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Gern hab ich Sie bedient: Aufzeichnungen des Oberkellners im Hotel Vier Jahreszeiten Hamburg (German Edition)

Gern hab ich Sie bedient: Aufzeichnungen des Oberkellners im Hotel Vier Jahreszeiten Hamburg (German Edition)

Titel: Gern hab ich Sie bedient: Aufzeichnungen des Oberkellners im Hotel Vier Jahreszeiten Hamburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Nährig
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schon ärgere und aufrege, dann will ich auch was davon haben. Ich weiß nicht mehr, welchen Fehler wir damals gemacht hatten, das tut auch nichts zur Sache. Wie auch immer, um Herrn Müller wieder sanft zu stimmen, habe ich ein probates Mittel: Ich weiß, dass er ein Liebhaber schöner junger Frauen ist, und verstehe mein Wissen gut anzuwenden. Zurück im Grill sage ich zu einem Serviermädchen, das entsprechend jung und auch hübsch anzusehen ist: »Nimm, pro forma, ein Tablett, setze dein süßestes Lächeln auf und frag den Herrn in der rechten Ecke, ob er noch einen Wunsch hat.«
    Gesagt, getan. Als sie vor dem Tisch stand, hob Herr Müller den Kopf und sah das Mädchen. Etwa neunzehn Jahre, blondes Haar, kleine Grübchen in den Wangen, zwischen denen ein entzückender Mund schüchtern lächelnd fragt: »Gibt es irgendetwas, womit ich Ihnen dienen kann?« In diesem Augenblick war es um Müller geschehen. Die finsteren Augen wurden hell, die Stirn entrunzelte sich und sein Mund beteuerte artig, alles Gewesene vergessend: »Nein danke, ich habe alles, aber nett, dass Sie fragen und sich um mich kümmern.«
    Erst Minuten später keimte in ihm der Argwohn, dass ich da meine Hand im Spiel gehabt haben könnte. Er kam ins Restaurant, fasste mich ins Auge und sagte lächelnd: »Herr Nährig, Sie sind ein Fuchs«, wobei er mit dem rechten Zeigefinger eine drohende Gebärde machte. »Sie wissen genau um meine Schwachstelle und nutzen das schamlos aus.« Es führten eben viele Wege nach Rom, ließ ich ihn daraufhin wissen, wichtig sei nur, dass wir das Ziel erreichen. Nun ist er fürs Erste beruhigt und nimmt wieder Platz, trinkt seinen Malt Whisky mit einem Würfel Eis und liest seine Bild . Das übliche Prozedere.
    Heute möchte er Tomatensalat, das hat ihm der Arzt geraten, und danach etwas Steinbutt, gebraten. Das habe ich ihm geraten. Zufällig sieht er meine »Classic Car«-Zeitung, und ich zeige auf das schöne Mercedes Coupé von 1955. Schwarzer Lack, feine rote Lederpolsterung und viel funkelndes Chrom. »Ja, Herr Nährig, das ist schon seit Jahren mein Traumauto.« Er schaut mich an, fragt: »Wissen Sie, wer den Wagen verkauft?« Ich wusste, ein Gast vom Grill, Eberhard Thiesen, Oldtimerhändler. »Ja, ich kenne den Verkäufer.« Ohne zu überlegen, sagt er: »Wollen Sie mir das vermitteln?« – »Mache ich sehr gern«, antworte ich.
    Wir einigten uns also darauf, dass ich mich der Sache annahm. Zwei Tage später sollte das Auto in unserer Garage angeliefert werden. Dem Händler erklärte ich, dass es sich bei Herrn Müller um einen speziellen Gast handele. Die kleinsten Ungereimtheiten könnten eine Suada von Unannehmlichkeiten auslösen. Also, bitte alles tipptopp.
    Das Auto steht Punkt zehn Uhr morgens in der Hotelgarage. Vorsichtshalber frage ich, ob denn wirklich alles in Ordnung sei mit dem schönen Stück. »Ja, ja«, bestätigt der Händler, etwas ungeduldig.
    Herr Müller, im Vormittagsdress, kommt zur Besichtigung. Hellbeige Hose, auberginefarbener Pulli, der um die Mitte etwas knapp ist und seinen kleinen Bauchansatz mehr zeigt, als ihm lieb ist. Die hellbraunen Schuhe tadellos geputzt, zwischen Hemdkragen und Hals ein dunkelgepunktetes Seidentuch und in der Hand die Herrentasche, sein unverzichtbares »Täschle«. Man sieht ihm seine siebzig Jahre nicht an.
    »Ja, ja«, nickt Herr Müller, »genauso habe ich es mir vorgestellt«, wobei er sein Täschle unter den Arm steckt, um die Hände frei zu haben, mit denen er das Auto nun befühlt und betastet, während er sich hineinsetzt, das Lenkrad in die Hände nimmt, es wie ein kleiner Junge nach links und gleich wieder nach rechts dreht, dabei durch die vorgeschobenen Lippen Luft presst und Geräusche macht wie ein eben gestarteter Benzinmotor. »Brrmmm, brrm-brrm, brrrmmmm!« Dann drückt er die verschiedenen Hebelchen und Knöpfe, um deren Funktion zu ergründen. Streicht ein ums andere Mal über die mit knallrotem Leder bezogenen Sitzbänke. Dazwischen immer wieder: »Ja, so habe ich es gewollt, genau so.« Steigt wieder aus und klopft auf die vorderen, dann auf die hinteren Kotflügel. »Guter Klang«, kommentiert er mit einem zufriedenen Lächeln. »Alles noch gute Wertarbeit«, und streicht dabei über die chromglitzernde Motorhaube. Während ich das alles beobachte, fragt der Händler: »Wollen Sie nicht eine kurze Probefahrt machen?«
    »Nein, nein«, wehrt Müller mit fachmännischem Gesichtsausdruck ab, während er sich umdreht, um wieder ins

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