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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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Thorseby einen Blick zu und sah dann Neville an. »Ihr werdet in Eure Zelle zurückgebracht und noch in dieser Woche in den Kerker des Towers überführt«, sagte Tresilian mit ausdrucksloser Stimme. »Dort werdet Ihr der Gnade Seiner Majestät anempfohlen sein, bis Ihr vor ein Gericht treten könnt, um Euch der Anklage wegen Verrats zu stellen.«
    »Und wegen Ketzerei«, fügte Thorseby hinzu.
    »Er wird ohnehin sterben«, sagte Tresilian, »aber einen Verräter erwartet ein weitaus schlimmerer Tod als einen Ketzer.«
    Thorseby wollte noch etwas erwidern, nickte dann jedoch. Gevierteilt zu werden, das Geschlecht abgehackt und in den Mund gesteckt zu bekommen, wäre eine noch weit schrecklichere Art, in die Hölle einzufahren, als der Tod auf dem Scheiterhaufen.
    KAPITEL FÜNF
    Am Fest des heiligen Nikomedes Im zweiten Jahr der Regentschaft Richard II. (Freitag, 1. Juni 1380)
    »Was hat er gesagt?«, fragte Richard und richtete sich gerade auf seinem Stuhl auf.
    Tresilian, der etwa zwei Schritt von ihm entfernt stand, lächelte süffisant.
    »Majestät, Thomas Neville hat mehr oder weniger zugegeben, dass er und Bolingbroke hier und in der Fremde mit Verrätern zusammengearbeitet haben, um Euch vom Thron zu stürzen.«
    »Hab ich's doch gewusst!«, sagte Richard, sprang von seinem Stuhl auf und ging auf und ab. Jetzt habe ich ihn.
    »Was meint Ihr mit >mehr oder weniger zugegeben^ Tresilian?«, fragte de Vere.
    »Warum die Worte des Richters auf die Goldwaage legen?«, sagte Richard und blieb vor de Vere stehen. »Wir haben alles, was wir brauchen, um ...«
    »Verzeiht, dass ich mich einmische, Hoheit«, sagte de Vere unterwürfig.
    »Aber solange wir keine echten Beweise besitzen, kommen wir nicht weiter. Bolingbroke ist zu einflussreich und beliebt, um ohne stichhaltigen Grund des Verrats angeklagt zu werden.«
    Richard warf ihm einen finsteren Blick zu und wandte sich ab.
    De Vere ging zu Tresilian hinüber und übernahm das Gespräch. »Was meint Ihr mit >mehr oder weniger zugegebene«, fragte er Tresilian noch einmal. »Berichtet mir, was sich wirklich zugetragen hat, Mann, denn Euer Leben hängt davon ab.«
    Tresilian erstarrte. Er konnte seine Wut kaum noch im Zaum halten.
    Gütiger Himmel, wie lange würden sich Englands Adlige noch der
    Herrschaft dieses ehrgeizigen Sodomiten unterwerfen müssen?
    »Mein Fürst«, sagte er, »als ich Neville fragte, ob er gemeinsam mit Bolingbroke einen Komplott geschmiedet habe, hat er es nicht geleugnet.«
    »Ha!«, sagte Richard, wirbelte herum und starrte de Vere triumphierend an. »Siehst du?«
    De Vere hielt den Blick immer noch auf Tresilian gerichtet. »Hat er ein Geständnis unterzeichnet? Und die Namen seiner Mitverschwörer genannt?«
    Tresilian blickte zu Boden und fragte sich, warum er Nevilles Befragung so schnell abgebrochen hatte. Wenn er ihn noch ein wenig mehr unter Druck gesetzt hätte ...
    De Vere verzog den Mund und sah zu Richard hinüber. »Das reicht nicht aus«, sagte er.
    Richards Gesicht lief vor Enttäuschung rot an. Robert sollte verflucht
    sein. Es wäre einfach zu schön gewesen! »Warum nicht?«
    »Wo hast du deinen Verstand, Junge ?«, sagte de Vere scharf, und Tresilian erschrak, weil er nicht glauben konnte, dass Richard de Vere erlaubte, so mit ihm umzuspringen. »Lancaster und Bolingbroke haben die Hälfte der Fürsten Englands auf ihrer Seite! Wenn du Bolingbroke ohne ausreichende Beweise anklagst, löst du damit einen Bürgerkrieg aus!«
    De Vere hielt inne und rang sichtlich um Beherrschung. Dann fuhr er in gemäßigterem Tonfall fort: »Aber du würdest ohnehin nicht lange genug am Leben bleiben, um das zu erleben, mein lieber Junge, denn wenn die Einwohner Londons erfahren, dass du ihren >strahlenden Prinzen Hal< gefangen genommen hast, würden sie den Palast stürmen und dich in Stücke reißen.«
    Tresilian sah, dass Richard sich nicht entscheiden konnte, ob er de Vere für die öffentliche Rüge zurechtweisen oder sich in das ergeben sollte, was ganz offensichtlich die Wahrheit war.
    Tresilian hoffte, dass Richard die Stärke aufbringen würde, de Vere auf seinen Platz zu verweisen. Komm schon, Richard! Du bist der König
    und nicht dein Schoßhündchen Robert de Vere.
    »Aber ...«, sagte Richard schließlich, »ich will Hai ... ich will, dass er aufgehalten wird ...« Tresilian unterdrückte ein Seufzen.
    »Schsch«, machte de Vere und strich Richard sanft über die Wange. »Wir werden ihn irgendwann erwischen. Mach dir keine

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