Gerettet von deiner Liebe
halten. Seine Augen glänzten fiebrig, sein Gesicht war aschgrau, die Wangen hohl und abgezehrt. Er litt immer noch an der Krankheit, die ihn in Tonga beinahe umgebracht hätte. Du gehörst ins Bett, dachte James.
Er beobachtete Sam, der zu reden begann. Seine Stimme war schwach und krächzend, als er der murrenden Menge von den Schönheiten der Südsee berichtete und sagte, die Bruderschaft brauche dringend freiwillige Helfer, um ihre Missionstätigkeit dort fortsetzen zu können.
„He, Kumpel, wenn es dir dort so gut gefallen hat, wieso fährst du nicht wieder hin?“, höhnte einer.
„Halt’s Maul! Du kannst ja nicht mal eine Rede halten“, schrie ein anderer und wölbte die Hände vor dem Mund, um sich mehr Gehör zu verschaffen. „Warst wohl zu dürr, um im Suppentopf der Kannibalen zu landen, was?“ Wieherndes Gelächter ertönte.
Der andere Missionar war von der Bank gestiegen und ließ Sam allein. James krampfte sich der Magen zusammen, als Sam Higgins zu schwanken begann, heftig blinzelte und nur mühsam das Gleichgewicht halten konnte. Auf seinen Wangen brannten rote Fieberflecken. Er versuchte, seine Rede fortzusetzen, aber das Publikum hatte sich bereits gelangweilt abgewendet. Seine beiden Missionsbrüder wechselten stirnrunzelnde Blicke. James sprach sie an. „Finden Sie nicht, Sie sollten etwas für ihn tun? Der Mann ist krank.“
Einer der frommen Brüder zuckte gleichmütig mit den Achseln. „Wir alle müssen gelegentlich hier reden. Oder glauben Sie, er hätte mehr Erfolg, wenn er von Tür zu Tür geht, um Geld zu sammeln?“
„Mein Gott“, murmelte James entgeistert über so viel Gefühlskälte. Und dann fiel ihm Sam Higgins direkt in die Arme. James taumelte unter dem Gewicht des baumlangen Kerls und spürte die Hitze des Fiebers durch die Kleider des Missionars.
Er wusste, was zu tun war, und erwartete auch keine Einwände seiner Glaubensbrüder, die tatenlos zusahen. Möglicherweise hat Mrs. Park recht, dachte James, als er seinen Griff um den geschwächten Sam festigte: Ich bin ein Mann der Tat.
Zu seiner Erleichterung erwies sich auch Sir Josephs Kutscher als Mann der Tat. Er hatte sich bereits auf seinen Sitz geschwungen und lenkte die Pferde nahe heran. Die Menge zerstreute sich, und die Missionare machten einen Bogen um das Gefährt. Sam schlug die Augen auf und versuchte zu sprechen.
„Strengen Sie sich nicht an, Sam“, sagte James.
Der Kranke schloss die Augen und seufzte.
„Ich nehme Mr. Higgins mit“, verkündete James den Missionaren. Der Kutscher hatte bereits den Wagenschlag geöffnet.
„Das lassen wir nicht zu!“, protestierte einer, ohne Anstalten zu machen, James an seinem Vorhaben zu hindern.
„Und was wollen Sie dagegen tun?“, fragte James, als sein Helfer Sam unter die Achseln griff und in den Wagen zog. „Decken Sie ihn zu“, sagte er beim Einsteigen und legte den Arm um Sam.
Der Kutscher warf eine Decke über ihn, sprang aus dem Wagen und stieg auf seinen Bock, nahm die Peitsche zur Hand und wies drohend auf die Missionare. „Aus dem Weg, Leute!“, befahl er. „Nach Alderson House?“
„Nein. Nach Spring Grove. Aber zuvor müssen wir eine Apotheke finden“, sagte James. An die Missionare gewandt fügte er hinzu. „Ich bringe den Kranken nach Spring Grove in Richmond und übergebe Ihnen den Mann erst wieder, wenn er diesen Anfall überstanden hat.“
„Gott wird Sie für diese Entführung strafen“, drohte einer.
„Gott straft mich jeden Tag“, erwiderte James gelassen und bettete Sams Kopf auf seine Schenkel. „Wenn ihr euch nicht besser um eure Mitbrüder kümmert, wird Gott euch allerdings ebenso strafen.“
Der Zwischenfall hatte viele Schaulustige angelockt. Auch einige Kutschen hatten angehalten, darunter auch welche mit goldenen Wappen am Wagenschlag. Ein elegant gekleideter Herr ging sogar so weit, in seiner offenen Kalesche aufzuspringen. „Sie können doch nicht einfach Leute von der Straße weg entführen, Sir!“, ereiferte er sich.
„Wie Sie sehen, ist das soeben geschehen.“ James verneigte sich höflich und zog den Hut. „Beau Crusoe, stets zu Diensten, Sir!“
Die Kutsche setzte sich in Bewegung, und James wandte sich an Sam, der die Augen geöffnet hatte. „Na, alter Junge, anscheinend brauchen Sie immer noch Pflege, wie?“ Er legte dem Missionar den Handrücken an die Stirn. „Ich habe Sie wohl vernachlässigt auf der Überfahrt von Batavia.“
Sam schwieg lange. „Sie sind ein Hurenbock und ein
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