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German Angst

German Angst

Titel: German Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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zugeschaut habt. Lucy hat ihn gezwungen, vor euern Augen zu betteln, und ihr habt das unglaublich lustig gefunden, wenn Bommi versagt hat, wenn ihm keiner was geben wollte, weil er zu schüchtern war. Dann habt ihr ihn aus euerm Clan entfernt, ihr habt ihn rausgeworfen und Lucy Arano hat ihn – ›zusammengeklappt‹. Hab ich das richtig wiedergegeben?«
    »Yes«, sagte Max.
    »Und Yilmaz, der Türkenjunge, was ist mit dem passiert?«
    Die Namen standen auf Ronfelds Block und er notierte sich während des Gesprächs Bemerkungen, die er für den Prozess auswerten wollte.
    »Mann«, sagte Jupiter und richtete sich auf, trank die Cola aus und grinste. »Wenn Sie schon alles wissen, wieso fragen Sie dann? Sie wollten was über Lucy wissen, okay, haben wir geliefert. Dass sie jetzt im Knast sitzt, ist Oberscheiße. Ihr geilt euch doch bloß an ihr auf, weil sie ein cooles Mädchen ist, der ihr nichts anhaben könnt, die schafft euch doch alle. Wenn sie aus dem Knast raus ist, geht die Unterhaltung weiter, wetten, dass?«
    »Yilmaz habt ihr über Nacht in einen Keller gesperrt, obwohl ihr gewusst habt, dass er Angst im Dunkeln und Klaustrophobie hat.«
    »Was hat der?« Kenny sah Jupiter an, der mit den Achseln zuckte.
    »Er hat Angst vor engen Räumen«, sagte Ronfeld.
    »Ich hab gedacht, sie lassen mich gleich wieder raus«, sagte Yilmaz. Die drei Männer besuchten ihn in der Wohnung seiner Eltern im Glockenbachviertel. Sein Vater arbeitete in der Großmarkthalle, seine Mutter in einem Drogeriemarkt. Yilmaz war fünfzehn, übergewichtig und ununterbrochen mit einem handgroßen Computerspiel beschäftigt.
    »Sie haben dich aber nicht rausgelassen«, sagte Ronfeld.
    »Nö. Und ich könnt nicht raus, weil sie mich festgebunden haben, mit einer Schnur…«
    »Wer hat dich festgebunden?«
    »Weiß nicht.«
    »Wieso weißt du das nicht?«, fragte Ronfeld.
    »Weil ich hab doch die Augen verbunden gehabt!« Er war fasziniert davon, dass Funkel als Polizist eine Augenklappe trug. Wie Rocco, der Rächer in seinem Computerspiel.
    »Wer hat dir die Augen verbunden?«, fragte Ronfeld.
    »Die Lucy, glaub ich.«
    »Bist du sicher, dass es Lucy Arano war?«, fragte Fischer. Im Grunde zweifelte er nicht daran, aber er wollte, dass der Satz auf dem Tonband war, für alle Fälle.
    »Ich glaub schon«, sagte Yilmaz und drückte hektisch die Tasten.
    »Und wer hat dich gefesselt?«, fragte Ronfeld noch einmal.
    »Das hab ich doch nicht gesehen.«
    »Bitte hör einen Moment mit dem Spielen auf, Yilmaz!«, sagte Ronfeld. »Erzähl uns, wie lange du im Keller warst und warum dich deine Freunde überhaupt dort hingebracht haben.«
    »Ich sollt mit der Verkäuferin reden und sie ablenken. Damit die andern in Ruhe die Sachen einstecken können, T-Shirts und so Sachen, was man halt so braucht.«
    »Und dann?«
    »Ich hab ja mit ihr geredet, aber…« Er machte eine Pause, ging dann zum Fensterbrett und nahm sich einen der Schokoriegel, die dort auf einem Teller lagen. »Die Frau ist Türkin, die Verkäuferin da, aber ich kann nicht so gut Türkisch, ich bin ja hier geboren, und meine Eltern haben gesagt, ich muss Deutsch lernen und deswegen haben sie immer wenig türkisch mit mir gesprochen. Sie haben gesagt, wenn ich gut Deutsch kann, dann kann ich was werden, es ist besser, ich kann gut Deutsch…«
    »Das stimmt«, sagte Ronfeld. »Du hast also mit der Frau deutsch gesprochen.«
    »Nein, türkisch, und sie hat gelacht, sie hat das lustig gefunden und mich gefragt, wieso ich so komisch türkisch spreche, und ich hab ihr gesagt, warum, und dann hab ich mit ihr gesprochen, das war schön.« Er kaute die Schokolade, sein Mund war verschmiert und er leckte sich die Lippen. Dann sagte er etwas, was niemand verstand.
    »Ab fünfzig Gramm wirds undeutlich«, sagte Ronfeld und lächelte.
    »Was ist?« Yilmaz schob sich das letzte Stück in den Mund und kaute weiter.
    »Was haben deine Freunde in der Zwischenzeit gemacht?«
    »Die haben gewartet. Und ich hab mit der Verkäuferin gesprochen. Und dann hab ich gedacht, jetzt ist es günstig und hab ihnen ein Zeichen gegeben, ich hab ganz laut gehustet, das kann ich nämlich, wollen Sie mal hören?«
    Und er hustete los, dass es krachte. Ronfeld wandte sich zur Seite und Yilmaz hustete mit weit offenem Mund, eine Minute lang, laut und scheppernd und er verschluckte sich fast.
    »So… das ist doch gut, oder?« Er sah Funkel an, der nicht reagierte. »Und ich hab zu der Verkäuferin gesagt, ich brauch was zu

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