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Gesammelte Werke 1

Titel: Gesammelte Werke 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strugatzki Boris
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tun. Und dann, ich habe es ja selbst gesehen: Kaum war der Turm umgefallen, ging es ihnen besser. Was aber die Luftabwehr betrifft, versteh, Gai, dafür sind es zu viele Türme. Um den Luftraum abzuschirmen, bräuchte man erheblich weniger. Außerdem, wozu Luftschutz an der Südgrenze? Besitzen die Wilden etwa Raketen?«
    »Sie besitzen alles Mögliche«, entgegnete Gai böse. »Du weißt nichts und glaubst jedem. Entschuldige, Mak, aber wärst du nicht du … Wir alle sind viel zu vertrauensselig«, fügte er bitter hinzu.
    Maxim wollte nicht weiter streiten, er wollte überhaupt nicht mehr über diese Dinge reden. Er fragte, wie es ihnen ginge, wo Rada jetzt arbeite, warum sie nicht studiere, was der Onkel und die Nachbarn machten. Rada lebte auf und fing an zu erzählen, hielt dann aber wieder inne, räumte das schmutzige Geschirr ab und trug es in die Küche. Gai fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, starrte zum dunklen Fenster, fasste sich dann aber ein Herz und begann ein ernstes Gespräch von Mann zu Mann.
    »Du bedeutest uns sehr viel«, sagte er. »Mir, und auch Rada, obwohl du ein unruhiger Geist bist und bei uns deinetwegen alles aus dem Gleis geraten ist. Aber ich meine Folgendes: Du bedeutest Rada nicht nur viel, verstehst du … Nicht einfach so, sondern, wie soll ich sagen … Du gefällst ihr, und die ganze letzte Zeit hat sie geweint; in der ersten Woche war sie sogar krank. Sie ist ein gutes Mädchen, häuslich, sie gefällt vielen, was nicht verwunderlich ist. Ich weiß nicht, wie du zu ihr stehst, aber was kann ich dir raten? Lass diese Dummheiten sein, das ist nichts für dich. Du hast keine Ahnung davon,
das macht dich nur verrückt. Du wirst noch selbst umkommen, zerstörst Unschuldigen das Leben - das bringt nichts! Fahre lieber zurück in deine Berge und such deine Leute. Wenn dein Gehirn sich nicht erinnern kann, wird dir das Herz den Weg weisen. Dort wird dich niemand verfolgen, du richtest dich ein, bringst Ordnung in dein Leben, kommst her und holst Rada, und es wird euch gutgehen. Vielleicht haben wir bis dahin schon die Hontianer erledigt. Dann gibt es endlich Frieden, und wir können wie Menschen leben.«
    Maxim hörte ihm zu und dachte, wäre er ein Gebirgler, würde er es wahrscheinlich genau so machen: nach Hause zurückkehren, mit seiner jungen Frau still vor sich hin leben, alles Schwierige und Schreckliche vergessen. Nein, nichts würde er vergessen, sondern die Verteidigung organisieren, so dass die Handlanger der Unbekannten Väter nicht einmal ihre Nase in die Berge zu stecken wagten. Kämen aber Gardisten, würde er die Schwelle seines Hauses bis zum letzten Blutstropfen verteidigen. Doch er war kein Gebirgler. In den Bergen hatte er nichts verloren, sein Platz war hier, und er hatte nicht vor, das alles zu dulden … Aber Rada? Tja nun, wenn sie ihn wirklich liebte, würde, ja, müsste sie ihn verstehen. Er wollte jetzt nicht daran denken, wollte nicht an die Liebe denken, jetzt war nicht die Zeit zu lieben.
    Er versank kurze Zeit in Gedanken und merkte daher nicht sofort, dass sich im Haus etwas veränderte. Jemand schlich den Flur entlang, wisperte hinter der Wand. Dann folgte Getöse, Rada schrie verzweifelt: »Mak!«, und verstummte, als hielte man ihr den Mund zu. Er sprang auf und stürzte zum Fenster, aber da wurde schon die Tür aufgestoßen. Rada stand auf der Schwelle, totenbleich im Gesicht. Es roch vertraut nach Kaserne, die beschlagenen Stiefel polterten laut. Rada wurde hineingedrängt, die schwarzuniformierten Gardisten schoben sich hinter ihr her ins Zimmer, und Pandi richtete mit wild verzerrtem Gesicht die Maschinenpistole auf Maxim.
Rittmeister Tschatschu aber, schlau und gerissen wie immer, stand neben Rada, umklammerte ihre Schulter und drückte ihr die Pistolenmündung in die Seite.
    »Keine Bewegung!«, blaffte er sie an. »Wenn du dich rührst, schieße ich!«
    Maxim erstarrte. Er konnte nichts tun. Er brauchte mindestens zwei Zehntelsekunden, bestenfalls anderthalb, doch diesem Mörder genügte eine.
    »Hände vor!«, raunzte Tschatschu. »Korporal, die Handschellen! Doppelte! Beweg dich, Massaraksch!«
    Pandi, den Maxim während der Übungen mehr als einmal über die Schulter geschleudert hatte, kam vorsichtig näher und löste eine schwere Kette von seinem Gürtel. Sein Gesicht wurde ängstlich.
    »Sieh dich vor«, warnte er Maxim. »Wenn was ist, wird der Herr Rittmeister sofort … äh … deine Liebste …«
    Er schloss die stählernen

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