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Gerettet von deiner Liebe

Gerettet von deiner Liebe

Titel: Gerettet von deiner Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARLA KELLY
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allgegenwärtiges Phantom. Er durfte das Wagnis gar nicht eingehen, sich zu verlieben.

4. KAPITEL
    Susannah hatte den Eindruck, Mr. Trevenen wirke nicht nur erhitzt, sondern auch ziemlich verstört. „Gewiss“, sagte sie und nickte Barmley zu, der sich beeilte, das Fenster zu öffnen. „Mr. Trevenen, Sie sehen tatsächlich erhitzt aus. Lockern Sie getrost Ihre Krawatte, wenn sie Ihnen zu eng sitzt.“
    Wortlos lockerte er die Halsbinde, während Susannah sich an ihren Paten wandte. „Sir Joe, hast du unseren Gast etwa einem Verhör unterzogen?“
    Womit mochte er den armen Kerl nur verwirrt haben, fragte sie sich, während sie eine Tasse Tee auf den Tisch neben den Rollstuhl stellte und James, der ans offene Fenster getreten war, eine zweite brachte.
    Sie versuchte, ihn ein wenig aufzuheitern. „Mr. Trevenen, seien Sie froh, dass Sie ein Fremder in diesem Haus sind. Vor zwei Jahren traf mein Patenonkel die Entscheidung, ich sei nun lange genug Witwe. Damals gab es einen schüchternen jungen Herrn, der mir gelegentlich seine Aufwartung machte. Und stellen Sie sich vor, Sir Joe forderte ihn auf, mir einen Heiratsantrag zu machen!“ Sie lachte. „Der Bedauernswerte ergriff mit wehenden Rockschößen die Flucht.“
    „Dieser kleinliche Pedant hätte dich bereits nach einer Woche in den Wahnsinn getrieben“, stellte Sir Joseph seelenruhig fest. „Nein, meine Liebe, du brauchst einen anpassungsfähigen Mann.“
    Susannah hörte, wie James’ Tasse auf der Untertasse klirrte. „Liebster Patenonkel, wir wollen unsere exaltierten Scherze doch nicht mit einem Gast treiben, der uns kaum kennt und uns vielleicht für normal hält!“ Sie wandte sich an James. „Mr. Trevenen, achten Sie nicht auf das, was mein Onkel gesagt hat!“
    „Gewiss“, antwortete er höflich und holte tief Luft.
    Susannah hielt sich stumm im Hintergrund, während die Herren sich unterhielten. In den Jahren nach ihrer schmachvollen Rückkehr aus Indien, mit dem Kind ihres verstorbenen Ehemanns, hatte sie gelernt, sich unsichtbar zu machen, was ihr nun den Vorteil verschaffte, James ungestört beobachten zu können.
    Sie wusste, dass er seinen Abschied aus der Marine genommen hatte, aber das Gebaren eines Seefahrers hatte er beibehalten. Er stand breitbeiniger da als sogenannte Landratten, einen Fuß vorgestellt, wie zum Sprung bereit, um sich in Sicherheit zu bringen, falls plötzlich Gefahr drohte.
    Er war von mittlerer Statur und stämmig gebaut. Seit seiner Rückkehr von der Insel schien er gut und regelmäßig gegessen zu haben, dennoch wirkte er immer noch irgendwie ausgehungert. Die Haut spannte sich über hohe Wangenknochen seiner markant geschnittenen Gesichtszüge. Er hatte grüne Augen, jenes tiefe Grün des Meeres, woran sie sich von der Schiffsreise nach Indien entsann. Sein brünettes Haar schien kürzlich geschnitten worden zu sein, als habe sein Kammerdiener – vorausgesetzt, er hatte einen Diener – ihm vor der Reise einen Haarschnitt verpasst, der allerdings weit entfernt von der modischen Haartracht eines eleganten Herrn war.
    Nichts an James Trevenen konnte als ungewöhnlich bezeichnet werden, bis auf die Farbe seiner Augen. Aber seine Haltung, sein ganzes Erscheinungsbild vermittelte den Eindruck, dass er über Durchsetzungsvermögen verfügte. Er wirkte wie ein Mann der Tat.
    Sir Joseph war inzwischen verstummt, und Susannah berührte leicht James’ Arm. „Wir sollten das Gespräch besser auf einen anderen Tag verschieben.“
    James nickte und verneigte sich vor ihrem Patenonkel. „Lassen Sie mich wissen, wenn Sie über die Südsee sprechen wollen, Sir Joseph, ich stehe Ihnen jederzeit zur Verfügung.“
    Susannah gab dem alten Mann einen Abschiedskuss auf die Wange, und Barmley hielt die Tür auf. „Ich muss meinen Sohn holen“, sagte sie im Korridor, „und will Ihnen Lady Dorothea und Miss Sophia, Sir Josephs Schwester, vorstellen. Die Damen würden Noah mit Süßigkeiten füttern, bis er platzt. Zum Glück schläft er meist vorher ein.“
    Noah schlief tatsächlich in einem Schaukelstuhl, mit einem mit Schokolade verschmierten Mund und Kuchenkrümeln auf dem Hemd. Auf einem Sofa saßen die Damen von Spring Grove, wie gewöhnlich mit einer Schiffchenarbeit beschäftigt, einer Zierknüpftechnik, mit der sie zarte Spitzendeckchen, kleine Kragen und Bordüren für Taschentücher anfertigten.
    „Mr. Trevenen, darf ich Ihnen meine Patentante Lady Dorothea Banks und ihre Schwägerin Miss Sophia Banks vorstellen?

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