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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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Gleichzeitig hatte er jedoch auch das Gefühl, seinen Herrn in Schutz nehmen zu müssen.
    »Verändert? Wie das?«
    »Er ist viel sanftmütiger geworden.«
    Wat lachte barsch. »Sanftmütig? Dieses Wort will mir nicht recht zum Namen >Neville< passen. Sagt mir, Courtenay, wie behandelt er seine Gemahlin, Margaret?«
    »Mit Liebe und Achtung. Als ich Neville letzten Dienstag besucht habe -
    es war das erste Mal, dass in den zwei Monaten seiner Einkerkerung jemand aus seinem Haus oder seiner Familie zu ihm vorgelassen wurde -
    , hat er als Erstes nach Margaret gefragt. Und als ich ihm vom Heranrücken der Bauern«, Courtenay wies auf die Menge am Fuß des Hügels, »berichtete, galten seine ersten Gedanken ihr.«
    Wat zuckte die Achseln. »Wie dem auch sei, Neville liegt mir nicht weiter am Herzen.« Er sah Courtenay in die Augen. »Seine Gemahlin hingegen schon und Bolingbroke ebenfalls, auch wenn wir nicht unbedingt einer Meinung sind.«
    »Dann danke ich Euch.«
    Wat wollte noch etwas sagen, doch in diesem Moment räusperte sich John Ball, der hinter ihm stand, ungeduldig und trat einen Schritt vor.
    »Wat«, sagte er, »wir müssen anfangen.«
    Wat nickte. »Ja. Courtenay, erinnert Ihr Euch an diesen Mann?«
    Courtenay nickte und betrachtete Ball ein wenig herablassend, denn er war armselig gekleidet und bot einen eher heruntergekommenen Anblick. Doch von einem Lollarden war wohl nichts anderes zu erwarten.
    Wat grinste, als er Courtenays abschätzigen Blick sah. »Auch wenn er von außen nicht viel hermacht, wird John heute Nacht die Worte aussprechen, die die Welt in Flammen setzen werden.«

    Jack Straw, der einige Schritte entfernt stand, bedeutete Courtenay mit einer Handbewegung, zu ihm zu kommen.
    Doch bevor Courtenay seiner Aufforderung Folge leisten konnte, beugte sich Wat noch einmal vor und flüsterte ihm ins Ohr: »Bleibt in meiner Nähe, nachdem Ball seine Rede beendet hat, denn ich muss Euch noch etwas geben.«
    Mit diesen Worten ging Tyler davon und gesellte sich zu Ball.
    Der zerlumpte und ungepflegte Priester hob die Arme, und Stille senkte sich über die murmelnde, unruhige Menge.
    »Ihr Männer!«, rief John Ball, und seine klare Stimme schallte weit über sie hinweg. »Seit einigen Generationen sind in England große Missstände zu beklagen, und das wird sich auch nicht ändern, ehe der Reichtum dieses herrlichen Königreichs nicht unter dem gesamten Volk verteilt wird!«
    Die Menge jubelte, und es dauerte eine Weile, bis es Ball gelang, sie mit Gesten wieder zum Schweigen zu bringen.
    »Ihr werdet von jenen in Knechtschaft gehalten, die sich selbst als Edelleute bezeichnen«, fuhr Ball schließlich fort. »Doch welches Recht besitzen sie, euch ihre Leibeigenen zu nennen? Was haben sie getan, um die Bezeichnung >Fürsten< verdient zu haben? Mit welchem Recht stellen sie sich über uns? Und wie kommt es, dass sie glauben, uns in Sklaverei halten zu können?«
    Courtenay schaute sich um. Aller Blicke waren auf Ball gerichtet und in den Augen der Männer leuchtete ein seltsames Licht... das Licht der Freiheit.
    »Stammen wir nicht alle von derselben Mutter und demselben Vater ab?«, fragte John Ball. »Sind wir nicht alle Nachkommen von Adam und Eva? Wie kann es also sein, dass diese >Fürsten<«, Ball spuckte das Wort förmlich aus, »sich für etwas Besseres halten? Sie kleiden sich in Samt und hüllen sich in Seide und Pelze, während wir armselige Wollstoffe tragen. Sie haben Wein und Gewürze und gutes Weißbrot, während wir uns von Roggenbrot und Biersuppe ernähren und Wasser trinken. Sie besitzen schöne Häuser und reiche Landgüter, während wir nur leiden und schuften und bei Wind und Wetter auf den Feldern arbeiten. Mit unserer Hände Arbeit erhalten wir ihre Gutshöfe. Und sie nennen uns Leibeigene und schlagen uns, wenn wir ihren Befehlen nicht gehorchen.«
    Ball hielt inne, holte tief Luft und wartete darauf, bis es noch stiller wurde, ehe er weitersprach.
    »Als Adam pflügte und Eva spann«, wisperte er, und das Wispern erreichte Herz und Seele eines jeden Mannes in der Menge, »wer war da der Edelmann?«
    Schweigen herrschte und dann ...

    »Niemand!«, schrie eine Stimme ganz hinten in der Menge. »Niemand war der Edelmann!«
    »Nein«, sagte John Ball, und Courtenay war überrascht, nun auch in den Augen des abtrünnigen Priesters Tränen zu sehen. »Damals gab es keine Edelleute, und auch heute sollte sich niemand solcherart über seine Mitmenschen erheben. Keiner sollte mehr

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