Gesammelte Werke 1
alle. In seinem Bereich war nichts, und wegen Banalitäten käme er auch nicht zu mir, da ginge er zum Papa oder zum Schwiegervater. Vielleicht hat er etwas Interessantes herausgefunden und will mich als Verbündeten? Geb’s Gott, geb’s Gott. Ich an seiner Stelle würde mich allerdings mit niemandem zusammentun. Der Prozess? Unsinn, was hat er mit dem Prozess zu schaffen. Ach, was soll das Rätseln, ergreifen wir lieber die notwendigen Maßnahmen.
Er öffnete das Geheimfach und schaltete alle Fonografen und geheimen Kameras ein. Diese Szene bewahren wir für die Nachwelt. Wo bleibst du, Wanderer? Vor Aufregung brach ihm der Schweiß aus, er zitterte, und um sich zu beruhigen, kaute er noch ein paar Beeren. Dann schloss er die Augen und zählte. Als er bei siebenhundert angelangt war, sprang die Tür auf und dieser lange Kerl trat ein. Den Referenten schob er einfach beiseite, dieser Spaßvogel … dieser eiskalte Typ, die Hoffnung der Unbekannten Väter. Er wurde gehasst und vergöttert, hing in jeder Sekunde am seidenen Faden, fiel jedoch nie. Hager war er und gebeugt, er hatte eine Glatze, grüne Augen und riesige, abstehende Ohren. Und ewig diese hässliche knielange Jacke. Ein Zauberer, ein Anführer und Macher, einer, der Milliarden verschlang. Der Staatsanwalt erhob sich, um ihn zu empfangen. Bei diesem Mann musste er sich nicht verstellen oder sich dumme Floskeln abringen.
»Grüß dich, Wanderer«, sagte er. »Kommst du, um zu prahlen?«
»Warum sollte ich«, erwiderte der Wanderer, während er sich in den Besuchersessel fallen ließ und seine Knie plump in die Höhe schnellten. »Massaraksch, immer vergesse ich die Tücke dieses Möbels. Wann lässt du es endlich bleiben, deine Gäste zu foppen?«
»Besucher müssen sich unbehaglich fühlen«, belehrte ihn der Staatsanwalt. »Sie müssen lächerlich wirken. Was habe ich sonst für Spaß an ihnen? Jetzt, beispielsweise, sehe ich dich an und werde richtig fröhlich.«
»Ja, ich weiß, du bist ein heiterer Mensch«, sagte der Wanderer. »Allerdings ist dein Humor ziemlich anspruchslos. Du darfst dich übrigens setzen.«
Der Staatsanwalt merkte erst jetzt, dass er immer noch stand. Wie jedes Mal, hatte der Wanderer die Rechnung schnell beglichen. Der Staatsanwalt machte es sich so bequem wie möglich und nippte an seinem Heilwasser.
»Also?«, fragte er.
Der Wanderer begann ohne Umschweife. »In deinen Klauen«, sagte er, »befindet sich ein Mann, den ich brauche. Ein gewisser Mak Sim. Du hast ihn zur Umerziehung geschickt, erinnerst du dich?«
»Nein«, antwortete der Staatsanwalt aufrichtig. Er spürte einige Enttäuschung. »Wann habe ich ihn verschickt? Weswegen?«
»Vor kurzem. Wegen des gesprengten Turms.«
»Ja, ich erinnere mich. Und?«
»Das ist alles«, sagte der Wanderer. »Ich brauche ihn.«
»Moment«, entgegnete ihm der Staatsanwalt verärgert. »Den Prozess habe ich gar nicht geführt. Und an jeden Verurteilten kann ich mich nicht erinnern.«
»Ich dachte, das wären alles deine Leute.«
»Da war nur einer von mir dabei, die anderen waren echt … Wie, sagst du, heißt er?«
»Mak Sim.«
»Mak Sim«, wiederholte der Staatsanwalt. »Ah! Dieser Spion aus den Bergen. Natürlich. Da gab es eine merkwürdige Geschichte: Man hat ihn erschossen, und trotzdem lebt er.«
»Ja, so war es wohl.«
»Ein außergewöhnlicher Kraftbolzen. Ja, mir wurde davon berichtet. Wozu brauchst du ihn?«
»Er ist ein Mutant«, sagte der Wanderer. »Hat äußerst interessante Mentogramme. Ich brauche ihn für meine Arbeit.«
»Willst du ihn obduzieren?«
»Möglich. Meine Leute beobachten ihn seit langem, schon, als man ihn noch im Spezialstudio brauchte. Aber dann ist er entwischt.«
Der Staatsanwalt stopfte sich enttäuscht den Mund voll mit Beeren und nuschelte: »Einverstanden. Und wie läuft es sonst bei dir?«
»Gut, wie immer«, antwortete der Wanderer. »Wie ich gehört habe, bei dir ebenso. Hast dem Hampelmann das Wasser abgegraben. Gratuliere. Wann kriege ich also meinen Mak?«
»Morgen depeschiere ich. Man wird ihn dir in fünf bis sieben Tagen bringen.«
»Umsonst?«, fragte der Wanderer.
»Eine Gefälligkeit«, entgegnete der Staatsanwalt. »Was könntest du mir denn bieten?«
»Den ersten Schutzhelm.«
Der Staatsanwalt grinste. »Und das Weltlicht als Zugabe. Übrigens: Ich brauche nicht den ersten Schutzhelm, sondern den einzigen. Stimmt es, dass deine Bande beauftragt wurde, einen Emitter für gebündelte Strahlung zu
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