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Geraubte Erinnerung

Geraubte Erinnerung

Titel: Geraubte Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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das?«
    Sie warf mir einen zögernden Seitenblick zu. Sie gab nicht gerne preis, was sie darüber wusste. »Es gibt eine Frau in einem der Passämter in Washington. Sie hatte vor Jahren ein Problem mit ihrem Mann. Sie hat sehr viel Verständnis für die Sache. Ich kenne sie nicht, aber ich kenne jemanden, den ich anrufen kann. Eine frühere Patientin.«
    »Diese ›Sache‹, wie Sie es nennen«, fragte ich, »geht das immer noch weiter?«
    »Ja. Ich habe eine Frau aus Chapel Hill zu ihnen geschickt. Die Frau eines Arztes.«
    »Wow.«
    »Es gibt nur ein Problem, wie ich das sehe«, sagte Rachel.
    »Und das wäre?«
    »Sie sind ein Mann. Ich weiß nicht, ob sie auch nur einen Finger rühren, um Ihnen zu helfen.«

24
    A ls diesmal die Sicherheitstür summte, wusste Geli, dass es John Skow war. Sie wusste auch, dass er schlechte Neuigkeiten brachte, denn ihr letztes Telefongespräch war noch nicht lange her, und der NSA-Mann hatte sich angehört, als wäre er zu erschöpft, um aus dem Bett zu steigen. Sie drehte sich mit ihrem Sessel zu ihm um und sah ihn an, während er näher kam. Zum ersten Mal trug er etwas anderes als seinen Anzug von Brooks Brothers. Heute steckte er in Khakihosen und einem Sweatshirt vom MIT. Skow hatte dunkle Ringe unter den Augen, doch sein Anblick erinnerte immer noch mehr an einen Universitätsangestellten als an einen Geheimdienstmann, dessen Spezialgebiet Informationskrieg war.
    »Sie sehen aus wie Scheiße«, sagte Geli.
    »Ich fühle mich noch schlimmer.«
    »Sie wären nicht hier, wenn Sie gute Nachrichten hätten.«
    »Stimmt, Geli. Ravi Nara hat mich angerufen, kaum dass unser Gespräch zu Ende war.« Skow warf sich auf den Sessel hinter Geli. »Geben Sie mir eine von Ihren Zigaretten.«
    »Sie rauchen nicht.«
    »Oh, Geli, es gibt so viele Dinge über mich, von denen Sie keine Ahnung haben.«
    Sie schüttelte eine Gauloise aus ihrer Packung, zündete sie an und reichte sie Skow.
    Skow nahm einen tiefen Zug und atmete den Rauch aus, ohne zu husten. »Die schmecken widerlich.«
    »Von wo hat Nara angerufen?«
    Skow schüttelte den Kopf. »Alles zu seiner Zeit. Ich möchte, dass Sie mir zuerst zuhören.«
    Geli schlug die Beine übereinander und wartete.
    »Sie und ich haben immer eine ganze Menge voreinander verschwiegen. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, die Wahrheit auf den Tisch zu legen. Oder wenigstens so viel davon, wie wir können.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Godin hat die Informationen in Trinity stets aufgegliedert, deswegen weiß ich nicht, was Sie wissen und umgekehrt. Sie wissen, dass wir an künstlicher Intelligenz arbeiten, aber wissen Sie auch genau, was wir machen?«
    »Erzählen Sie es mir.«
    »Wir benutzen fortgeschrittene MRI-Technologien, um extrem hochauflösende Scans des menschlichen Gehirns anzufertigen. Diese Scans laden wir anschließend in einen revolutionären Typ von Supercomputer.«
    »Erzählen Sie weiter«, sagte sie.
    »Unser Ziel ist es, künstliche Intelligenz nicht dadurch zu schaffen, dass wir die Funktionsweise des Gehirns entschlüsseln, sondern dadurch, dass wir es digital kopieren. Das Resultat, wenn es funktioniert, ist kein Computer, der wie ein menschliches Gehirn funktioniert, sondern ein Computer, der in allen maßgeblichen Punkten ein menschliches Gehirn ist. Das Gehirn einer bestimmten Person. Verstehen Sie?«
    Geli hatte geglaubt, die MRI-Scans würden benutzt, um die Architektur des Gehirns zu studieren, und nicht, um als Grundlage für eine Maschine herzuhalten. »Das Prinzip klingt einleuchtend.«
    Skow stieß ein gequältes Lachen aus. »Theoretisch zumindest. Und wir werden es schaffen, früher oder später. Doch der Unterschied zwischen früher und später ist für Sie und mich von entscheidender Bedeutung.«
    »Warum?«
    »Weil Peter Godin stirbt.«
    In ihrer Brust regte sich etwas, als sie diese Bestätigung eines heimlichen Verdachts erhielt. Bilder von Godin gingen ihr durch den Kopf. Das angeschwollene Gesicht, der zuckende, herabhängende Mund, der unbeholfene Gang.
    »Woran wird er sterben?«
    »Peter hat einen Hirntumor. Ravi Nara hat ihn vor sechs Monaten entdeckt, als die Neuromodelle angefertigt wurden. Das ist der Grund, warum Sie nicht in der Lage waren, in den vergangenen beiden Tagen Kontakt mit Godin aufzunehmen. Wenn er nicht direkt an Trinity arbeitet, ist er in Behandlung.«
    Geli rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. »Wie lange dauert es noch?«
    »Es ist eine Angelegenheit von Stunden. Einen Tag, höchstens.

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