Gequält
entschuldigte sich. Es bleibe ihr nichts anderes übrig. Sehr viele Dinge müssten geregelt werden, Matte habe eine große Lücke hinterlassen, nicht nur in ihrem Herzen, sie habe nie einen besseren oder loyaleren Kollegen gehabt.
Margit hatte Verständnis, und Sara begleitete sie zur Tür. Sie betrachteten einander voller Mitgefühl, bis sich die Lifttüren schlossen und sie trennten.
Sara kehrte ins Büro zurück und wandte sich an ihren Sekretär.
»Wenn sie noch mal kommt, bin ich nicht hier. Kapiert?«
»Ja.«
»Und fünf Minuten sind fünf Minuten und nicht zehn. Okay?«
75
David löffelte den Eisbecher leer und betrachtete Calle am anderen Ende der Couch.
»Vorbildlich? Haben sie das gesagt?«
Calle nickte zufrieden.
»Sie sagten, ich sei besonnen und sachlich, deutlich und überzeugend. Ein Starzeuge.«
»Aber im Grunde genommen hat sie doch gar nichts gesagt? Ich meine, die Frau, die dich angerufen hat. Sie hat doch nur gesagt, dass sie Freunde in Stockholm hat?«
»An sich schon. Aber es kann kein Zweifel daran bestehen, dass sie mich warnen wollte.«
»Und jetzt wirst du also vor Gericht aussagen?«
»Irgendwann schon, ja.«
David stellte den Eisbecher auf den Tisch und streckte seine Beine zu Calle hinüber.
»Hm«, sagte er.
»Wie, hm?«
»Ich finde das etwas dürftig.«
»Das ist dürftig. Wertlos. Aber es ist trotzdem ein Beispiel dafür, wie sie arbeitet.«
»Arbeitet? Willst du das, was sie tut, Arbeit nennen?«
»Nein.«
»Sich gegenseitig in einem Hotel umnieten. Das sind Gangsterallüren. Ich finde dich mutig.«
»Sag das nicht, dann bekomme ich Angst.«
»Im Ernst. Ich finde, das ist wirklich stark von dir. Die meisten würden den Mund nicht aufmachen.«
»Das hat Jörgen auch gesagt. Die dänischen Polizisten haben mir auf die Schulter geklopft, als sei ich ein Held. Muss ich mir Sorgen machen?«
»Nein«, erwiderte David. »Du hast allen Grund, stolz zu sein.«
76
»Ist die Hure mit Matte dorthin gegangen?«, fragte Karlsson. »Oder war sie bereits mit Conny dort?«
»Sie war mit Conny dort. Sie hat eine SMS an Matte geschickt, kurz bevor er dort aufkreuzte.«
»Sie hat Conny also ans Messer geliefert. Ein schwacher Trost für Mattes Mutter ist immerhin, dass er sie nicht erschossen hat.«
Gerdin runzelte die Stirn.
»Genau.«
»Was?«, fragte Karlsson.
»Die Polizei hat in Mattes Büro eine Zeitschrift gefunden, die Mona Björklund gehört hatte, ein Exemplar des Familienjournals .«
»Jetzt komme ich nicht mit.«
»Monas Name stand auf der Rückseite, es war an sie in Bjuv adressiert. Sie hatte ein Abo.«
»Und?«
»Die Zeitschrift war ein paar Tage vor ihrem Mord verschickt worden.«
»Und das bedeutet?«, fragte Karlsson.
»Dass Matte am Tag vor ihrer Ermordung oder am gleichen Tag bei Mona zu Hause gewesen sein muss.«
»Unglaublich!«
»Das bedeutet aber nicht, dass er sie auch erdrosselt hat. Er kann dabei gewesen sein, als sie ermordet wurde. Ich kann mir nur schwerlich vorstellen, dass er sie erst erwürgt und dann ihren Zeitungsstapel auf der Suche nach geeigneter Lektüre durchgeht.«
»Könnte ihm jemand die Zeitschrift untergejubelt haben?«
Gerdin zuckte mit den Achseln.
»Seine Fingerabdrücke befanden sich auf der Zeitung. Er hat also nachweislich in ihr geblättert.«
»Seltsam.«
»Ja.«
»Jedenfalls ist so seine Verbindung zum Tatort hergestellt.«
Gerdin verstand nicht.
»Es wäre doch nett, wenigstens diesen Fall abzuschließen. Aber natürlich, wir dürfen auch nichts überstürzen.«
»Ich finde, wir sollten uns noch einmal mit Sara Vallgren unterhalten«, meinte Gerdin. »Immerhin war sie zusammen mit Mattias in Schweden. Wenn er Mona in Bjuv besucht hat, spricht alles dafür, dass sie zusammen mit ihm dort war.«
»Du hast recht«, meinte Karlsson. »Es ist an der Zeit für eine neue Plauderstunde mit der Dänin.«
Sara wusste nicht so recht. Ihr Gegenüber war von einem anderen Kaliber als Matte. Kalt und intelligent, aber auch selbstständig und schwer einzuschätzen. Durchaus jemand, den man gerne auf seiner Seite hatte, möglicherweise auch an seiner Seite. Die Frage lautete, ob sie ihn zu bändigen vermochte oder ob er langfristig eine Bedrohung darstellte. Kemal Farci verwaltete seit drei Jahren Odense, ja, ganz Fünen, und zwar mit solcher Souveränität, dass er nunmehr nach der Stadt benannt wurde.
Was die Umsätze betraf, brachte Odense den größten Profit ein. Er war siebenundzwanzig Jahre alt und hatte
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