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German Angst

German Angst

Titel: German Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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ein Plädoyer werden Sie von mir nicht hören…«
    »Woher wissen Sie von den drei Fällen?« Grote war perplex. Am meisten ärgerte ihn, dass der Staatsanwalt sich aus den gleichen Quellen bedient hatte wie das Kreisverwaltungsreferat. Offenbar wurde die Durchlässigkeit dieser Quellen immer größer.
    »Ich habe mich im Jugendamt erkundigt, das ist meine Pflicht, und danach habe ich im Polizeipräsidium mit den zuständigen Herren gesprochen, die mir die Fälle bestätigt haben und auch, dass sie, die Polizei, Ihrer Behörde die Namen der drei Intensivtäter genannt hat mit der Bitte, etwas zu unternehmen.«
    »Die Polizei hat Ihnen Akteneinsicht gewährt?«
    »Aber ich bitte Sie, Herr Grote, wir sind die vorgesetzte Behörde!« Ronfeld lächelte, erhob sich und steckte die Hand in die Hosentasche. »Entschuldigen Sie, ich sitz heut schon den ganzen Tag, stört es Sie, wenn ich mich etwas bewege?« Ich muss Fischer anrufen, dachte er, ich roste noch völlig ein, wenn ich nicht bald mal wieder ein paar Bälle schmettere.
    »Das weiß ich doch!«, stieß Grote hervor und schüttelte heftig den Kopf. Die Verabredung war gewesen, diese äußerst heikle Angelegenheit vertraulich zu behandeln, so diskret wie möglich. Immerhin handelte es sich um einen Präzedenzfall, genauer um drei Präzedenzfälle. Vom rechtlichen Standpunkt aus waren die Maßnahmen, die Grotes Behörde demnächst zu treffen beabsichtigte, zwar über jede Anfechtung erhaben, trotzdem, das ahnte der Referent von Anfang an, würde sie in der Öffentlichkeit dafür angegriffen werden – falls die Öffentlichkeit davon erfahren würde.
    »Sie planen«, sagte Ronfeld, »diese drei Jugendlichen in ihre Heimatländer zurückzuschicken. Also auszuweisen. Wobei interessant ist, dass der türkische Junge hier geboren wurde, sein Heimatland ist streng genommen Deutschland.«
    »Sie sind alle drei Schwerkriminelle«, sagte Grote und wollte weitersprechen, doch Ronfeld unterbrach ihn.
    »Das ist völlig richtig. Ich habe mit dem Kollegen gesprochen, der die Fälle bearbeitet hat, der sagte mir, Sie hätten sinngemäß gesagt, diese Kriminellen müssten ausgewiesen werden, damit nicht noch mehr rechtschaffene oder ordentliche – etwas in der Art – Bürger zu Opfern werden, Deutsche genauso wie Ausländer. Waren das Ihre Worte?«
    »In der Art«, sagte Grote.
    »Und ich gebe meinem Kollegen, der die Ausweisung begrüßt, genauso Recht wie Ihnen. Das ist exakt der gesetzliche Auftrag der Sicherheitsbehörden, Schaden rechtzeitig abzuwenden, Täter erst gar nicht in Aktion treten zu lassen, die Bevölkerung vor solcher Brutalität zu schützen. Und deshalb frage ich mich, wieso wir diese Prozedur nicht auch bei Lucy Arano anwenden. Was spricht dagegen?«
    Er sah den Referenten an, freundlich und ruhig, und goss sich dann ein Glas Mineralwasser ein. »Ich nehm mir mal einen Schluck.«
    Grote ließ den Vorschlag des Staatsanwalts auf sich wirken. Die Idee, dieses schwarze Mädchen mit den drei Jungen auf dieselbe Stufe zu stellen, wäre ihm nicht gekommen. Lucy war… er überlegte… sie war ja noch ein Kind, sie war gerade erst vierzehn geworden, sie war ein Mädchen, sie war…
    »Angenommen, Sie würden bei Lucy Arano ein Ausweisungsverfahren einleiten«, sagte Ronfeld und setzte sich, »dann wären wir eventuell bereit, auf eine Anklage zu verzichten, um den Ablauf zu beschleunigen. Wenn Sie die Ausweisung verfügen, das heißt, wenn Sie den Antrag auf Verlängerung der Aufenthaltsgenehmigung ablehnen, aus guten Gründen, wie wir wissen, dann könnte das Mädchen umgehend abgeschoben werden. Auf Grund ihres Verhaltens in den letzten Jahren genießt Lucy Arano keinerlei Abschiebeschutz, das würde bedeuten, die Ausreise wäre für dauernd.«
    »Sie können die Fälle der drei jungen Männer, die Sie erwähnt haben, nicht mit dem Fall Lucy Arano vergleichen. Außerdem ist das, was mit den dreien passiert, bundesrepublikanische Praxis.«
    »Ist es nicht«, sagte Ronfeld, »in keinem Bundesland wurden bisher Jugendliche abgeschoben, die straffällig geworden sind, jedenfalls nicht allein, ohne Begleitung. Sie sind hier Vorreiter, Herr Grote, der Freistaat Bayern öffnet hier eine neue Tür im Ausländerrecht.«
    »Gegen solche Intensivtäter müssen wir hart vorgehen, Sie wissen doch selber, wie die Banden aus dem Osten hier ihre Leute einschleusen, ganz gleich, wie jung die sind, die kommen zu nichts anderem her als sich zu bedienen, gnadenlos, wenns sein

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