich des Zeitungshauses. Dann rief er in der Telefonzentrale der Redaktion an und bat darum, mit Anders Malmberg verbunden zu werden.
    »Und wen darf ich melden, bitte?«
    »Sven Niemand.«
    Die Telefonistin stellte das Gespräch durch.
    »Anders.«
    Die Stimme klang unbeschwert und selbstsicher.
    »Hallo, ich heiße Sven Niemand und bin von der Polizei Stockholm. Ehe ich weiterspreche, hätte ich gerne gewusst, ob Sie der Anders Malmberg sind, der in der Odengatan 40 wohnt?«
    Matte hatte den Namen im Internet gegoogelt, und nur einer der Treffer war im selben Jahr wie sein Bruder geboren. Es gab eine Adresse, aber keine Telefonnummer.
    »Das stimmt«, sagte Anders. »Worum geht es?«
    »Entschuldigen Sie die Störung, aber einer Ihrer Nachbarn hat uns alarmiert, dass Ihre Wohnungstür offen steht. Offenbar hatten Sie ungebetene Gäste, und es sieht etwas unordentlich aus. Ich wollte gerade hinfahren und dachte, dass es gut wäre, wenn wir uns dort treffen und eventuell die Anzeige vor Ort aufnehmen könnten.«
    »Ja, ja, natürlich.«
    Jetzt klang Anders gestresst.
    »Was meinen Sie  … wie lange brauchen Sie etwa?«
    »Ich breche sofort auf. Ich bin in zwanzig Minuten dort.«
    »Okay, aber regen Sie sich nicht auf. Vermutlich ist es nicht so schlimm.«
    Matte schaute auf die Uhr. Exakt eine Minute und vierzig Sekunden später verließ Anders Malmberg mit raschen Schritten das Zeitungshaus und hielt auf der Straße ein Taxi an. Matte trank einen letzten Schluck von seinem Kaffee, trat auf die Straße und tat es ihm nach.
    Als Matte die Adresse erreichte, war Anders bereits in der Haustür verschwunden. Matte drückte auf die Klingel der Gegensprechanlage.
    »Ja?«
    »Sven Niemand, Polizei Stockholm.«
    »Kommen Sie rein.«
    Matte nahm den Fahrstuhl und klingelte an der Wohnungstür. Anders Malmberg, der wie die meisten Journalisten in Wirklichkeit hässlicher war als auf dem offiziellen Foto, öffnete ihm.
    »Kommen Sie rein«, sagte er. »Sehr seltsam. Die Tür war abgeschlossen, und von einem Einbruch ist auch nichts zu sehen.«
    Er schaute Matte an, und ihm dämmerte erstmals, dass irgendetwas nicht stimmte. Der angebliche Polizist sah nicht aus wie ein Polizist. Außerdem lächelte er. Matte trat auf Anders zu und packte ihn an den Haaren.
    »Du hast eine Menge Mist geschrieben«, sagte er und knallte Anders’ Gesicht gegen die Wand.
    Der Knorpel seines Nasenbeins gab laut knirschend nach.
    »Kapierst du, was ich sage?«
    Matte knallte Anders’ Gesicht ein weiteres Mal gegen die Wand und bewegte es dann hin und her, als wollte er mit seinem Blut die Wand bemalen.
    »Ich habe gesagt: Kapierst du, was ich sage?«
    Anders versuchte lallend zu bejahen, konnte aber nicht einmal mehr aufrecht stehen. Als Matte seine Haare losließ, brach er zusammen. Breitbeinig stellte sich Matte über ihn.
    »Wie soll ich wissen, ob du mich verstanden hast, wenn du nicht ordentlich antwortest? Vielleicht solltest du erst einmal ordentlich reden lernen und anderen das Schreiben überlassen? Warte! Mal sehen, ob ich dir helfen kann.«
    Matte ging in die Hocke. Er nahm Anders’ rechte Hand, öffnete sie und packte seine Finger. Ehe er sie ihm brach, drückte er seine andere Hand auf Anders’ Mund, um den Schrei zu dämpfen, der unweigerlich kommen würde. Er ließ seine Hand auf Anders’ blutigem Mund liegen, bis der Schrei in Wimmern überging.
    »Beachte, dass ich deinen Daumen verschont habe«, sagte Matte, ging in die Küche und spülte sich die Hände ab.
    Er zog seinen Ärmel herunter und wischte eventuelle Fingerabdrücke vom Wasserhahn, als

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