Gesammelte Werke 6
unbefugter Benutzung eines beschlagnahmten Kraftfahrzeugs!«
»Schreien Sie mich nicht so an«, protestierte Viktor würdevoll. »Was ist das für eine Flegelei? Ich werde mich beschweren.«
Der zweite Polizist wickelte sich aus der Plane und trat näher, er fragte: »Ist er’s?«
»Klar ist er’s!«, zischte der Polizist mit der verkniffenen Miene und holte die Handschellen aus der Tasche.
»Na, na, na!«, warnte Viktor und wich einen Schritt zurück. »Das ist Willkür! Wie können Sie es wagen?«
»Erschweren Sie Ihre Schuld nicht durch Widerstand«, riet ihm der zweite Polizist.
»Ich bin völlig unschuldig«, erklärte Viktor dreist und steckte die Hände in die Taschen. »Jungs, ihr verwechselt mich mit jemandem.«
»Sie haben einen Lastwagen entführt«, erklärte der zweite Polizist.
»Was für einen Lastwagen?«, brüllte Viktor. »Was habe ich mit einem Lastwagen zu schaffen? Ich will hier Herrn Golem, den Chefarzt, besuchen. Fragen Sie die Wache. Was habe ich mit eurem Lastwagen zu tun?«
»Vielleicht ist er’s doch nicht?«, zweifelte der zweite Polizist.
»Aber wer soll’s denn sonst sein?«, widersprach der Polizist mit der verkniffenen Miene. Die Handschellen griffbereit, ging er auf Viktor zu. »Her mit den Pfoten!«, sagte er geschäftig.
In dem Augenblick klappte die Tür des Schilderhauses und eine Stimme schrillte: »Keine Zusammenrottungen!«
Viktor und die Polizisten fuhren zusammen. An der Schwelle stand der sommersprossige Soldat und hielt die MPi im Anschlag.
»Weg vom Tor!«, schrie er gellend.
»Du, sieh dich vor!«, drohte der Polizist mit der verkniffenen Miene. »Hier ist die Polizei.«
»Zusammenrottungen von mehr als einem Unbefugten am Tor der Sperrzone sind verboten! Nach der dritten Warnung schieße ich! Weg vom Tor!«
»Na los, gehen Sie schon«, bat Viktor besorgt und stieß die Polizisten sacht gegen die Brust. Der Polizist mit der verkniffenen Miene sah ihn irritiert an, schob seinen Arm weg und ging auf den Soldaten zu.
»Hör mal, bist du übergeschnappt?«, protestierte er. »Dieser Typ hat einen Lastwagen entführt.«
»Hier ist kein Lastwagen!«, schrie der sympathische Soldat wieder in gellendem Ton. »Letzte Warnung! Ihr zwei tretet hundert Meter vom Tor zurück!«
»Hör zu, Roch«, meinte der zweite Polizist. »Gehen wir lieber, lass sie machen, was sie wollen. Der Kerl entkommt uns ja nicht.«
Der Polizist mit der verkniffenen Miene wollte gerade, dunkelrot vor Wut, den Mund aufmachen, als in der Tür des Schilderhauses ein Sergeant mit einem Butterbrot in der einen und einem Glas in der anderen Hand auftauchte.
»Soldat Djura«, murmelte er kauend. »Warum eröffnen Sie nicht das Feuer?«
Auf das sommersprossige Gesicht unter dem Helm trat plötzlich ein wilder Ausdruck. Die Polizisten rannten zu ihrem Motorrad, setzten sich darauf und wendeten. Dann fuhren sie an Viktor, der die Pose eines Verkehrspolizisten eingenommen hatte, vorbei und rasten los. Der Polizist mit dem roten Kopf schrie ihnen etwas zu, was wegen des knatternden Motors jedoch nicht zu verstehen war; dann hielt er etwa fünfzig Schritt vom Tor entfernt an.
»Das ist zu nah«, rief der Sergeant missbilligend. »Hast du keine Augen im Kopf? Das ist noch viel zu nah.«
»Los, weiter!«, kreischte der sommersprossige Soldat und fuchtelte mit der MPi. Die Polizisten fuhren ein Stück weiter und entschwanden den Blicken.
»Ständig machen sich Unbefugte an unserem Tor zu schaf fen«, teilte der Sergeant dem Soldaten mit einem Blick auf Viktor mit. »Gut, mach deinen Dienst weiter.« Er kehrte in das Schilderhaus zurück, und der junge Soldat ging, sich allmählich beruhigend, vor dem Tor auf und ab.
Viktor wartete ein paar Minuten und erkundigte sich dann vorsichtig: »Verzeihung, was ist nun mit Dr. Golem?«
»Der ist nicht da«, brummte der Soldat.
»Schade«, bedauerte Viktor. »Dann muss ich wohl wieder gehen.« Er blickte auf die Nebel- und Regenschleier, hinter denen irgendwo die Polizisten warteten.
»Was heißt: Sie müssen gehen?«, fragte der Soldat beunruhigt.
»Wieso, ist das verboten?«, erkundigte sich Viktor, ebenfalls beunruhigt.
»Warum sollte das verboten sein?«, wunderte sich der Soldat. »Es ist bloß wegen des Lastwagens. Was wird aus dem, wenn Sie gehen? Am Tor kann er nicht stehen bleiben.«
»Was habe ich damit zu schaffen?«, fragte Viktor, dessen Unruhe weiter wuchs.
»Was Sie damit zu schaffen haben? Sie haben ihn doch hergefahren, also
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