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Gequält

Gequält

Titel: Gequält Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
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Spitze.
    »Darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen«, erwiderte er. »Die dänische Polizei hat sich kürzlich bei mir gemeldet.«
    Jörgen blickte interessiert auf.
    »Sie wollen, dass ich eine Aussage zum Telefonanruf der Puffmutter mache.«
    »Die verdeckte Drohung?«
    »Ja. Sie greifen jetzt offenbar nach jedem Strohhalm. Sie sind der Überzeugung, dass Mattias nur eine Weisung Sara Vallgrens befolgt hat, und jetzt, wo feststeht, dass Mattias der Täter war, wollen sie herausfinden, ob sich zwischen der Körperverletzungssache und ihrem Anruf bei mir eine Verbindung herstellen lässt.«
    »Was hat sie eigentlich genau gesagt?«
    »Nur, dass sie mich genauestens im Auge behalten werde. Als ich antwortete, dass ich nicht verstünde, was sie meine, erwiderte sie, das täte ich durchaus, denn ich sei einsichtig und klug und keiner von denen, die einfach unbegründete Anklagen vorbrächten.«
    »Sie hat dich davor gewarnt, auszusagen?«
    »Ja. Außerdem hat sie noch gesagt, sie habe Freunde in Stockholm, denen sie mich vorstellen könne.«
    »Und das hast du als eine Drohung aufgefasst?«
    »Ja, allerdings. Daran bestand kein Zweifel.«
    »Und wie soll das enden, wenn du mit der dänischen Polizei redest?«
    Calle zuckte mit den Achseln.
    »Das ist mir egal, da scheiße ich hochachtungsvoll drauf. Ich habe nicht vor, mich von irgendwelchen Halbstarken einschüchtern zu lassen. Ich fliege morgen hin. Ich vermute, sie wollen meine Glaubwürdigkeit prüfen.«
    Jörgen lehnte sich zurück und sah seinen Freund beeindruckt an.
    »Du bist wirklich mutig.«
    »Frisch gefickt. Und wir wissen ja beide, wie sich ein aktives Sexleben auf das Selbstbewusstsein eines Mannes auswirkt.«
    »Ich leider nicht«, entgegnete Jörgen, »den besten Sex habe ich immer mit mir selbst.«

74
    Margit Svensson fuhr mit dem Bus nach Helsingborg, von dort mit der Fähre nach Helsingör und dann mit dem Zug nach Kopenhagen. Die grüne Landschaft zog wie ein Film am Fenster vorbei, und die dänische Stimme, die die Namen der Haltestellen ansagte, klang unwirklich. Als sie sich zu der Adresse begab, die sie sich notiert hatte, kam es ihr vor, als berührten ihre Füße kaum den Boden. Sie suchte auf dem Schild nach dem Namen der Firma und klingelte. Eine dänische Männerstimme erklang aus der Gegensprechanlage, und Margit nannte ihren Namen. Vermutlich hatte er sie nicht verstanden, weil er fragte, worum es ginge, dann wurde die Verbindung unterbrochen. Glücklicherweise kam gerade jemand, der in dem Gebäude zu arbeiten schien. Er gab den Code ein und hielt Margit die Tür auf. Margit trat ein und fuhr mit dem Fahrstuhl ins richtige Stockwerk. Hinter einer Glastür sah sie einen elegant gekleideten Mann. Sie winkte ihm zu. Mit gestresster Miene kam er an die Tür.
    »Sara Vallgren ist gerade in einer Besprechung«, sagte er auf Dänisch.
    »Ich kann warten«, erwiderte Margit.
    »Die Besprechung dauert den ganzen Tag.«
    Seine Stimme klang gepresst und nervös, als fühle er sich durch Margit bedrängt.
    »Ich muss mit ihr sprechen. Ich bin Mattias’ Mutter.«
    Hinter dem Mann ging eine Tür auf, und Sara Vallgren erschien. Mit betrübter Miene trat sie auf Margit zu und umarmte sie lange und herzlich. Dann legte sie ihr einen Arm um die Schultern und führte sie in ihr Büro. Sie warf dem Sekretär einen Blick über die Schulter zu, hielt fünf Finger in die Luft und schloss die Tür.
    »Ihn trifft keine Schuld«, sagte Sara. »Ich hatte ihm mitgeteilt, dass ich keinen Besuch verkrafte. Alles steht Kopf, es ist so unwirklich. Ich wollte dich längst anrufen, konnte mich dann aber doch nicht dazu durchringen. Ich habe das Gefühl, dass es meine Schuld ist.«
    Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und weinte beinahe. Margit zog sie an sich und hielt sie ganz fest.
    »Der Mann im Hotel hatte Geld gestohlen«, fuhr Sara erregt fort. »Ich vermute, Matte hatte einen Tipp erhalten, wo er sich versteckte, und hat ihn aufgesucht, um mit ihm zu reden. Das muss dann ausgeartet sein.«
    Sie rang schluchzend nach Luft.
    »Wenn ich nur davon gewusst hätte  … «
    Margit machte beruhigende Geräusche und wiegte sie hin und her.
    »Niemand ist schuld. Wir müssen uns gegenseitig trösten.«
    Sara wurde von Schluchzern geschüttelt.
    »Ich hätte so gerne ein Kind mit ihm gehabt.«
    »Schhh.«
    Nach zehn Minuten klopfte der Sekretär vorsichtig an die Tür und erinnerte an eine bevorstehende Besprechung. Sara sah Margit unglücklich an und

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