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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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zufriedengeben.
    Als sie nur noch eine Viertelmeile vom Hügel entfernt waren, stieg Courtenay von seinem Pferd, um sich zu Fuß einen Weg durch die Menge zu bahnen, während seine Eskorte bei den Pferden zurückblieb.
    Er dachte, er würde Schwierigkeiten haben, voranzukommen, doch zu seiner Überraschung traf er nach wenigen Schritten auf einen Mann, der sich ihm als Jack Straw vorstellte.
    »Tyler hat gesagt, dass Ihr kommen würdet«, sagte Straw.
    »Woher wusste er das?«
    Straw zuckte die Achseln. »Tyler weiß vieles, was uns anderen rätselhaft vorkommt«, sagte er und drehte sich dann wieder in die Richtung um, aus der er gekommen war, während Courtenay ihm durch die Menge folgte.
    Als sie auf die freie Fläche auf der Hügelkuppe hinaustraten, wurde Courtenay mit einem Mal bewusst, wie kalt es war. Er atmete schwer und schwitzte ein wenig - der Hügel war steiler gewesen, als es aus der Ferne den Anschein gehabt hatte -, trotzdem zog er seinen Umhang fester um sich.
    Wat Tyler wandte sich von dem Mann ab, mit dem er gerade gesprochen hatte, und sah Courtenay entgegen. Er nickte ihm zum Gruß zu. Mit seinem Erscheinen war eine weitere Etappe auf Tylers Weg geschafft.
    »Schön, Euch zu sehen, Robert«, sagte Wat Tyler.
    Courtenay begrüßte ihn ebenfalls und erinnerte sich an das unbehagliche Mahl, das sie in Halstow Hall miteinander geteilt hatten, als Tyler mit John Wycliffe und zwei Priestern der Lollarden dort zu Besuch gewesen war.

    Ihm wurde plötzlich bewusst, dass gespannte Stille herrschte und dass der Mann, mit dem Tyler sich gerade unterhalten hatte, ihn feindselig anstarrte. Courtenay blinzelte und erkannte in ihm John Ball.
    »Bolingbroke hat mich gebeten, zu Euch zu reiten«, sagte Courtenay und richtete den Blick wieder auf Tyler. »Er hat eine Bitte an Euch.«
    »Was für eine Bitte?«, fragte Tyler. »Dass ich wieder nach Hause zurückkehre?«
    »Nein.« Courtenay blickte Tyler in die Augen und fragte sich, was den Mann dazu bewogen haben mochte, die Armee der Aufständischen in den beinahe sicheren Untergang zu führen. »Es geht um meinen Herrn, Thomas Neville.«
    »Ja?«
    »Neville wird im Kloster Blackfriars gefangen gehalten ...«
    Tyler lachte, ehrlich belustigt. »Was? Ist es Thorseby doch noch gelungen, Tom festnehmen zu lassen?«
    Courtenay gab sich alle Mühe, sich seine Wut nicht anmerken zu lassen.
    »... und Thorseby hat es gemeinsam mit dem Oberrichter und König Richard darauf abgesehen, nicht nur Neville zu hängen, sondern mit seiner Hilfe auch Bolingbroke.«
    »Bolingbroke will also, dass Nevilles Leben gerettet wird, um sein eigenes zu retten?«
    »Nein. Ich soll Euch ausrichten, dass Neville es nicht verdient hat, zu sterben.«
    »Dann hätte Bolingbroke darauf achten müssen, dass er nicht gefangen genommen wird!«
    »Wat, bitte hört mir zu! Ihr seid Nevilles einzige Hoffnung. Solltet Ihr in London einmarschieren ...«
    »Solltet? Glaubt Ihr etwa, dass wir im Morgengrauen einfach kehrtmachen und nach Hause zu unseren Pflugscharen zurückgehen?«
    »Wenn Ihr also in London einmarschiert, bittet Euch Bolingbroke, Eure Übermacht zu nutzen«, Courtenay warf einen Blick auf die Menge am Fuß des Hügels, »um Neville zu befreien.«
    Wat schüttelte langsam den Kopf. »Ich kann nicht glauben, dass Bolingbroke von mir erwartet, dass ich nach seiner Pfeife tanze.«
    »Ich soll Euch sagen«, fuhr Courtenay fort, »dass es besser sei, wenn Neville die bevorstehende Schlacht anführt als die Jungfrau von Frankreich.«
    Wat starrte ihn an, in seinem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Offensichtlich hatte Courtenay nicht die geringste Ahnung, was diese Nachricht zu bedeuten hatte, doch Wat wusste nur zu gut, was Bolingbroke damit meinte.

    Wenn Neville starb, würden die Engel höchstwahrscheinlich Jeanne d Are zur Anführerin ihres Heers machen, und es war sehr unwahrscheinlich, dass Jeanne den Engeln untreu wurde.
    »Ich soll Euch außerdem ausrichten«, sagte Courtenay leise, »dass Ihr es aus Verbundenheit zu Neville tun sollt, wenn schon nicht aus Verbundenheit zu Bolingbroke.«
    Tyler wandte sich abrupt ab und drehte sich nach einem kurzen Moment schließlich wieder zu Courtenay um, und dieser war überrascht, Tränen in seinen Augen zu sehen.
    »Ich werde es aus Verbundenheit zu Bolingbroke tun«, sagte Tyler,
    »nicht für Neville.«
    »Neville hat sich verändert«, sagte Courtenay, erleichtert darüber, dass Wat eingewilligt hatte, Neville zu helfen.

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