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Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Titel: Geraeuschkiller - Mutige Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Severini
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diesem Jungen hin. Sie musste bleiben.
    Im Schutz des
Felsenvorsprungs suchte sie mit den Augen die Höhle ab.
    Etwas
abseits von dem riesigen Fischlaich, in einer großen Felsennische, entdeckte
sie  mit einem Mal etwas, was ihrer Aufmerksamkeit bisher entgangen war:
Ein großes rundes Brunnenbecken aus Kristall, angefüllt mit einer glasklaren
Flüssigkeit, vermutlich Wasser. Kein Hauch bewegte die Wasseroberfläche. Die
ganze Höhle spiegelte sich darin.
    Daneben
stand eine Trage. Ein Mann mit rotblondem Haar lag darauf, auch er bis zum Hals
eingesponnen in einen silbrig grünen Kokon. Aus seinem Kopf ragten Wolfsohren,
und aus seinem Herz wuchs eine silbrig grüne Schnur.
    Clara
schlug die Hände vor das Gesicht. Hörte dieser Alptraum nie auf? Zwischen den
Fingern lugte sie noch einmal zu dem Mann hinüber. Das Ende der Herzschnur
reichte tief in das Kristallbecken hinein.
    Plötzlich
bewegte sich etwas! Hinter der Trage! Die Fischwaben verbargen es vor ihrem
Blick. Sie hielt den Atem an, ihre Finger krallten sich in den glitschigen
Tang, der die Felswand überzog. Irgendetwas kam ruckend auf die Trage zu. Jetzt
trat es hinter den Fischeiern hervor.
    Ein Mensch
mit einer Glatze und langen schwarzen Haarzoten! Er humpelte. Panik schlug wie
eine Eiskralle in Claras Brust. Der Kerl beugte sich über den rotblonden Mann
und redete beschwörend auf ihn ein. Was, konnte sie nicht hören. Sie war zu
weit weg.
    Plötzlich
sah sie, wie sich auf dem spiegelglatten Wasser feine Ringe bildeten. Rund um
die silbrig grüne Herzschnur entstanden sie. In immer größer werdenden Kreisen
breiteten sie sich aus. Die Herzschnur schien den Impuls zu geben.
    Wasserkreise,
dachte Clara. Wasserkreise ? Ganz fern tauchte in
ihrer Erinnerung eine heisere Männerstimme auf, die rätselhafte Verse sang.
Eine Strophe klang noch in ihrem Gedächtnis nach:
    »Damit die
Worte dringen tief … ins Herz hinein … Und ziehen ihre Kreise dort … wie Wasser
… Lass sie tief, ganz tief ins Herz hinein … Wenn spricht die Not und Pein.«
    Wie kam sie
nur auf diese Worte? Und was hatten sie mit der silbrigen Schnur in dem
Kristallbecken zu tun?
    So schnell
die Kreise aufgetaucht waren, so schnell verschwanden sie wieder. Der Glatzkopf
fuhr sich mit dem Daumen über die Nase und schrie:
    »Wieder zu
kurz! Viel zu kurz! Ich krieg noch Affenhaare, wenn das Experiment nicht bald
funktioniert.«
    Er ballte
die Hände zu Fäusten. »Wo hakt es? Wo in drei Rattenpfoten Namen?« Er humpelte
auf und ab. »Nur wenn sich die Ringe drei Tage und drei Nächte lang auf dem
Wasser ausbreiten, nur dann ist die Operation erfolgreich verlaufen, nur dann
verbinden sich Herz und Ohr. Warum, verdammt noch mal, funktioniert das nicht?«
    Er blieb
abrupt stehen. »Das muss an den Versuchspersonen liegen! Ich muss das Hexengör
haben! Mit dem Mädchen könnte es klappen!«
    Clara
erstarrte. Sie drückte sich tiefer hinter den Felsvorsprung, glitt geräuschlos
ins Wasser und legte sich flach auf den Bauch. Regungslos verharrte sie so. Weg
hier! Nur weg hier!, hämmerte es in ihrem Kopf.
    Sie schob
sich in Zeitlupe durch das Wasser. Mach bloß kein Geräusch! Irgendwann war ihr,
als hörte sie ganz fern aus der Richtung der Smaragdhöhle jemanden schreien:
»Du entkommst mir nicht, du Monster!« Aber vielleicht war es nur Einbildung.
    Nach einer
Ewigkeit stieg der Höhlengang bergan. Der Grund unter ihr wurde mit einem Mal
trocken. Sie nahm ihre ganze Kraft zusammen und stand vorsichtig auf, tastete
um sich. Sie konnte aufrecht stehen! Sie stolperte weiter. Der Höhlengang
führte steil nach oben. Und da! In der Ferne sah sie – Licht! Sie blinzelte.
Tageslicht!
    Mit jedem
Schritt wurde es heller. Wie frisch es plötzlich roch – nach Wind und Wellen,
nach Sonne! Jetzt sah sie am Ende der Höhle einen Ausschnitt vom Meer. Bewegtes
Wasser, blaugrün bis zum Horizont, darüber ein Fetzen blauer Himmel mit weißen
Wolkenburgen!
    Nur noch
ein paar Schritte und sie war draußen. Sie breitete die Arme aus und saugte
gierig die frische Luft ein.
    Frei!
Endlich frei!
    Sie zog das
T-Shirt und die Jeans aus. Alles war zerrissen und blutbefleckt. Ihre Arme und
Hände, ihre Knie blutig geschürft. Sie setzte sich auf einen Felsenvorsprung,
der Wind trocknete ihr Haar und ihre Haut. Jetzt erst bemerkte sie, wie still
es war. Die Wellen gischteten an den Felsenwänden hoch, der Wind kräuselte das
Wasser, Möwen und Kormorane segelten hoch über ihr – doch alles

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