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Geräusch einer Schnecke beim Essen

Geräusch einer Schnecke beim Essen

Titel: Geräusch einer Schnecke beim Essen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Tova Bailey
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als meine eigene zweibeinige oder die vierbeinige meines Hundes.
    «Auf diesem Schleyme gleytet die Schnecke dahin… wie auf einem Teppich», schrieb Oliver Goldsmith. Der Zoologe T. H. Huxley, Autor von Practical Biology [Einführung in die Biologie] , schrieb 1902, die «wellenartigen Kontraktionen» des Schneckenfußes seien «so fein abgestimmt… dass das Tier ganz bequem über eine messerscharfe Kante kriechen kann».
    Einige innovative Forscher in den Niederlanden haben sich von der schleimbasierten Fortbewegung der Schnecken inspirieren lassen. Sie arbeiten an der Entwicklung eines winzigen Roboters, der sich nach Art einer Schnecke durch die von Schleim bedeckten menschlichen Gedärme bewegen kann und Darmspiegelungen weniger unangenehm machen soll. Ich fragte mich, welche Eigenschaften der Schnecke wohl sonst noch in die Bionik Einzug halten würden.
    Der Kriechschleim ist ein unglaublich wirksames Gleit- wie auch Haftmittel, was erklärt, warum meine Schnecke weiches Moos überqueren, kopfüber ein Blatt hinunterkriechen oder unter Missachtung der Schwerkraft hoch oben an der Glaswand des Terrariums schlafen oder an der Spitze eines Farnwedels hängen konnte. Bevor die Schnecke neben meinem Bett erschienen war, hatte mich die Idee der Deckenkunst beschäftigt. Ich hatte mir verschiedene Methoden ausgedacht, wie man Bilder sicher an der horizontalen weißen Fläche über mir befestigen könnte. Vielleicht war ja Schneckenschleim die Lösung.
    Die Klebkraft von Schleim in Zusammenwirkung mit einem muskulösen Fuß bringt ein Lebewesen von olympischem Kaliber hervor, wie E. Sandford 1886 in The Zoologist: A Monthly Journal of Natural History [Der Zoologe: Monatshefte zur Naturgeschichte] dokumentiert:
     
    Experimente zur Erprobung der Kraft von Schnecken
     
    Als ich eines Abends beobachtete, wie eine ganz gewöhnliche Schnecke die Jalousie hinaufkroch, kam mir der Gedanke, zu erproben, welches Gewicht sie wohl hinter sich herziehen könnte… Ich befestigte vier Garnrollen, die zufällig auf dem Tisch lagen, an ihrem Gehäuse… Dann wog ich die gesamte Last und kam auf ein Gewicht von 67,5 Gramm, während die Schnecke selbst nur 7,5 Gramm wog. Sie konnte also das Neunfache ihres Eigengewichts heben! Dann führte ich ein Experiment mit einer anderen, etwas größeren Schnecke durch, die ungefähr 10 Gramm wog und ihre Last horizontal über den Tisch zog. Ich befestigte zwölf Garnspulen an ihr, außerdem eine Schere, einen Schraubenzieher, einen Schlüssel und ein Messer, was zusammen ein Gewicht von 510 Gramm beziehungsweise das Einundfünfzigfache ihres Gewichts ergab. Dieselbe Schnecke konnte mit einer an ihrem Gehäuse befestigten Last von 120 Gramm die Decke entlangkriechen. Als nächstes ließ ich sie mit einer anderen, gleich schweren Schnecke im Schlepptau an einem ganz normalen, frei schwingend aufgehängten Faden hinaufklettern, was sie sichtlich mühelos bewältigte. Sodann erprobte ich sie an einem einzelnen, waagerecht gespannten Pferdehaar, doch die Überquerung dieser schmalen Brücke forderte sie schon ohne zusätzliche Last vollauf.
     
    Wo blieb da der Tierschutzverein? Anscheinend achtete er nicht so genau auf Schnecken. Vielleicht war die Weigerung der größeren Schnecke, eine Last über das Pferdehaar zu ziehen, zumindest teilweise schlicht ihrer Erschöpfung nach der Teilnahme an so vielen Experimenten zuzuschreiben.
    Schnecken nutzen oft ihre eigene Spur oder die einer anderen Schnecke ein weiteres Mal, um weniger Schleim produzieren zu müssen. Über Pheromone in der Spur können sie erkennen, ob diese sie zu einem Feind, Freund oder potentiellen Geschlechtspartner führt. Einige Landschnecken «galoppieren» sogar, indem sie den vorderen Teil ihres Kriechfußes anheben und dann nach vorn springen, so dass sie eine gestrichelte Spur hinterlassen. Auf diese Weise können sie Schleim sparen, aber auch einen Räuber überlisten. Die Schnecken einer bestimmten Art können sich, wenn sie Angst haben, auf dem hinteren Teil ihres Fußes aufrichten und rasante fünfundvierzig Zentimeter pro Minute vorwärtsgleiten.
    Es war eine unbehagliche Vorstellung, von Kopf bis Fuß von solch einer glitschigen, klebrigen Substanz bedeckt zu sein. Aber meine Schnecke, so dachte ich mir, empfände wahrscheinlich eine ähnliche Aversion bei der Vorstellung, sich auf einem heißen Sandstrand zu sonnen. Die Evolution hat zu unseren gegensätzlichen Hautanatomien und in der Folge auch zu gegensätzlichen

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