Geraeuschkiller - Mutige Liebe
seine Hand auf ihren Arm. »Sie wird bald zurückkommen. Das sagt mir mein
Instinkt.« Anna tat ihm aufrichtig leid. Aber er hatte keine Wahl. »Wenn es
dich beruhigt, morgen Mittag werden wir die Fahndung einleiten.«
»Eine
Großfahndung!«
»Anna, wie
stellst du dir das vor? Wir sind nur noch zwei Mann hier! Ich und Mohrmann!«
Anna
wankten die Knie. Sie musste sich setzen.
»Du wirst
sehen, sie wird schon auftauchen, unsere kleine Abenteurerin!« Manger versuchte
zuversichtlich zu klingen.
Ramida
Clara fiel
ein Stein vom Herzen, als sie die Bibliothek wieder betraten. Sie blinzelte ins
Sonnenlicht. Der betäubende Duft steckte ihr noch immer in der Nase und im Hirn.
Sie fiel auf den Stuhl und legte den Kopf auf die Tischplatte, in ihren Ohren
pochte und dröhnte es. Wie aus weiter Ferne hörte sie Dragu sagen:
»Es ist
nicht alles verloren, Clara.«
Sie hasste
diesen Kerl, wie sie noch nie jemanden gehasst hatte. Und doch hörte sie auf
einmal in seiner Stimme etwas, was sie aufhorchen ließ. War es eine Spur von
Wärme? Gab es doch noch Hoffnung?
Sie hob den
Kopf. Er saß ihr gegenüber und beobachtete sie. »Wenn du das Geheimnis des grünen
Smaraggs mit dem roten Siegel enträtselst, dann …«
»Was ist
dann mit Pedro?«, fragte Clara. »Kann ich …?«
»Du kannst
ihm … helfen, … vielleicht.«
Ihr Blick
wanderte über die Smaraggs. Ein grünes mit rotem Siegel konnte sie nirgends
entdecken.
Sie seufzte.
Das schaffe ich nie! Niemals! Aber ich muss dich da rausholen Pedro, ich muss
es versuchen, und wenn ich dabei ... ! Plötzlich kamen ihr die Worte Knuts in
den Sinn: › Nichts ist unmöglich, wenn du feste daran glaubst. ‹ Der gute
alte Knut! Und plötzlich spürte sie das vertraute Prickeln wieder, das sie von
ihren Entdeckertouren kannte! Ihre Schultern strafften sich, sie holte tief
Luft und blies sie durch die Lippen wieder aus.
»Ich
versuch’s«, sagte sie leise.
Dragu sah
sie wieder mit diesem seltsam leblosen Blick an, der durch sie hindurchging,
als wäre sie aus Glas.
»Gut«, sagte
er. »Fangen wir an.«
Er ging
hinüber zum Bücherregal und als er sich wieder ihr zuwandte funkeltees
vor seinen Augen tiefgrün. Clara stockte der Atem. Zwischen Mittelfinger und
Daumen hielt er einen großen Smaragd. Sonnenstrahlen durchdrangen den Edelstein
und warfen grüne Blitze auf Dragus Gesicht.
Behutsam,
fast zärtlich legte er ihn auf den Tisch.
Clara
zuckte zusammen. Der Smaragd machte plitsch , wie ein großer Wassertropfen, als er auf der
Tischplatte aufkam! Sie fixierte ihn angstvoll und fasziniert zugleich.
Der
rätselhafte Smaragd pochte - wie ein Vogelherz, so zart .
Je länger
sie ihn betrachtete, umso mehr kam es ihr so vor, als ziehe er ihren Blick in
eine unendliche magische Tiefe, in die grünen Tiefen des Meeres hinab. Sie
schloss die Augen. Du fantasierst! Behalt die Nerven!, flüsterte sie. Sonst ist
alles aus! Sie öffnete zaghaft die Augen und bemerkte ein haarfeines rotes
Siegel, das den Smaragdtropfen umschloss.
Dragu
beobachtete sie, als wollte er sie bis auf den Grund ihrer Seele erforschen. Er
zog eine Schublade unterhalb der Tischplatte auf und holte ein kleines Kästchen
aus Perlmutt heraus. Darin lag ein feiner Stab, der ebenfalls glänzte wie
Perlmutt. Er rollte ihn zwischen Zeigefinger und Daumen hin und her.
Da bewegte
sich etwas am unteren Ende des Stabes! Schob sich tastend nach draußen.
Algengrüne Fühler wie die die einer Meeresschnecke! Sie tasteten über das
rote Siegel und zogen sich wieder zurück. Das rote Siegel war aufgegangen!
Behutsam,
fast andächtig nahm er den Smaragdtropfen zwischen Mittelfinger und Daumen und
sagte: »Was immer du hörst, Clara, erzähl mir, was du siehst, und was du
fühlst, erzähl mir, was du spürst, was du riechst.«
Und mit
einem harten Unterton in der Stimme fügte er hinzu: »Es ist ein teuflisches Spiel,
Clara ... Drei Runden um Pedro zu retten, um dich zu retten. Drei Runden, die
entscheiden, ob die große Stille jemals enden wird ... Bist du bereit?«
Clara biss
die Zähne zusammen, dass sie knirschten, sie atmete tief durch und nickte.
Dragu
führte das grüne Smaragg mit konzentrierter Miene zum Mund und hauchte
bedächtig darüber.
In
dem Moment leuchteten violette Wirbel darin auf, die geschmeidig um sich selber
kreisten.
Und mit einem
Mal perlte eine Melodie aus dem Smaragg. Anrührend schön und sorglos klang sie,
etwas so Wunderbares hatte Clara noch nie gehört.
Im Nu war
die
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