Gesandter des Teufels
sein!
»Frauen, die in den Wehen liegen, tun manchmal merkwürdige Dinge«, sagte er betont fröhlich. »Selbst den eigenen Gemahl lassen sie dann nicht zu sich. Lady Mary, dieser Ort ist viel zu kalt und ungemütlich, um hier die Geburt abzuwarten. Wollt Ihr nicht mit mir in den Garten kommen? Ich kann Euch stützen, und wenn Ihr müde werdet, trage ich Euch einfach auf meinen Armen.«
Marys Lippen zitterten, dann presste sie sie fest zusammen. »Ach, Tom«, sagte sie, »wie sehr ich Margaret um ihren Gemahl beneide.«
Neville richtete sich auf und bot ihr seinen Arm. »In den Garten, Mylady?«
Mary lächelte, und Neville war froh, dass sie nun schon etwas weniger unglücklich aussah. »In den Garten, Mylord.«
Ihre Begleiterinnen wollten ihnen folgen, doch Mary bedeutete ihnen, zu bleiben. »Lord Neville wird sich um mich kümmern«, sagte sie. »Bleibt hier und kommt zu uns in den Garten, wenn Margaret das Kind geboren hat.«
Bolingbroke sprang überrascht auf, als sie durch die Tür hinaustraten.
»Tom? Mary? Was ... ?«
»Meine Gemahlin hat der deinen nicht gestattet, das Geburtszimmer zu betreten«, sagte Neville und sah Bolingbroke in die Augen. »Ich konnte Lady Marys Unglück nicht mit ansehen und werde deshalb mit ihr zusammen im Garten auf die Geburt meines Kindes warten.«
Bolingbrokes Augen wurden schmal. »Aber du musst...«
»Ich muss gar nichts«, sagte Neville leise. »Ich kann in dieser Angelegenheit frei entscheiden.«
Bolingbroke versuchte, sich seine Bestürzung nicht anmerken zu lassen, denn er wusste, dass Mary ihn argwöhnisch musterte. »Tom ...«
»Die Welt wird nicht davon untergehen, dass ich nicht hier bin«, sagte Neville. »Und meine Abwesenheit bedeutet lediglich, dass ich mich nach der Ruhe und dem Frieden des Gartens sehne, Hai.« Er hielt inne.
»Vielleicht ist es besser, wenn ich Margaret nur so kenne, wie ich sie liebe. Nicht so ... wie sie vielleicht im Geburtszimmer sein wird.«
Mary sah verwirrt zwischen den beiden Männern hin und her. Hai und Tom benahmen sich fast so, als würde es von Tom erwartet, bei der Geburt zugegen zu sein - eigentlich blieben Männer dem Geburtszimmer doch stets fern.
»Hai?«, sagte sie. »Tom? Was bedeutet das alles?«
»Ach, Mylady«, sagte Neville, »jetzt stehen wir hier herum und reden über Dinge, in die Ihr nicht eingeweiht seid. Wir sind gedankenlose Krieger.« Er grinste und küsste ihr erneut die Hand, während seine Augen verschmitzt funkelten. »Und unsere Manieren lassen einiges zu wünschen übrig. Bitte, vergebt uns.«
Nevilles gute Laune war nicht einmal vorgetäuscht. Indem er sich weigerte, Margarets und Bolingbrokes Wunsch zu erfüllen, hatte er plötzlich wieder die Oberhand. Obwohl er der Geburt seines Sohnes gern beigewohnt und auch nur zu gern Margarets wahre Gestalt kennengelernt hätte, war ihm doch klar geworden, dass er sich dadurch einer weiteren Möglichkeit beraubt hätte. Er wäre dem Bündnis mit den Widersachern des Himmels einen Schritt näher gekommen.
Er hatte das, was er Bolingbroke gesagt hatte, durchaus ernst gemeint -
es wäre ihm lieber, Margaret als die schöne Frau zu kennen, in die er sich verliebt hatte. Wollte er wirklich mit ansehen, wie sie sich in etwas ...
anderes verwandelte?
Etwas, das er vielleicht nicht mehr lieben könnte?
Also hob er den Kopf und sagte zu Bolingbroke: »Es wird das Beste sein, Hai, wenn ich nicht hier bin, ganz gleich, wie du darüber denken magst.
Das ist die Entscheidung, die ich getroffen habe. Mein Urteil über dich und deine Absichten muss warten. Außerdem« - er schenkte Mary ein Lächeln -»ist es wohl besser, wenn ich in den nächsten Stunden deine Gemahlin unterhalte, als mit anzuhören, wie Margaret mich für die Leiden verflucht, die ich ihr durch meine Aufmerksamkeiten als Ehemann eingebrockt habe. Mein Fürst, ich wünsche Euch einen schönen Nachmittag.«
Und ohne weiteren Aufhebens führte er Mary von ihrem Gemahl fort in den Palastgarten. Diese runzelte verwirrt die Stirn und versuchte zu begreifen, was sie gerade gehört hatte. Doch dann lächelte sie, denn obwohl sie nicht verstanden hatte, worum sich Toms und Hals Gespräch gedreht hatte, war ihr doch klar geworden, dass es Tom irgendwie gelungen war, über Hai zu triumphieren.
Und allein das besserte ihre Laune schon erheblich.
Bolingbroke blickte den beiden nach und ging dann durch die Tür in Nevilles Gemächer. Ohne auf die erschrockenen Ausrufe der Hofdamen seiner Gemahlin zu
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