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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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besitzen als sein Nachbar und ihn als seinen Diener bezeichnen. Und euch und eure Söhne sollte niemand Leibeigene und Knechte nennen dürfen!«
    Mein Gott, dachte Courtenay. Sie sind des Todes, wenn sie zu
    Richard marschieren und solche Reden halten.
    Und dann glaubte er, ihm bliebe das Herz stehen, denn er erinnerte sich an seine Unterhaltung mit Whittington und ihm wurde klar, was das bedeutete.
    Wenn Richard diese Männer in den Staub zurückstößt, von dem sie
    sich erhoben haben, dann wird er als Nächstes stürzen.
    Stunden später, als die Versammlung sich aufgelöst hatte und die Männer an den Lagerfeuern eilig eine Mahlzeit zu sich nahmen, kam Tyler zu Courtenay
    »Ihr müsst uns verlassen«, sagte er, »und zu Bolingbroke zurückkehren.«
    »Nein. Ich ...«
    »Wartet. Lasst mich ausreden. Ich werde für Neville tun, was ich kann, aber derweil müsst Ihr zu Bolingbroke zurückreiten.«
    Courtenay zögerte und nickte dann. »Ihr sagtet, dass Ihr mir etwas geben wolltet.«
    »Ja.« Tyler griff in seine Tasche und holte einen Schlüssel heraus.
    »Nehmt das. Gebt den Schlüssel nur Bolingbroke und niemandem sonst.
    Bolingbroke hätte ihn schon längst besitzen sollen.«
    Er lächelte spöttisch. »Ohne ihn werden all seine raffinierten Pläne zunichtegemacht.«
    Courtenay fragte nicht, was für ein Schlüssel es sei. Er steckte ihn ein, zögerte einen Moment und sagte dann: »Ihr werdet sterben, wenn Ihr nach London marschiert und verlangt, dass die Fürsten zu Bauern und die Bauern zu Fürsten werden.«
    »Ich weiß«, sagte Tyler, »aber nur durch den Tod lässt sich die Welt verändern. Hat uns das der Tod des Heilands nicht gelehrt?«
    Die Prim am Samstag während der Oktave
    von Fronleichnam Im zweiten Jahr der Regentschaft Richard IL
    (Tagesanbruch, 2. Juni 1380) Der harmlose Duft von frisch gebackenem Brot war es, der die Zerstörungswut der Aufständischen schließlich entfesselte. Während sich der Himmel über Stepney Marsh rosa färbte, begannen die Bäcker in London Tausende frisch gebackene Brotlaibe aus den Ofen zu holen, und ein köstlicher Geruch verbreitete sich über der ganzen Stadt. Und darüber hinaus.
    Unter den beiden großen Gruppen von Aufständischen, denen aus Essex, die sich eine Meile weit östlich des Aldgate befanden, und den Männern aus Kent, drei Meilen südöstlich der Brücke, erhoben sich Gemurmel und Unruhe, und dann begannen sie auf die Stadt zuzumarschieren, ohne dass ihnen jemand den Befehl dazu gegeben hätte.
    Obwohl es eigentlich ihr Ansinnen war, mit dem König zu sprechen und ihn davon zu überzeugen, dass ihre Beschwerden begründet waren und ihr Wunsch nach Freiheit angemessen und gerechtfertigt, war die Mehrzahl der einhunderttausend, die jetzt auf die Stadt zuströmten, darüber hinaus von großem Unmut erfüllt, der als Erstes befriedigt werden musste. In London lebten viele der fetten und verderbten Unterdrücker, die sie und ihre Eltern und Großeltern in ihr großes Elend gestürzt hatten. Die Aufständischen würden sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, sich für die Ungerechtigkeit, die sie erlitten hatten, schadlos zu halten.
    Sie sollten sich schon bald in einen wütenden Mob verwandeln.
    Die Männer aus Essex erreichten London als Erste und stellten fest, dass das Aldgate und das kleine Tor neben dem Tower geöffnet waren. Die Bauern strömten hindurch und riefen die Londoner dazu auf, sich ihnen anzuschließen.
    Von weit oben, von der Sicherheit des verriegelten Bergfrieds des Towers aus, beobachtete Richard das Geschehen. Er war blass und von einer Mischung aus Zorn und Furcht erfüllt.
    Die Männer aus Kent folgten ihren Kameraden aus Essex. Wat Tyler, John Ball, John Haies und Jack Straw hatten sich an die Spitze ihrer Leute gesetzt, als diese durch Southwark geströmt waren. Der Durchgang, der über die Brücke führte, war schmal, und hinter den Anführern wälzten sich Zehntausende Männer durch die Straßen von Southwark und warteten darauf, die Brücke passieren zu können.
    Um sich die Zeit bis dahin zu vertreiben, brannten sie den Palast des Bischofs von Winchester nieder und ermordeten seinen Verwalter, den
    "sie in der Vorratskammer versteckt fanden.
    Wat Tyler, der sich in den vorderen Reihen der drängelnden und schiebenden Menge befand, die über die Brücke strömte, war müde, traurig und wütend. Er wusste, dass der Mob hinter ihm nicht mehr gelenkt werden konnte, wenn er London erst einmal erreicht hatte ... und dass er die

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