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Gesammelte Werke 6

Gesammelte Werke 6

Titel: Gesammelte Werke 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Strugatsky
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auf der Welt! Dazu gehört schon was – sich so lange an der Quelle zu halten!
    SNEGIRJOW : Kurdjukow? Seit zwölfhundert … Dieser drittklassige Dichterling?
    KARIERTER : Das ist Ansichtssache … Na, ist Ihnen jetzt leich ter? Dann kommen Sie.
    Die beiden kehren ins Arbeitszimmer zurück. Dort herrscht Schweigen. Natalja bemalt hingebungsvoll, nahezu wollüstig ihre Lippen. Pawel Pawlowitsch hantiert aufmerksam mit seinen silbrigen Röhrchen über ein paar Schinkenhäppchen aus leckerem, frischem Weißbrot. Iwan Dawydowitsch liest, die Brauen erstaunt hochgezogen, in Snegirjows Manuskript. Kurdjukow läuft, die Hände auf dem Rücken, wie ein Raubtier im Käfig zwischen Tür und Fenster auf und ab. Sein Gesicht sieht nach der Schlägerei mit Snegirjow aus wie eine zähnefletschende Grimasse. Bei dessen Anblick weicht er zurück und presst die Schulterblätter gegen die Wand.
    PAWEL PAWLOWITSCH mit einem Blick auf Snegirjow: Na? Alles in Ordnung? Wehleidigkeit, mein Lieber, nichts als Wehleidigkeit! Man sollte sich nicht wegen jeder Lappalie so aufregen.
    IWAN DAWYDOWITSCH munter: So! Bringen wir die Sache zu Ende. Rittmeister, behalten Sie die beiden bitte im Auge. Sie, Bassawrjuk, bleiben da, wo Sie sind, und machen Sie bloß nicht den Mund auf! Sonst verkünde ich augenblicklich, dass ich gegen Sie bin. Felix Alexandrowitsch, Sie kommen hierher. Die Hände bitte auf den Tisch. Also … Wenn Sie erlauben, übersetze ich gleich ins Russische … Hm … »Entsprechend der Haupt … äh … Vorschrift, und zwar laut Paragraf vierzehn, äh … in dem die allerhöchste Wichtigkeit …« Verflucht! Wie soll man das nur … Fürst, sagen Sie mir, wie man »achellan« am besten übersetzt …
    PAWEL PAWLOWITSCH : Das Höchstbedeutsame, das Höchstwichtige.
    IWAN DAWYDOWITSCH : Wie sich das anhört!
    PAWEL PAWLOWITSCH : Ach, Magister, lassen Sie dieses ganze Abrakadabra doch einfach weg! Was soll uns das jetzt brin gen? Beschränken Sie sich auf das Wesentliche, und geben Sie’s mit eigenen Worten wieder!
    IWAN DAWYDOWITSCH : Sie haben doch nichts dagegen, Felix Alexandrowitsch?
    SNEGIRJOW : Ich sage Ihnen eins: Wenn mir noch mal einer von Ihnen zu nahe kommt, dann …
    IWAN DAWYDOWITSCH : Felix Alexandrowitsch! Darum geht es doch jetzt nicht. Gut, ich beschränke mich auf das Wesentliche. Dies ist ein außergewöhnlicher Fall, alle fünf sind anwesend, jeder hat eine Stimme. Die Reihenfolge der Diskussionsbeiträge ist willkürlich oder wird durch das Los bestimmt, falls jemand darauf besteht. Bitte.
    KURDJUKOW in pfeifendem Flüsterton: Ich protestiere!
    IWAN DAWYDOWITSCH : Wieso?
    KURDJUKOW : Er hat ja noch gar nicht gewählt. Er muss erst wählen!
    NATALJA in den Spiegel schauend: Mein Süßer, bildest du dir vielleicht ein, dass er den Tod wählt?
    Außer Kurdjukow und Snegirjow lächeln alle.
    KURDJUKOW : Gar nichts bilde ich mir ein. Das Einzige, was ich mir einbilde, ist, dass Ordnung herrschen muss. Wir müssen ihn fragen, und er muss uns antworten.
    IWAN DAWYDOWITSCH : Na schön. Genehmigt. Felix Alexan drowitsch, wir fragen Sie hiermit offiziell, was Sie zu wäh len geruhen: den Tod oder die Unsterblichkeit?
    Snegirjow lehnt sich kreidebleich auf seinem Stuhl zurück und knackt traurig mit den Fingergelenken.
    SNEGIRJOW : Erklären Sie mir wenigstens, was das alles zu be deuten hat. Ich verstehe kein Wort.
    IWAN DAWYDOWITSCH ärgerlich: Sie verstehen sehr wohl. Also gut. Wenn Sie den Tod wählen, sterben Sie. Dann brauchen wir natürlich nicht mehr abzustimmen. Wählen Sie dagegen die Unsterblichkeit, dann werden Sie zum Anwärter, und alles Weitere bedarf der Erörterung.
    Pause.
    IWAN DAWYDOWITSCH leicht gereizt: Geht’s denn wirklich nicht ohne diese dramatischen Pausen?
    NATALJA ebenfalls gereizt: Also wirklich, Felix. Du spannst uns ganz schön auf die Folter.
    SNEGIRJOW : Ich will überhaupt nicht wählen.
    KURDJUKOW sich auf die Knie schlagend: Na, großartig. Dann brauchen wir auch nicht abzustimmen.
    IWAN DAWYDOWITSCH verdutzt: Aber erlauben Sie mal …
    NATALJA : Felix, du gehst zu weit. Du bist hier nicht in deinem Redaktionskollegium.
    PAWEL PAWLOWITSCH : Felix Alexandrowitsch, was soll das? Sie belieben zu scherzen? Wenn Sie sich bitte erklären wollen.
    KURDJUKOW : Was gibt es da zu erklären? Was soll er erklären? Das ist ein Humanist. Da gibt es nichts zu erklären. Von der Unsterblichkeit hält er nichts, er verzichtet darauf, und gehen lassen können wir ihn auch nicht. Was gibt es da also

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