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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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sagte Raby, der aus einer Ecke des Gemachs vortrat, von wo aus er die Unterhaltung der beiden Männer schweigend verfolgt hatte. »Und wenn Richards Berater nicht den Kopf verloren haben« - er hielt inne, etwas verlegen über die unglückliche Wortwahl -, »haben sie den Grafen von Surrey um Hilfe gebeten und andere, die nur ein oder zwei Tagesmärsche von London entfernt sind.
    Männer, die eine Streitmacht ausheben können, die ausreichen sollte, um die Londoner wieder zur Vernunft zu bringen.«
    »Aber bis Verstärkung eintrifft, ist London verwundbar«, flüsterte Lancaster und blickte wieder aus dem Fenster. »Sehr verwundbar ...«
    Er seufzte, plötzlich müde und traurig. »Die ganze Welt steht köpf«, sagte er, »und ich muss zugeben, dass mir diese Veränderung alles andere als gefällt. Wer hätte gedacht, dass das Volk einen Aufstand anzetteln und Forderungen stellen würde?«
    »Das Ganze ist närrisch«, sagte Bolingbroke leise. »Sie können nicht gewinnen. Veränderungen müssen langsam geschehen, sie lassen sich nicht erzwingen.«
    Lancaster musterte Bolingbroke mit gerunzelter Stirn. Er verstand nicht, wovon sein Sohn sprach. »Was ist mit Mary?«, fragte er schließlich. »Und mit Margaret? Sind sie in Sicherheit?«
    Bolingbroke machte eine hilflose Geste. »Ich habe versucht, sie dazu zu überreden, die Stadt zu verlassen, als die ersten Berichte über den Bauernaufstand eintrafen. Aber sie haben sich beide geweigert. Margaret hat gesagt, dass sie Tom nicht verlassen will.«

    »Dann müssen wir für sie tun, was wir können«, sagte Lancaster, und Raby murmelte zustimmend. »Herr im Himmel, Hai«, fuhr Lancaster fort, »ich bin so froh, dass Katherine immer noch im Norden weilt. Aber lieber Gott, ich wünschte, ich könnte sie noch ein letztes Mal sehen!«
    Vollkommen erschüttert starrte Bolingbroke Lancaster an. Bis zu diesem Moment war ihm nicht klar gewesen, dass sein Vater sich mit seiner Ermordung durch die aufgebrachte Menge bereits abgefunden hatte.
    Er schaute zu Raby hinüber und sah, dass auch dieser den Herzog bestürzt anblickte.
    Nachdem er Lancaster verlassen hatte, wechselte Bolingbroke in den Ställen des Savoy Palace ein paar leise Worte mit Robert Courtenay Er zog sich einen Ring vom Finger und reichte ihn ihm.
    »Zeig diesen Ring vor«, sagte er, »und sie werden dich durchlassen.«
    »Herr im Himmel, ich hoffe es«, murmelte Courtenay und betrachtete den Ring, in den Bolingbrokes Wappenzeichen, der Kopf eines Ritters mit Helm und Visier, eingelassen war.
    »Merk dir den Namen«, sagte Bolingbroke.
    »Ja. Wat Tyler. Ich kenne ihn, mein Fürst. Ihr müsst mich nicht daran erinnern.«
    »Wat Tyler und seine Aufständischen sind Toms einzige Hoffnung, Robert.«
    »Ja, ich weiß.« Courtenay musterte Bolingbroke voller Mitgefühl. Dieser hatte in den letzten zwei Monaten alles in seiner Macht Stehende getan, um Neville zu befreien. Wenn es ihm nicht gelungen war, so lag es gewiss nicht daran, dass er es nicht versucht hätte.
    Bolingbroke klopfte Courtenay auf die Schulter. »Dann geh, mein Lieber.
    Geh!«
    »Kümmert Euch um Lady Margaret«, sagte Courtenay.
    »Das werde ich. Aber jetzt geh!«
    Courtenay sah Bolingbroke noch einen Moment lang nachdenklich an, schwang sich dann auf seinen Hengst und ergriff die Zügel.
    Im nächsten Moment war er bereits in der Nacht verschwunden.

KAPITEL SECHS
    Das Fest des heiligen Nikomedes Im zweiten Jahr der Regentschaft
    Richard II. (Freitag, 1. funi 1380) Courtenay ritt so schnell, wie er es wagte, durch das Gedränge auf den Straßen. Die Abendglocken hatten schon vor Stunden geläutet, doch kaum einer hatte sich darum geschert. Der Bürgermeister von London
    wird sich dafür verantworten müssen, dachte Courtenay, während er auf seinem Hengst durch die Menschenmenge hindurchritt, die sich auf der Fleet Bridge versammelt hatte, denn wenn erst einmal alles vorbei
    ist, wird Richard sicher wissen wollen, warum Wadsworth nicht

    mehr unternommen hat, um die Londoner zu beruhigen und
    heimzuschicken. Er beneidete William Wadsworth nicht im Geringsten.
    Das Hufgetrappel seines Pferdes hallte laut wider, als er unter dem großen Torbogen des Ludgate hindurchritt. Als er das Tor hinter sich gelassen hatte, warf Courtenay einen Blick nach rechts, wo sich die Gebäude des Klosters Blackfriars dunkel vor dem Nachthimmel abhoben. Er fragte sich, was Tom wohl gerade tat. Ob er etwas von den Neuigkeiten mitbekommen hatte, die sich im Laufe des Tages

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