Geraubte Erinnerung
Als Fielding und Tennant durchsetzten, dass das Projekt suspendiert wurde, geriet Godin in Panik und befahl ihren Tod.«
Geli lehnte sich zurück und ließ Skows Worte einsinken. Die Logik war fehlerlos. Es war die Große Lüge, die alles von Schwarz nach Weiß verwandelte.
»Wenn wir diesen Weg einschlagen«, fuhr Skow fort, »kann Tennant uns nicht schaden, gleichgültig, was er vorzubringen hat. Es ist eine weit elegantere Lösung als Mord.«
»Es gibt nur ein Problem«, sagte Geli. »Wenn wir Tennant am Leben lassen, wird er aller Welt erzählen, dass ich versucht habe, ihn zu töten.«
»Wird er das?« Skow grinste. »Wer ist denn zu Tennants Haus gefahren, um ihn zu erschießen? Wen haben Tennant und Weiss gesehen?«
»Kurt Bock.«
»Ganz genau. Und Kurt Bock stand bereits im Dienst von Godin Supercomputing, bevor er zu Project Trinity kam, richtig?«
Skow hatte offensichtlich an alles gedacht. »Richtig«, sagte Geli.
»Weiß jemand, dass Sie Bock den Befehl gaben, Tennant und Weiss auszuschalten?«
»Ich habe nie einen solchen Befehl gegeben.«
Skow grinste erneut. »Selbstverständlich nicht. Ich könnte mir auch gar nichts anderes vorstellen. Peter Godin persönlich hat Kurt Bock den Befehl gegeben, seinem privaten Dobermann. Dr. Tennant hatte Glück und konnte Bock in Notwehr töten. Sie sind so sauber wie frisch gefallener Schnee, Geli. Sie haben nie etwas anderes getan, als Godins Befehle auszuführen.«
»Und Sie?«
»Als ich erkannte, dass Fielding keines natürlichen Todes gestorben war, hatte Tennant bereits die Flucht ergriffen, und Bock war tot. Seither versuche ich, die Wahrheit herauszufinden.«
Geli suchte nach einer Lücke in der Geschichte. »Und aus welchem Grund haben wir Fieldings Leichnam so schnell verbrannt?«
»Nachdem wir erkannt hatten, dass er ermordet wurde, vermuteten wir ein hochinfektiöses biologisches Gift. Naras Empfehlung lautete, den Toten und sämtliche Blut- und Gewebeproben augenblicklich zu verbrennen. Es war die einzige Möglichkeit für uns, die Sicherheit dieses Gebäudes aufrechtzuerhalten.«
»Wird Nara diese Geschichte bestätigen?«
»Ravi Nara wird alles tun, um seine Reputation zu wahren.«
Geli erhob sich und ging im Kontrollzentrum auf und ab. Skow drehte sich mit seinem Sessel zu ihr um und verfolgte ihre Bewegungen.
»Was, wenn Godin Erfolg hat?«, fragte sie. »Was, wenn er Trinity vor seinem Tod fertig stellt und wenn dieser Computer genau das ist, was er versprochen hat?«
»Ravi Nara sagt, so weit wird es nicht kommen. Peter stirbt zu schnell.«
Die Ironie der Situation war deprimierend. »Wissen Sie, ich mag Peter. Ich mag ihn wirklich, und ich respektiere ihn. Sie hingegen … Sie mag ich überhaupt nicht. Ich habe Sie auch nicht respektiert, bevor Sie mit dieser Geschichte zu mir gekommen sind. Es könnte funktionieren.«
»Es wird funktionieren. Sie sind das einzige fehlende Glied in unserer Kette.«
Geli sah keine andere Möglichkeit als Kooperation. »Erzählen Sie mir, wo dieses andere Project Trinity ist, und wir haben einen Deal.«
Die Zuversicht schwand aus Skows Gesicht. »Es steht mir nicht frei, darüber zu sprechen.«
»Warum nicht?«
»Das werden Sie gleich verstehen. Ich werde Ihnen den Namen der Person nennen, die für die Sicherheit beim zweiten Project Trinity zuständig ist. Sie können ihm Ihre Fragen stellen.«
Geli blieb wie angewurzelt stehen und starrte Skow an. »Was ist das nun wieder für ein Spiel?«
»Er hat mir befohlen, so vorzugehen, und er gehört nicht zu den Leuten, die ich mir zum Feind machen möchte.«
»Wer zur Hölle ist er?«
Skow schüttelte den Kopf. »Ich gebe Ihnen seine Telefonnummer.«
»Ich werde niemanden anrufen, solange ich nicht weiß, wen ich anrufe!«
Skow nahm einen Zug von seiner Zigarette und betrachtete sie beinahe mitleidig. »General Horst Bauer«, sagte er schließlich.
Gelis Gesicht fühlte sich glühend heiß an. Jede Spur von Stolz, die sie wegen ihres Jobs beim Projekt empfunden hatte, verflog mit Übelkeit erregender Geschwindigkeit. »Mein Vater leitet die Sicherheitsvorkehrungen des anderen Trinity?«
»Ja.«
»Sie verdammter Hurensohn! Warum sind wir beide gleichzeitig in diese Geschichte verwickelt?«
Trotz seines offensichtlichen Unwillens, darüber zu sprechen, schien Skow zu spüren, dass sie zu keiner weiteren Kooperation bereit war, bevor er nicht ihre Frage beantwortet hatte.
»Es ist ganz einfach«, sagte Skow. »Godin hat von Anfang an
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