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Germinal

Germinal

Titel: Germinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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sich untereinander angesteckt hätten -- selbst die kleinen Kinder -- mit einer Krankheit, die Etienne sich im »Vulkan« geholt.
    »Das hat sie gesagt! Das hat sie gesagt!« heulte Maheu. »Ich selbst gehe hin, und wenn sie zugibt, dies gesagt zu haben, soll ihr Schnabel meine Hand kennenlernen.«
    Er stürzte hinaus; die Levaque folgte ihm, um Zeugnis abzulegen, während Bouteloup, ein Feind der Streitigkeiten, sich heimwärts drückte. Durch die Auseinandersetzung in Aufregung versetzt, wollte auch die Maheu hinausgehen, als eine Klage Alzires sie zurückhielt. Sie kreuzte die Zipfel der Decke auf dem fröstelnden Körper der Kleinen und trat wieder ans Fenster, um mit trüben Augen in die Ferne zu schauen. Der Arzt wollte noch immer nicht kommen!
    Vor der Tür der Eheleute Pierron fanden Maheu und die Eheleute Levaque Lydia im Schnee herumstampfen. Das Haus war geschlossen; ein dünner Lichtschein fiel durch die Ritze eines Fensterladens. Auf die an sie gerichteten Fragen antwortete die Kleine anfänglich verlegen; nein, ihr Vater sei nicht zu Hause; er sei ins Waschhaus gegangen um der Mutter Brulé zu helfen, die Wäsche nach Hause bringen. Dann wurde sie vollends verlegen und weigerte sich zu sagen, was ihre Mutter machte. Endlich platzte mit einem tückisch-grollenden Lachen mit allem heraus, was sie wußte: Mama habe sie hinausgeworfen, weil Herr Dansaert da sei und sie im Gespräch ungestört sein wollten. Herr Dansaert streife schon seit dem Morgen mit zwei Gendarmen im Dorfe herum, suche Arbeiter zu sammeln, rede im besonderen den Schwachen zu, verkünde überall, daß, wenn man am Montag nicht anfahre, die Gesellschaft entschlossen sei, Arbeiter aus dem Borinage anzuwerben. Bei Anbruch der Nacht habe er die Gendarmen weggeschickt, weil er die Pierron allein zu Hause gefunden; und er sei bei ihr geblieben, um vor dem guten Kaminfeuer ein Gläschen Wachholderbranntwein zu trinken.
    »Still, wir wollen sie sehen!« murmelte Levaque mit einem lüsternen Kichern. »Später kommt die Auseinandersetzung ... Weg da, Nichtsnutz!«
    Lydia wich einige Schritte zurück, während er ein Auge an die Ritze des Fensterladens legte. Er stieß leise Schreie aus; sein Rückgrat wölbte sich und schauerte. Jetzt schaute auch die Levaque hinein; doch erklärte sie, wie von einem Kolikanfall ergriffen, es ekle sie. Maheu hatte sie weggeschoben, um auch seinerseits zu sehen; das Schauspiel mache sich bezahlt, meinte er. Sie begannen von neuem, einer nach dem andern, wie in der Komödie. Die Wohnstube schimmerte von Reinlichkeit und wurde durch ein tüchtiges Kaminfeuer hell und traulich gemacht; auf dem Tische standen Kuchen, eine Flasche und Gläser. Mit einem Worte: die Unterhaltung war eine vollständige, so daß das, was sie sahen, schließlich die beiden Männer erbitterte, die unter anderen Umständen sich sechs Monate lang darüber belustigt hätten. Es war zu drollig, wie die sich stopfen ließ bis an den Hals mit den Röcken hoch. Aber war es nicht eine Schweinerei, sich dieses Vergnügen bei einem so großen Feuer zu gönnen und sich mit Biskuits zu stärken, während die Kameraden kein Krümchen Brot und kein Stückchen Kohle hatten?
    »Da ist der Vater!« rief Lydia davonlaufend.
    Pierron kam ruhig aus dem Waschhause zurück, mit einem Bündel Wäsche auf der Schulter. Maheu stellte ihn sogleich zur Rede.
    »Hör' einmal: man hat mir erzählt, deine Frau hätte gesagt, daß ich Katharina verkauft habe und daß wir uns in meinem Hause alle durcheinander angesteckt haben ... Wie geht es bei dir selbst im Hause zu? Was zahlt dir der Herr, der soeben wieder deiner Frau die Haut abnutzt?«
    Von diesem plötzlichen Angriffe wie betäubt, begriff Pierron nicht sogleich, als seine Frau, erschreckt durch den Tumult auf der Straße und darüber den Kopf verlierend, die Tür halb öffnete, um zu schauen, was es gebe. Man sah sie ganz rot, mit offenem Leibchen, den Rock hoch, am Gürtel befestigt, während im Hintergrunde Herr Dansaert in toller Hast sein Beinkleid anzog. Der Oberaufseher flüchtete, zitternd vor Angst, daß das Abenteuer dem Direktor zu Ohren kommen könne. Da setzte ein greulicher Skandal ein, Gelächter, Gejohle, Verwünschungen.
    »Du schimpfst immer über die anderen, daß sie schmutzig seien,« sagte die Levaque zur Pierron; »es ist kein Wunder, daß du selbst sauber bist; du läßt dich ja von den Vorgesetzten blank scheuern.«
    »Ach ja, der steht es gut an, über andere zu reden«, fügte Levaque

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