Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006
mit Kerlchen praßt,
dann folgert, daß wer Wanda liebt,
sich nicht im schönen Wien da labt,
wohin das Volk im Wahne treibt,
daß brav sei, wer zum Weine trabt.
3
Wer sie nicht kennt, die wilde Nacht,
der war im deutschen Walde nicht,
der weiß nicht, wie des Wildes Pracht
durch den Verhau des Waldes bricht.
4
Zuweilen schafft der Wille Wort:
Wenn jäh aus Welle Wolle wird,
dann deshalb, weil im Willen schwärt,
was heimlich durch die Wellen schwirrt.
5
Sagt ja nicht: »Alles Kinderkram!«
Nur wer viel Kraft hat, kann der Krim [11]
entfliehen und im Hilbso-Schlamm [12]
aufseufzen: »Alles halb so schlimm!«
Weisst du noch – wir in Wien?
Sag selbst: War das nicht schierer Wahnsinn,
was wir die letzte Nacht in Wien sahn?
Denk jener ungezählten Wirtschaften,
die uns aus jeder Gegenwart schifften.
Denk der von uns geleerten Trunkmassen,
serviert von überirdisch drallen Trankmusen.
Denk ihrer Kosenamen alle,
wir freilich nannten alle Ella.
Denk deines Grenzzugs mit dem Zollstab:
»Aber hier, Herr Ober, herrscht der Zahlstop!«
Denk des Absackens unsrer Kiefer
auf sein: »Do gibts halt nur no Kefir.«
Dann aber – denk! – steht groß ein Tiger
im Wirtschaftsraum, gepeitscht von Teegier.
Denk wie er all die kraxelgeilen Bohrhacker
flugs in die Flucht trieb. Leer die Barhocker.
Denk deines Ausrufs: »Ich bin Kampfbär!
Hörs Tiger! Ich bin unbekämpfbar!«
Denk des Verhaltens jener Großkatze!
Schiens nicht, als ob sie flüchtend Gras kotze?
Denk unsres Abgangs. Du mit Lederstuhl.
»Machts was, wenn ich den für mein Luder stehl?«
Denk – schläfst du ein, mein Freund? Wie lieblos!
Ich sing doch pausenlos dein Lob: Lies!
Eine Schüttel-Ballade
von Büttel Schalade
»Auf gehts, Büttel!
A one, a two, a three, a four
give it to me!«
Den Fahrensmann Hein Klaber packt
das Fernweh, wenn der Paber klagt.
Der klagt so weh, der singt so bang,
Hein wird ganz heiß bei dem Bosang.
»Adjes, mein Weib! Die Ferne lockt!
Ich muß an Bord. Die »Lerne« fockt!
Zur »Lerne«! Zum geliebten Schiff,
das ich durch kühn scheliebten Giff
vor Strand und Klippen rettete,
auch wenns die Rippen klettete.
Was schert mich Kletten? Ich muß los!
Wein nicht! Ich geb dir allus Moos,
das ich bis heut ersparen konnte,
da ich mich vor den Karen sponnte.
Nun aber heißt es, frei zu sein,
die »Lerne« samt der Sei zu frein -
nur diese beiden bringen Glück,
erwarten mich in Glingenbrück,
ersehnen ihren alten Klaber.
Da kann mich doch nichts klaten! Aber
was seh ich, Weib? Ein Tränlein quillt?
Das trocknet, eh das Quänlein trillt!
Ich weiß! Die Sei kann böse sein.
Stellt manchem Schiff ein Sösebein.
Was solls? Wenn meine Stunde schlägt,
ein Lied aus meinem Schlunde stägt,
ein Lied, das, wenn der Kutter sinkt,
noch voller und noch sutter kingt.
Wenn du es hörst, dann denk an mich,
und wisse: Auch ich menk an dich!
Nun aber los! Wo ist mein Hut?
»Ich wünsch dir Fahrtwind und, Hein, Mut!«
»Wars das, Büttel?
Thanks 'n bye bye!«
Malade Ballade
Es war in grauer Novembernacht,
da ist die Frau unter Schmerzen erwacht.
»Was stehst da im Dunkel, mein lieber Mann
und fassest so schmerzhaft mein Füßlein an?«
»Und faß ich dein Füßlein so schmerzhaft an,
so ist das nicht ohne Absicht getan.«
»Sag mir, mein Mann, welche Absicht du hast,
wenn du nächtens mein Füßlein so schmerzhaft anfaßt?«
»Ich, Frau, bin krank, und ich ich möchte gesunden.
Da hat mir mein Arzt ein Mittel gefunden.«
»Welch Mittel, mein Mann? O sag mir gezielt,
welche Rolle mein schmerzhaftes Füßlein spielt!«
»Dein Füßlein allein vertreibt meine Pein,
drum brech ich es ab und verleib es mir ein.«
»Und hilft dir mein Füßlein zu gesunden,
brichs ab, lieber Mann, und laß es dir munden.
Brichs ab, auch wenn's schmerzt, brich es ab, lieber Mann.
Ich hab ja ein zweits. Auf dem hüpfe ich dann.«
Ich und er, einsilbig
So war es, als ich leidend lag
und mich in einem fort erbrach:
Er brach mir Herze und Gekrös,
mir war nicht gut, er war mir bös.
So hielt er mich konstant auf Trab.
Kein Grund, daß ich mich schon ergab.
Er gab mir Zunder, als er fies
das Thermometer steigen ließ.
Das führte mich durch Traum zum Krieg,
in dem ich einen Turm erstieg.
Er stieg mir hitzeflimmernd nach,
worauf ich mich erneut erbrach.
Er brach rasch ab, was er gestartet,
solch Brechen traf ihn unerwartet,
Er wartet nun auf bessre Zeiten–:
Dem werd
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