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Gerechtigkeit fuer Igel

Gerechtigkeit fuer Igel

Titel: Gerechtigkeit fuer Igel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Dworkin
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treffen, und zudem wäre es auch kein vernünftiges Ziel, ausschließlich bedau
608 erliche Zufälle, die nicht mit Investitionen zusammenhängen, ex post zu kompensieren. Wenn eine Gemeinschaft zum Beispiel alles daransetzen würde, die Situation ihrer blinden oder gelähmten Mitglieder zu verbessern, bis es unmöglich wäre, mit weiteren Ausgaben auch nur eine marginale Verbesserung zu erzielen, bliebe nichts für andere Zielsetzungen übrig, und das würde sich negativ auf die Lebensqualität der anderen auswirken.
11 Niemand hätte tatsächlich die Prioritäten, die in einem solchen Vorgehen zum Ausdruck kämen – und das gilt ex ante sogar für die Nutznießer einer solchen Politik. Wenn es vor dem Unglück, dem sie zum Opfer gefallen sind, an ihnen gewesen wäre, eine entsprechende Entscheidung zu treffen, hätten sie sicher nicht alle ihre Ressourcen dafür ausgegeben, die bestmögliche Unfallversicherung zu kaufen, weil es ihnen angesichts der geringen Wahrscheinlichkeit nicht ratsam erschienen wäre, ihre Lebensqualität in jeder andern Hinsicht einzuschränken, nur um die teuerste verfügbare Versicherungspolice zu erwerben. Bedauerliche Zufälle ex post zu kompensieren wäre also irrational.
    Selbst wenn wir nicht versuchen würden, die Auswirkungen von Pech im üblichen Sinn zu beseitigen, sondern nur jene von genetischen Zufällen, die zur Folge haben, daß manchen Menschen bestimmte marktwirtschaftlich wertvolle Talente fehlen, wäre das ein Fehler. Wenn die Gemeinschaft Menschen unabhängig davon, welche Entscheidungen sie hinsichtlich ihrer Arbeit und ihres Konsums treffen, immer wieder gleichermaßen vermögend macht, dann zerstört das, wie ich bereits bemerkt habe, diese Dimension der Verantwortung, anstatt sie zu respektieren. Es ist aber unmöglich, die Konsequenzen der Tatsache, daß Menschen unterschiedlich begabt sind, vollkommen auszugleichen, ohne diese sehr unkluge Maßnahme zu ergreifen. Es ist nicht nur praktisch, sondern auch theoretisch unmöglich, über die ganze Bandbreite ökonomischer Entscheidungen hinweg die Konsequenzen von Entscheidungen und diejenigen von Fähigkeiten sauber voneinander zu trennen,
609 weil Präferenzen und Fähigkeiten sich wechselseitig beeinflussen. Unsere Präferenzen haben einen Einfluß darauf, welche Talente wir weiterzuentwickeln geneigt sind, und sie sind davon geprägt, welche Talente wir zu haben glauben. Wir können also Entscheidungen nicht auf die zunächst naheliegend scheinende Weise von genetischem Pech unterscheiden, nämlich indem wir ex post sicherstellen, daß das Eigentum der Menschen nur erstere widerspiegelt und nicht von letzterem betroffen ist.
    Obwohl die gleiche Berücksichtigung aller tatsächlich verlangt, daß eine Gemeinschaft Unglücksfälle irgendwie kompensiert, muß Kompensation hier auf eine Weise verstanden werden, die mit der angemessenen Achtung individueller Verantwortung vereinbar ist, und darum müssen wir uns für einen Ex-ante -Ansatz entscheiden. Wie ich bereits erläutert habe, geht es bei einem solchen Ansatz darum, allen zu ermöglichen, ihre ökonomischen Entscheidungen wie auch die jene Entscheidungen einrahmenden Kontingenzen von derselben Ausgangsposition aus anzugehen. Ein freier Markt für Investitionen, Gehälter und Konsumgüter ist eine entscheidende Bedingung einer so verstandenen Gleichheit, weil er dafür sorgt, daß die Individuen mit ihren Entscheidungen Kosten auf sich nehmen oder Gewinne erwirtschaften, die darauf zurückzuführen sind, welche Auswirkungen jene Entscheidungen auf andere Menschen haben. Wir müssen aber einen Schritt weiter gehen und allen Bürgern zu der Position verhelfen, die sie innehätten, wenn sie vor den ihr Leben prägenden eigenen Entscheidungen und anderen Ereignissen gleichermaßen in der Lage gewesen wären, sich selbst auf angemessene Weise gegen unglückliche Zufälle jedweder Art zu versichern. Dazu müssen wir auf das bereits von mir angesprochene spekulative Gedankenexperiment zurückgreifen, weil wir uns natürlich in einem echten Versicherungsmarkt nie gleichermaßen gut zu versichern in der Lage sind; und wir sind dazu natürlich erst recht nicht fähig, bevor wir sozusagen unser genetisches Los ziehen, weil wir zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht existieren.
    610 Hypothetische Versicherung
    Lassen Sie uns nun zu jener einsamen Insel zurückkehren. Dort stellen wir fest, daß Versicherungen zu den in der Versteigerung angebotenen Ressourcen gehören. Manche

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