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Gequält

Gequält

Titel: Gequält Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
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um.
    »Bist du dir sicher, dass du nichts brauchst? Der Kühlschrank war fast leer.«
    »Ich komme zurecht. Trotzdem vielen Dank.«
    Åsa trat auf ihn zu und umarmte ihn.
    »Mama, die Hand.«
    »Oh, Entschuldigung.«
    »Kein Problem.«
    Åsa nickte.
    »Dann gehe ich jetzt. Und wenn was ist, ruf einfach an.«
    Anders begleitete sie in die Diele und machte dann die Tür hinter ihr zu und schloss sie ab. Er ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Nichts reizte ihn. In der Speisekammer fand er eine Flasche Verdünnsaft. Er musste sie sich zwischen die Knie klemmen, um den Verschluss aufzuschrauben. Viele Dinge waren mit nur einer Hand plötzlich schwierig.
    Mit einem Glas Saft trat er ans Fenster und schaute auf die Straße. Seine Hand schmerzte, und er überlegte, ob er eine Schmerztablette nehmen sollte. Dann könnte er aber nichts mehr trinken. Dabei hatte er ernsthaft in Betracht gezogen, sich Mut anzutrinken und zu sehen, wie er dann dachte.
    Es klingelte. Vermutlich hatte seine Mutter etwas vergessen. Anders stellte das Glas beiseite und ging in die Diele zur Gegensprechanlage.
    »Ja?«
    »Hallo, ich bin’s, Calle Collin. Endlich. Jedes Mal, wenn ich an Ihrem Haus vorbeigegangen bin, habe ich geklingelt. Wir müssen miteinander reden.«
    Anders brachte kein Wort über die Lippen.
    »Es ist wichtig. Ich will mit Ihnen reden, ehe ich weitere Schritte unternehme.«
    Anders machte das Licht aus, trat einen Schritt zurück und starrte die Gegensprechanlage an. Er war erst zehn Minuten zu Hause, und schon hatte ihn der Albtraum wieder im Griff.

66
    Die Stockholmer Polizei war alles andere als dankbar, sie nahmen ihn nicht einmal ernst. Karlsson erläuterte sein Anliegen, beschrieb die Verbindung und das mögliche Motiv: Anders Malmberg hatte Calle Collin lächerlich gemacht. Deswegen hatte Calle Collin ihn in seiner Wohnung aufgesucht und zusammengeschlagen. Anschließend hatte Calle Collin eine andere Person der Tat bezichtigt, um selbst ungeschoren davonzukommen.
    »Klingt spannend«, antwortete Stockholm amüsiert. »Aber wieso mischt er sich dann in die Ermittlung ein, wenn er selbst der Täter war? Wir wissen, dass Mattias Svensson an dem fraglichen Tag nach Stockholm geflogen ist. Seit einigen Stunden liegt uns auch die Zeugenaussage eines Taxifahrers vor, der Mattias Svensson zu Anders Malmbergs Adresse gefahren hat. Außerdem wohnt Calle Collin bei Anders Malmberg um die Ecke, es ist also durchaus möglich, dass er zufällig dort vorbeiging.«
    »Ach wirklich«, erwiderte Karlsson enttäuscht.
    »Aber danke, dass Sie angerufen haben«, fuhr Stockholm unaufrichtig und mit unverhohlenem Spott fort. »Melden Sie sich bitte, wenn Sie weitere Tipps haben.«
    Sie lachten ihn aus. Er reichte ihnen die Hand, bot seine Dienste an, und sie dankten es ihm mit Spott. Karlsson legte auf.
    »Und?«, fragte Gerdin.
    »Tja, sie haben sich eher auf eine andere Spur eingeschossen. Was Neues von Conny?«
    »Nee.«
    Karlsson streckte die Hand nach dem Stift für das Whiteboard aus. Gerdin erhob sich rasch.
    »Ich muss noch was erledigen«, sagte er und eilte nach draußen.
    Calle wartete sicher eine Viertelstunde vor der Tür, bis ein anderer Mieter das Haus verließ und er es endlich betreten konnte. Er nahm den Lift zu Anders’ Stockwerk und drückte auf die Klingel. Es war nichts zu hören. Er klopfte mehrmals, kniete sich schließlich hin und sprach durch den Briefschlitz in der Tür.
    »Anders, wir müssen miteinander reden. Bitte, machen Sie auf und hören Sie mir zu. Sie brauchen keine Fragen zu beantworten und nichts zu sagen. Sie sollen mir nur zuhören. Es ist wichtig.«
    Anders öffnete. Etwas verlegen trat er einen Schritt beiseite und hielt die Türe auf.
    »Danke«, sagte Calle und trat ein.
    Sie musterten einander.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte Calle.
    »Hm«, erwiderte Anders kryptisch.
    Calle deutete auf Anders’ vergipste Hand.
    »Das kommt doch wieder in Ordnung, oder? Ich meine, mit den Fingern?«
    Anders nickte.
    »Ich war ein paar Mal hier«, sagte Calle. »Aber Sie waren nie zu Hause.«
    »Ich war bei meinen Eltern. Sie waren ja auch schon dort.«
    »Stimmt.«
    »Was wollen Sie?«
    »Ich möchte mit Ihnen über die jüngsten Ereignisse sprechen.«
    Anders füllte die Lunge mit Luft, er machte sich mental größer. Calle hielt die Hände hoch, um ihn zu beruhigen.
    »Sagen Sie nichts, hören Sie einfach nur zu.«
    Anders atmete mit einem Seufzer aus.
    »Ich weiß, dass Mattias Svensson hier

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