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Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Titel: Geraeuschkiller - Mutige Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Severini
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nein,
hatte sie schon mit den ersten Worten versagt?  Sie nahm ihren ganzen Mut
zusammen, brachte aber nur ein Flüstern zustande. »Ja! Ein Mädchen spielt auf
... auf einem gläsernen Saiteninstrument, obwohl es solche Instrumente gar
nicht gibt. … Und dann tanzt ein Junge zu ihrer Musik, ... sie sind glücklich
miteinander ... sie lieben sich.«
    »Was hast
du beim Tanzen noch gehört?«, fragte Dragu und schlug die Beine übereinander.
An seinen Füssen klirrte es leise.
    »Da war ein
… ein leises metallisches Geräusch. Es hat geklungen wie … die Sporen an deinen
Stiefeln!«, sagte sie. »Der Junge trägt Reitstiefel, so wie du!«
    Dragu
stutzte. Verwundert sah er auf seine Stiefel. Für einen Moment kam Leben in
sein regloses Gesicht. Doch dann schaute er wieder mit diesem seltsamen starren
Ausdruck durch sie hindurch.
    »Und was
dann?«
    »Ich … ich
glaube, der Vater des Jungen kommt nach Hause. Er ist ein herzloser Mensch, er
schlägt den Jungen ins Gesicht.«
    Dragu löste
den Blick nicht von dem Smaragdtropfen.
    »Und die
Musik? Wie ist dann die Musik?«
    »Wie in
einem Krimi. Kurz bevor ein Mord passiert.«
    Dragus
Gesicht belebte sich, die Blässe verflog und seine Augen glänzten. So hatte sie
ihn noch nicht erlebt. »Was ist mit dem Mädchen?«
    »Der Vater hat
die beiden sehr verletzt. Ich glaube … sie spielt mit ihrer Musik, was sie
fühlt ... hammerheisse Wut.«
    »Ja«, sagte
Dragu. »So war es. Ich hatte es vergessen!« Eine steile Furche stand zwischen
seinen Augenbrauen. »Ich habe es vergessen! Wie kann das sein?« Er legte beide
Hände vor sein Gesicht und versank in Grübeln. »Ramida … ja... Ramida hieß das
Mädchen!«
    Er suchte
in seiner Erinnerung. Nach einer Weile sah er Clara an: »Ramida … sie liebte
die Klänge und die Geräusche - wie du. Und ihre ... ihre ... Glosumia.«
    »Ihre was?«
Clara wunderte sich. Was erzählte er da?
    Wie in
Trance fuhr Dragu fort: »Die Glosumia - so hieß ihr Instrument.« Er hielt inne.
»Wie komme ich nur auf diesen Namen? - Clara, du hast Recht, es bestand aus
Glas! Eine Muschel aus hauchdünnem Glas war es, so groß wie eine Geige. Das
Licht malte Regenbögen in sie hinein, die sich mit jedem Klang veränderten.«
    Seine Augen
leuchteten, das Instrument begeisterte ihn immer noch.»Acht Saiten aus
Löwendarm durchzogen den Glaskörper.«
    Clara
fasste Mut und sagte: »Das Instrument war aus Glas ... und trotzdem war es
unzerbrechlich.«
    Dragu
starrte sie an: »Woher weißt du das?«
    »Ramida hat
sehr heftig in die Saiten gegriffen in ihrer Wut, aber die Glosumia zerbrach
nicht, sie muss unzerbrechlich sein.«
    »Ja, Clara.
So war es! Jetzt erinnere ich mich wieder! Ramidas Großvater, ein
Instrumentenbauer, hatte das Glas in einem besonderen Verfahren geschmolzen und
gehärtet. Die Glosumia war unzerbrechlich, und doch schwangen und vibrierten
ihre Wände bei jedem Ton, als würde sie atmen. Ein einzigartiges Instrument.«
    Er fuhr
sich mit der Hand über die Augen. »Dass ich das alles vergessen habe! Wie ist
das möglich?« Es strengte ihn an, das, was damals geschehen war, ins Gedächtnis
zu holen.
    »Und es
stimmt, Clara, Ramida spielte alles, was sie fühlte auf ihrer Glosumia. Sie
fluchte und schimpfte und lachte mit ihrer Musik … Und wenn jemand sie sehr
verletzte, dann klang die Musik so bedrohlich, als steckte ein Nest voller
Giftschlangen in dem Instrument, so wie damals.«  Dragu hatte den
Gesichtsausdruck eines Menschen, der sich selbst zuhört wie einem Fremden.
    »Und du
hast das alles wirklich vergessen?« Clara musste an die schwarzen Smaraggs
denken. Hatte Goldmund auch an Dragu geknabbert? Aber er war putzlebendig, ein
bisschen blass sah er aus, und er hatte diesen merkwürdig abwesenden Blick,
aber sonst …
    »Ja … mir
ist, als wäre das aus einem anderen Leben.« Er brütete vor sich hin.
    »Du hast
Ramida sehr gern gehabt«, sagte Clara. Vielleicht so sehr, wie ich Pedro liebe,
dachte sie, und ihr Herz zog sich beim Gedanken an ihn zusammen.
    »Ja, sehr.
Warte ... es fällt mir wieder ein ... sie war blind von Geburt an. Ihre Eltern
geschieden. Ihre Mutter ... arbeitete als Tänzerin im Stadttheater, sie war
eine erfolgreiche Künstlerin. Aber meine Eltern konnten Ramida nicht leiden.
Die Tochter einer Schlampe sei kein Umgang für mich, sagten sie. Nur weil ihre
Mutter mit Tanzen ihren Lebensunterhalt verdiente.«
    Er stand
auf und ging unruhig hin und her. »Das ›Gedudel‹ ! Sie ertrugen ihre

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