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Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Titel: Geraeuschkiller - Mutige Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Severini
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das erklären? Wenn ich A gesagt habe, hat sie immer Z oder X
verstanden.«
    Er suchte
in seinem Gedächtnis nach dem kleinen Jungen, der er einmal war. »Irgendwann
habe ich es aufgegeben. Irgendwann habe ich aufgehört zu sprechen. Bis auf
dieses eine letzte Mal noch.«
    Er kniff
die Lippen zusammen und forschte in seiner Erinnerung. »Ich habe lange darum
gekämpft, dass sie mich gern hat. Aber es war … vergeblich … Ja, ich ging fort.
Ich musste Ramida suchen. Ohne sie war alles trostlos … Ich musste sie finden,
und wenn ich bis ans Ende der Welt gehen musste.« Er sah Clara direkt an. »Wie
lange ist das alles her? Ich weiß es nicht. Du hilfst mir, meine Erinnerung,
mein Leben wieder zu finden.« Er lächelte, aber es war ein schmerzliches
Lächeln.
    »Clara?«
    »Ja?«
    Er wartete,
biss sich auf die Unterlippe. »Und das Wasser, das …« Er stockte.
    »Ich weiß
es nicht!«, flüsterte sie. »Noch nicht«, fügte sie schnell hinzu.
    Er nahm
ihre Hände, die eiskalt und klamm waren, und drückte sie. »Clara «, sagte er,
»du weißt, was mit dir passiert, wenn … !«
    »Ich bin so
müde, Dragu.«
    »Clara! Das
ist deine letzte Chance!«
    Sie schlug
die Augen nieder. Was hatte es mit der Wasserflut auf sich? Sie wusste es
nicht. Hatte sie etwas mit der Traurigkeit zu tun, die plötzlich in ihr
aufgestiegen war? Vielleicht. Aber das musste sie erst noch ergründen, bevor
sie diese letzte Antwort gab, die alles entschied.
    Am liebsten
wäre sie im Erdboden versunken. Sie hatte versagt. Sie konnte Pedro nicht
helfen. Und Dragu auch nicht. Die Geräusche konnten nicht zurückkehren. Sie
spürte einen ziehenden Schmerz um das Herz herum.
    »Dragu, gib
mir noch ein bisschen Zeit! Nur ein bisschen«, sagte sie.
    Er stand
auf: »Gut. Aber ich muss dich hier einsperren.«
    »Nein ...
nicht, Dragu, bitte nicht! Ich laufe nicht weg!«
    »Okay, aber
du rührst dich nicht weg von hier!«
    Wie gut,
dass ich ihm das nicht versprechen muss, dachte sie. Er holte den schwarzen
Koffer unter dem Tisch hervor.
    »Was willst
du tun? Wirst du den Menschen jetzt die Sprache stehlen?«
    »Das geht
dich nichts an. Ich muss gehen!«, sagte er abweisend, nahm den Koffer und
schlug die Tür hinter sich zu.
    Sie lauschte.
    Dragu stieg in den
Keller hinunter.

Das schwarze Smaragg
     
    J Jetzt war sie allein mit dem grünen Smaragg.
    Sie
beobachtete es aus sicherer Entfernung.
    Es
strahlte in einem magischen tiefen Grün. Pochte so zart wie das kleine
Vogelherz in der Brust ihrer Wellensittiche.
    Sie
näherte sich ihm. Einen Schritt. Und noch einen Schritt. Jetzt war sie so nah,
dass sie es hätte berühren können. Aber das  wagte sie nicht. Wieder kam
es ihr so vor, als ziehe es sie in die grüne Tiefe des Meeres hinab.
    »Was ist dein Geheimnis? Sag es mir!«, flüsterte sie.
    Sie kannte
so viele Geräusche, so viele konnte sie nachmachen. Warum erriet sie gerade die
nicht, die über ihr Schicksal entschieden? Das Grollen und Beben, der
Feuersturm, die Wasserflut, der Riss, der durch das Eis schnellte. Sie
versuchte sie nachzuahmen, doch es gelang ihr nicht, die Wucht dieser Geräusche
zu treffen.
    Vielleicht
gab es etwas im Haus, das ihr weiterhalf? Vielleicht ... die schwarzen
Smaraggs? Ihre Gedanken überstürzten sich.
    Sie
lauschte in das Haus hinein.
    Alles war
still.
    Vorsichtig
schlich sie hinaus, stahl sich auf Zehenspitzen durch den endlos langen Flur,
vorbei an der Steintreppe, die in den Keller hinab führte, hinüber zu der schweren
Eichenholztür der Hauskapelle. Sie war nicht abgesperrt.
    Clara
atmete tief durch und trat mit weichen Knien ein.
    Der
wundersame, betäubende Duft von damals schlug ihr entgegen, benebelte ihr Hirn
wie eine Droge.
    Ihre
Augen mussten sich an das Dämmerdunkel gewöhnen. Dann sah sie sie. Hunderte
Ohren, aufgefädelt wie auf Perlenschnüre, baumelten von der Decke fast bis zum
Boden. Sie
schimmerten fahl im Dämmerlicht.
    Clara
verkrallte die Hände ineinander, bis ihr die Fingernägel ins Fleisch schnitten.
Um jeden Preis musste sie ihre Panik bezwingen.
    Und jetzt
pfeifen, dachte sie, Dragus Pfeifen. - Wie hatte es sich angehört? Sie ahmte es
nach. Ein leises schwirrendes Pfeifen.
    Nichts
rührte sich.
    Die Ohren
verharrten regungslos, lauschten. Die Wächter der schwarzen Smaraggs. Hatte sie
das Pfeifen nicht richtig in Erinnerung? Sie versuchte es noch einmal.
    Und da –
der Ohrenvorhang schwebte zur Seite. Schwarzrote Flammen loderten fauchend auf,
beleuchteten abblätternde

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