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Germinal

Germinal

Titel: Germinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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Arbeit, das viehische Leben, das Darben von Weib und Kind. Er sprach von den letzten traurigen Lohnzahlungen, von den lächerlichen Halbmonatslöhnen, welche durch die Strafen und Arbeitsruhetage um die Hälfte vermindert den jammernden Familien heimgebracht wurden. Sei man entschlossen, sie völlig zugrunde zu richten?
    »Wir sind also gekommen, Herr Direktor,« schloß er, »um Ihnen zu sagen, daß, wenn schon krepiert sein muß, wir lieber krepieren wollen, ohne zu arbeiten. Das ist weniger ermüdend ... Wir haben die Gruben verlassen und werden nicht eher anfahren, als bis die Gesellschaft unsere Bedingungen annimmt. Sie will den Preis des Karrens herabsetzen und die Verzimmerung besonders bezahlen. Wir wollen, daß die Dinge bleiben, wie sie waren, und wollen überdies, daß man uns fünf Centimes für den Karren mehr bezahle ... Sie müssen zusehen, ob Sie für die Gerechtigkeit und die Arbeit sind.«
    Unter den Arbeitern wurden einige Stimmen laut.
    »Ja, ja ... Er hat unsere Gedanken ausgesprochen ... Wir verlangen nur, was recht ist.«
    Andere nickten nur stillschweigend. Das prunkvolle Gemach war verschwunden mit seinen Goldstoffen und Stickereien, mit seiner Anhäufung von Altertümern; sie fühlten selbst den Teppich nicht mehr, den sie mit ihren schweren Stiefeln zertraten.
    »Laßt mich doch antworten!« rief Herr Hennebeau endlich verdrossen. »Vor allem ist es nicht wahr, daß die Gesellschaft zwei Centimes bei jedem Karren gewinnt ... Laßt uns einmal rechnen.«
    Es folgte nun ein verworrener Streit. Um sie uneinig zu machen, fragte der Direktor den Pierron, der sich stotternd hinter den anderen versteckte. Levaque hingegen war einer der Kecksten, verwirrte die Dinge und behauptete Tatsachen, von denen er nichts verstand. Das Gemurmel der Stimmen verlor sich zwischen den Vorhängen in der Treibhaushitze dieses Gemaches.
    »Wenn ihr alle zugleich redet,« sagte Herr Hennebeau. »werden wir uns niemals verständigen.«
    Er hatte seine Ruhe, die strenge, aber nicht herbe Höflichkeit eines Leiters wiedergefunden, der seine Weisungen empfangen hat, und entschlossen ist, ihnen Geltung zu verschaffen. Seit den ersten Worten ließ er Etienne nicht aus den Augen und richtete es so ein, daß der junge Mann das Schweigen breche, in das er sich eingeschlossen hatte. Er brach denn auch den Streit über die zwei Centimes plötzlich ab und begann die Frage auf breiterer Grundlage zu erörtern.
    »Nein, gestehet es nur, ihr hört auf schändliche Hetzer. Es ist dies eine Pest, die heutzutage alle Arbeiter ergreift und die besten verdirbt ... Oh, es braucht mir keiner zu beichten; ich sehe ja, daß man euch, die ihr ehedem so ruhige Leute waret, ganz verändert hat. Nicht wahr, man hat euch goldene Berge versprochen, man hat euch gesagt, es sei die Zeit gekommen, daß ihr die Herren werdet ... Kurz, man reiht euch in die vielgenannte Internationale ein, in diese Armee von Räubern, die davon träumen, die Gesellschaft umzustürzen ...«
    Da unterbrach ihn Etienne.
    »Sie irren sich, Herr Direktor. Kein einziger der Kohlengräber ist noch beigetreten. Aber wenn man sie dazu treibt, werden sämtliche Gruben beitreten. Es hängt nur von der Gesellschaft ab.«
    Seit diesem Augenblicke ward der Kampf zwischen Herrn Hennebeau und ihm fortgeführt, als ob die Kohlengräber gar nicht da seien.
    »Die Gesellschaft ist eine Vorsehung für ihre Arbeiter, und Sie haben unrecht, ihr zu drohen. Dieses Jahr hat sie über dreimalhunderttausend Franken auf den Bau von Arbeiterdörfern ausgegeben, die ihr kaum zwei Prozent bringen; ich will nicht von den Ruhegehältern sprechen, die sie bezahlt, noch von den Kohlen, von den Arzneien, welche sie unentgeltlich verabfolgt ... Sie scheinen so vernünftig und sind in wenigen Monaten einer unserer geschicktesten Arbeiter geworden. Sie würden besser tun, diese Wahrheiten zu verbreiten, als in Ihr Verderben zu rennen, indem Sie mit Leuten von schlechtem Rufe verkehren. Ja, ich spreche von diesem Rasseneur, den wir entlassen mußten, um unsere Gruben vor der sozialistischen Fäulnis zu bewahren. Man sieht Sie immer bei ihm; er hat Sie sicher dazu gedrängt, diese Unterstützungskasse zu gründen, die wir gerne dulden würden, wenn sie nur eine Sparkasse wäre; wir vermuten in ihr aber eine gegen uns gerichtete Waffe, einen Reservefond zur Deckung der Kriegskosten. Ich muß bei dieser Gelegenheit hinzufügen, daß die Gesellschaft eine Kontrolle über diese Kasse auszuüben

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