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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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Männer auch nicht daran hindern durfte. Wenn sie einen Tag lang randaliert und ihrem Hass auf die verfluchten Adligen und fetten Geistlichen Luft gemacht hatten, würden sie sich wieder etwas beruhigen und zugänglich für Worte sein.
    Aber was würden sie mit ihren Randalen anrichten?
    Was würden sie alles zerstören? Wen ermorden?
    Würden sie sich trotz des Hasses, der sie überwältigt hatte, an ihre Liebe für Bolingbroke erinnern? Oder würden sie nur die Ringe an seinen Fingern und das Schwert an seiner Seite sehen und ihn für einen der Tyrannen halten, die sie auf ewig in Knechtschaft halten wollten?
    Gütiger Himmel, wenn sie nun Bolingbroke umbrachten?
    Während der letzten Tage hatte Tyler unter seinen Männern verbreiten lassen, dass viele Adlige auf ihrer Seite standen und ihnen zuhören würden, und Bolingbroke stand ganz oben auf der Liste der Namen, die er ihnen genannt hatte. Da hatten die Männer noch zustimmend genickt.
    Doch wer wusste schon, woran sie sich im Blutrausch der Zerstörungswut erinnern würden?
    Dick Whittington stand auf der herabgelassenen Zugbrücke. Er begrüßte Tyler kurz, doch zu mehr reichte es nicht, denn in diesem Augenblick wurde er auch schon vom Strom der Menge erfasst und vorwärtsgetragen.
    Er kämpfte sich wieder zu Tyler durch, packte ihn am Ärmel und schrie ihm ins Ohr: »Die Stimmung gefällt mir nicht, Tyler!«
    Tyler nickte und zuckte leicht die Achseln. Er und Whittington waren schon seit Jahrzehnten gut befreundet und Bundesgenossen in der Verschwörung gegen die Engel, doch so wie Bolingbroke glaubte auch Whittington eher an eine behutsamere Vorgehensweise und langsame Veränderungen als an das Feuer eines Aufstands.
    »Wo ist Richard?«, rief Tyler. »Im Tower.«
    Tyler knurrte. Wo sonst? »Wie steht es mit den Stadtwachen?«
    »Es gibt so gut wie keine. Bei allen Heiligen, Wat! Wir werden von den Massen noch niedergetrampelt werden!« »Keine Stadtwachen?«
    »Wadsworth hat zu lange gezaudert, und als er sich endlich doch entschlossen hat, etwas zu unternehmen, war es bereits zu spät. Aber ich habe gehört, dass Richard Hilfegesuche an den Grafen von Surrey und Sir Robert Knolles gesandt hat und auch noch an andere.« Beide Adligen verfügten über große Leibgarden und waren nur eine Tagesreise von London entfernt.
    »Wie viel Zeit bleibt uns?«, fragte Wat, als sie die Brücke endlich überquert hatten und die Bridge Street entlang nach Norden liefen.
    »Ein Tag, allerhöchstens zwei.«
    »Wir sollten dem Heiland danken, dass uns überhaupt so viel Zeit vergönnt ist«, sagte Tyler. Er packte Whittington am Ärmel, zog ihn in den Schutz einer kleinen Seitengasse und rief Straw und Haies zu, dass sie die Leute weiter in die Stadt hineinführen und sich dann aufteilen und die Hauptgefängnisse stürmen sollten.
    Weder die beiden Anführer noch der Rest der Menge brauchten eine weitere Aufforderung.
    »Dick«, sagte Tyler leise und rang keuchend nach Luft, »du solltest nicht mit mir zusammen gesehen werden. Mein Name kommt jetzt einem Todesurteil gleich, das solltest du wissen.«
    Whittington erwiderte nichts darauf, sondern drückte Tylers Schulter als Zeichen der Verbundenheit.
    »Wo ist Bolingbroke?«, fragte Tyler. »Im Savoy Palace.«
    Tyler zuckte zusammen. »Gütiger Himmel!«
    »Ich habe Männer dort stationiert - sie werden den Zorn der Menge ablenken.«
    »Margaret ist ebenfalls dort!«
    »Was? Bei allen Heiligen, Wat! Warum denn das?«
    Tyler zuckte die Achseln. »Offenbar hat sie sich geweigert, die Stadt zu verlassen.«
    Whittington ließ Tylers Schulter los und trat mit besorgter Miene von einem Fuß auf den anderen. »Wir müssen sie in Sicherheit bringen.«
    »Ja, aber ich habe gehört, dass sie nur in Begleitung ihres Gemahls fliehen will.«
    »Tom?«, sagte Whittington. »Er befindet sich doch im Kloster Blackfriars.«
    »Ich weiß. Hör zu, kannst du dich um den Savoy Palace kümmern? Ich werde mit einigen Männern zum Kloster Blackfriars ziehen ...«
    »Die Männer aus Essex sind in diese Richtung gelaufen, kurz bevor du die Brücke überquert hast, Wat.«
    Wats Gesicht erstarrte, dann fluchte er laut und heftig.
    Schließlich nickte er Whittington zum Abschied noch einmal zu. »Leb wohl, Dick«, sagte er und verschwand in der Menge, die sich auf der Straße drängte.
    Obwohl sich viele Londoner vor dem gefürchtet hatten, was geschehen würde, wenn die Bauern die Stadt überrannten, erwiesen sich ihre Ängste rasch als unbegründet.

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