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German Angst

German Angst

Titel: German Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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knüllte es angewidert zusammen und steckte es in die Tasche seines braunen Sakkos. Das machte er in regelmäßigen Abständen und Scholze fragte sich, wann das Taschentuch völlig aufgeweicht sein würde.
    Er bewunderte Rossi wegen seiner Entschlossenheit und seinem Willen, etwas zu verändern. Aber er fand ihn auch ein wenig abstoßend und schmuddelig, Senta meinte, dem fehle eine Frau.
    »Darf ich Sie was fragen?«, sagte Scholze und legte die beschriebenen Blätter, die vor ihm lagen, ordentlich aufeinander. Rossi nickte. »Die Leute aus dem Osten, die Sie ausgesucht haben, woher haben Sie in so kurzer Zeit gewusst, dass das die Richtigen sind?«
    Rossi schniefte. »Da genügt ein längeres Gespräch. Das ist wie bei meiner Arbeit, ich sehe mir den Kunden an, ich rede mit ihm, ich lass ihn sagen, was er will, und nach zehn Minuten weiß ich, was er denkt, was er kaufen will – der Mann oft etwas anderes als die Frau, die Frau aber setzt sich durch. Der Mann sagt nichts, traut sich nicht, was zu sagen, kuscht, ich seh das, manchmal überrede ich die Frau, ich darf das, ich bin nicht ihr Mann, mir hört sie zu, und am Ende kriegt der Mann das, was er wollte, nicht das, was sie wollte, verstehen Sie das?«
    »Ja.«
    »Das freut mich.«
    »Ich war ja auch sofort einverstanden mit Ihrer Auswahl, meine Frau auch. Sie schreibt gerade an einem Bericht für die Wochen-Zeitung über…«
    »Den will ich lesen, bevor er gedruckt wird!«, sagte Rossi mit Nachdruck.
    »Natürlich, wenn Sie… Es geht um die Presse, um das, was die andern schreiben, die hiesigen Zeitungen und die überregionalen, über diese Lucy und ihren Vater, wir müssen unseren Lesern sagen, was wirklich vorgeht und wie die anderen lügen. Meine Frau kann gut schreiben, ich bin immer wieder überrascht.«
    »Wollten Sie noch etwas anderes sagen, Herr Scholze?«
    »Warum…« Verdutzt hielt er inne, schob die Schultern hoch, verzog den Mund. Und grinste. »Ja, ja… Ich würd Sie aber bitten, das nicht persönlich zu nehmen, es ist nur eine Bemerkung…« Rossi nickte wieder. Unhöflich, dachte Scholze, ich bin hier nicht der Hausierer und er sitzt in meinem Haus…
    »Ich hätte mich auch zur Verfügung gestellt, ich war von Anfang an bereit dazu.«
    »Sie sind zu wichtig«, sagte Rossi. Er schnaubte mehrmals kurz hintereinander durch die Nase und steckte die Hand in den Kragen seines gestreiften Hemdes, als wolle er sich den Nacken massieren. Aber er hielt die Hand ruhig. »Sie sind unser engagiertestes Mitglied in diesem Bundesland, Sie halten als Ortsvorsitzender die Partei zusammen durch Ihre regelmäßigen Treffen…«
    »Das ist doch selbstverständlich…«
    »Die Partei ist stolz auf Sie und Dr. Voss hat noch viel mit Ihnen vor. Sie sind selbständiger Unternehmer, Sie tragen Verantwortung, Sie begegnen jeden Tag den Menschen, um die es uns geht, in Ihrem Taxi verkehrt die Welt, und ich weiß, dass Sie immer wieder Mitglieder werben, wenn Sie unterwegs sind. Erst vor kurzem hab ich mit Dr. Voss über Sie gesprochen und wir waren uns einig, dass Sie der Mann sind, der die Aktion D im Hintergrund steuert, dabei aber nicht in Erscheinung tritt, verstehen Sie das?«
    »Selbstverständlich.«
    »Das freut mich.«
    Das Telefon klingelte. Scholze sah Rossi an, der auf den Apparat zeigte. Scholze nahm den Hörer ab.
    »Ja… Gut…« Er reichte Rossi den Hörer.
    »Sie bleiben vor Ort, ja… Machen Sie nicht auf, alles wie besprochen, nein, das Wetter bleibt schön, die Meteorologen haben keine Zweifel…« Er nickte Scholze zu. »Bitte? Verwenden Sie Aspirin, ja…« Er gab Scholze den Hörer, der ihn auf den Apparat legte.
    »Der Mann ist etwas nervös, weil jemand an der Tür war. Wahrscheinlich ein Kind, das über den Zaun geklettert ist. Manchmal schleichen freche Kinder in den Garten, weil sie ausprobieren wollen, ob die Alarmanlage losgeht. Im Moment ist sie nicht eingeschaltet. Die Polizei würde nur stören…«
    »Wem…«, sagte Scholze vorsichtig, »wem gehört eigentlich das Haus?«
    »Einem Konsortium. Gut abgesichert, machen Sie sich keine Gedanken. Im Übrigen mach ich mir auch keine Sorgen wegen diesem Kommissar Süden, unser Mann hat ihn im Auge, sehr gut, dieser Nolte. Hat sich ja als einer der Ersten auf Ihre Anzeige gemeldet. Gut…« Er warf einen Blick auf die Papiere auf dem Tisch, Skizzen, ein Lageplan, ein Namensregister.
    »Die drei Kameraden aus dem Osten sind bereits auf dem Heimweg, die sind aus der Schusslinie. Ich wollte

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