Gern hab ich Sie bedient: Aufzeichnungen des Oberkellners im Hotel Vier Jahreszeiten Hamburg (German Edition)
waren stets sehr effektvoll. Und als Zugabe musste ich immer Georg Kreislers »Taubenvergiften« singen. Da kam ich nicht drum herum. Manchmal gab ich für spezielle Gäste auch ein besonderes Lied zum Besten, zum Beispiel für Inge Buhtz »Wenn der Herrgott net will« oder für Jutta Drehkopf »So leb denn wohl du stilles Haus«, und bei Dr. Jörgens ging’s nicht ohne »Brüderlein fein«. Teresa Schnabel weinte beim letzten Abend echte Tränen. Wann hat eine so zauberhafte Frau zum letzten Mal wegen mir geweint? Ich weiß es nicht. Frau Puls wäre auch gerne zu meinem Liederabend gekommen, sie hat aber einen kleinen Hund, der nicht alleine sein mag. Ich versprach, eine Hundenummer einzubauen. Wir arbeiten immer noch dran, denn der Hund braucht noch Gesangsunterricht.
Gäste aus aller Welt
Die Abende waren stets im Nu ausverkauft. Gäste aus dem ganzen Bundesgebiet wollten dieses Ereignis in Hamburg erleben, und selbst aus dem Ausland kamen nun Gäste. Die Brindems (bei »Mei Muatterl war a Weanerin«, hat auch Frau Brindem geweint) und die Vestres aus Norwegen brachten mir ganz persönliche Geschenke mit. Die Olsens, ebenfalls Norweger, waren extra aus Dubai angereist. Andere kamen aus Österreich und selbst aus den USA. Aus Wien kamen die Dr. Manns mit Inge Moises und die lieben Hubatschecks. Als »Morgengabe« gab es eine echte Sachertorte in der Holzschachtel. Da hatte ich feuchte Augen.
Als Wolfgang Traber mit seiner Frau Catherine, einer waschechten Amerikanerin, und sechs weiteren Gästen aus New York im Saal saß, konnte ich mir nicht verkneifen, von der Bühne herab mit Stolz zu sagen: »Dass Hamburger nach New York fliegen, um den Broadway zu sehen und zu hören, ist nicht ungewöhnlich, dass aber New Yorker Gäste nach Hamburg kommen, um meine Schmiere zu sehen, ist doch außergewöhnlich.« Das schönste Kompliment von Wolfgang: Meine Produktion sei »Off-Alster«.
Eine ganz besondere Freude machte mir Ingrid M. H. Roosen-Trinks, das Hamburger Gesicht für die Edelschreiber der ortsansässigen Luxusmarke Montblanc. Sie trug mir zu Ehren ein österreichisches Dirndl, ein edles Trachtenkleid aus der Zeit der großen k. u. k. Monarchie. Und ihrem Mann, einem Urbayer, hatte sie ein »Trachtenjanckerl« verordnet. Allerdings im bajuwarischen Stil, doch bin ich nicht nachtragend.
Auch zur Zusammenführung der unterschiedlichsten Menschen sowie um Verbindungen zu knüpfen, waren die Abende begehrt. Wie sehr hat sich Regina Gibbins, Deputierte der Kulturbehörde Hamburg, gefreut, endlich einmal den Stardesigner Peter Schmidt persönlich kennenzulernen und zu treffen. Mein Spürsinn hatte die beiden zufällig zu Tischnachbarn gemacht. Peter Schmidt hat sich so köstlich über meine Nestroy-Präsentation amüsiert, dass er beim nächsten Liederabend wieder dabei war. Von Regina gab’s als »Freudenbezeugung« für Peter eine historische Flasche 4711 mit silbernem Knaufverschluss. Sie hat inzwischen einen Ehrenplatz in seinem Büro. Der treue Klaus Husmann mit seiner unglaublich charmanten Veronika und die zauberhafte Angela Graf kamen beinahe zu jedem Abend. Angela Graf kam mit ihrem Mann Dieter aus Lüneburg angereist und überreichte mir hinterher einen selbstgepflückten Blumenstrauß – mit einem noch größeren Strauß Herzlichkeit.
Die Abende waren für mich immer eine Art Heimspiel. Alle Gäste waren mir lange vertraut und jeden kannte ich mit Namen. Wenn um 18 Uhr zum Champagnerempfang geladen wurde, waren die ersten Besucher schon eine halbe Stunde früher da. Jeder Gast bekam dann von mir eine Karte mit seinem Namen und seiner Tischnummer ausgehändigt, damit er nicht lange vor irgendeiner Anschlagtafel, an denen sich immer Trauben von Menschen bilden, zu suchen brauchte. Es war wie ein Familienfest. Mit dem feinen Unterschied, dass ich mir die Familie selbst aussuchen konnte. Das war meine Familie. Nachdem sich alle Gäste im Saal versammelt hatten, hat Hoteldirektor Peters an einigen Abenden eine sehr schöne Rede gehalten. Er hat sich viele Gedanken über diese Veranstaltung gemacht und dafür danke ich ihm.
Wenn man auf einer Bühne steht, auf den Brettern, die angeblich die Welt bedeuten – womit wohl eher die Unterwelt gemeint ist –, dann geht es einem wie dem Auerhahn bei der Balz: Man sieht nix und hört nix, dazwischen aber, wenn sich der Adrenalinspiegel kurzzeitig etwas beruhigt, vernimmt man die Stimmung, sieht doch das eine oder andere. Wenn dann der junge Alexander sich
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