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German Angst

German Angst

Titel: German Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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sie testen, und sie haben den Test mit sehr gut bestanden, wie es scheint. Sie haben der Frau ja die Haare geschnitten und die Polizei hat nichts gefunden, das bedeutet, die Spuren wurden beseitigt. Kock und Capek, die Sie ausgewählt haben und die sich ebenfalls bis jetzt gut bewährt haben, wechseln sich bei der Bewachung ab, ich bleibe auch in der Stadt. Und Sie sind unsere Anlaufstelle, Herr Scholze, Sie und Ihre nette Frau. Ich nehm mir noch ein Brötchen…«
    Während er schmatzend aß und die Schinkensemmel mit schnellen Bissen verschlang, sagte Scholze: »Meine Frau und ich finden das sehr gut, dass Sie drei Kameraden aus dem Osten ausgewählt haben, so was bringt uns näher, und wir haben ja vieles gemeinsam.«
    Rossi trank einen Schluck kalten Kaffee. Als Scholze ihm nachschenken wollte, schüttelte er den Kopf. »Unsere Freunde im Osten sagen mir immer wieder, sie wollen eine deutsche Einheit und keine multikulturelle Einheit, und das ist das, was wir im Westen auch anstreben. Dafür arbeiten wir, Sie und ich, Herr Scholze, und wir lassen uns von niemand in die Irre führen.«
    »Nein«, sagte Scholze, »Ihre Strategie, mit Hilfe dieser Frau der Meinungsindustrie ihre eigene Fratze vorzuhalten und denen zu beweisen, wie sie ihrer eigenen Fälscherwerkstatt auf den Leim gehen, ist ganz großartig, Herr Rossi.«
    »Das freut mich. Aber vor allem gehts um Menschen, die wir nicht brauchen. Die müssen raus hier und wenns nicht anders geht, dann mit Gewalt. Gut…« Er sah sich um. »Sehr behaglich bei Ihnen. Bleiben Sie bitte Tag und Nacht telefonisch erreichbar! Ich habe Harald Kock Ihre Nummer gegeben, auch die Ihres Taxis, so dass er sich an Sie wenden kann, wenn irgendetwas ist.«
    »Was soll sein?«, fragte Scholze vorsichtig.
    »Nichts«, sagte Rossi. »In zwei Tagen gehen wir an die Öffentlichkeit. Vergessen Sie nicht die Sachen zu besorgen.«
    »Selbstverständlich nicht«, sagte Scholze. Auf einmal spürte er ein dumpfes Drücken im Magen.
    »Was ist?«, fragte Rossi und schnaubte zwei Mal kurz hintereinander.
    »Alles in Ordnung.«
    »Kriegen Sie Schiss?«
    »Niemals!«, sagte Scholze. Wahrscheinlich, vermutete er, kam der Krampf vom starken Kaffee, für den sich seine Frau schon mal eine Ohrfeige eingehandelt hatte. In manchen Dingen brauchte sie auch mit zweiundfünfzig noch Nachhilfe, fand er. Und heute würde es wieder so weit sein.
    Das Glas hatte er bereits in der Hand und er schwenkte es vor ihrem Gesicht hin und her. Voller Flehen sah sie ihn an, aber er nahm ihr den Knebel nicht aus dem Mund. Auf seiner Cordhose sah sie weiße Flecken, wie Staub oder Zucker und sein dunkelroter Rollkragenpullover fusselte an den Armen. Sie bemerkte, wie aufgeregt er war. Er hatte die Tür angelehnt, aber das Licht reichte aus, um die schwarze Mütze zu sehen, die er sich übers Gesicht gezogen hatte, seine Hände, seine knochigen Finger mit den abgebissenen Nägeln. Er zitterte leicht. Vermutlich nicht aus Furcht, dachte sie, sondern weil er krank ist, ein Muskelleiden, eine vegetative Störung. Seine Lider hinter den ausgeschnittenen Löchern flackerten, seine Augenbrauen zuckten.
    Seit er vor ihr stand und das Glas hin und her schwenkte, flitzten seine Blicke über ihren Körper, über das zerrissene gelbe Kleid, das ihr Chris zum Geburtstag geschenkt hatte. Chris. Wo bist du? Hol mich hier weg, bitte hol mich hier weg, mon amour!
    »Wenn du einen Ton sagst, säg ich dir einen Finger ab«, sagte der Mann plötzlich.
    Sie erschrak so sehr, dass sie innerlich aufschrie und das Knäuel in ihrem Mund sich fast blähte. Sie nickte. Und als sie nickte, verstärkte sich ihr Kopfpochen noch mehr. Sie kniff die Augen zusammen und dachte: Einer sitzt mit einem Hammer in meinem Hirn und hämmert und hämmert. Wie vorhin von den Augen riss ihr der Mann jetzt das Klebeband mit einem Ruck vom Mund und sie war sicher, ihre Haut würde daran kleben.
    »Mund auf!«
    Zaghaft öffnete sie den Mund, die Kiefer taten ihr weh und es kam ihr vor, als sei sie vom Scheitel bis zur Brust verspannt und verknotet.
    Endlich atmete sie wieder durch den Mund. Sie leckte sich mühsam die trockenen Lippen und schnaufte wie außer Atem.
    »Danke«, sagte sie leise.
    »Bitte?«, sagte der Mann.
    »Danke«, wiederholte sie, bemüht, lauter zu sprechen. Der Mann glotzte ihr zwischen die Beine und auf die Brust und seine Hand zitterte.
    »Hast du gehört, was ich gesagt hab, hast du das gehört, Negerschlampe?«
    »Ja«, sagte

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