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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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hatten, scheuchte Margaret alle anderen Anwesenden beiseite, setzte sich auf das Bett neben Lancaster und ergriff seine Hände.
    »Ich kann nicht viel für Euch tun«, flüsterte sie, »aber ich werde mir die größte Mühe geben.«
    Sie senkte den Blick auf seine Hände und rieb mit den Daumen sanft über die angekohlte Haut.
    Lancaster stöhnte auf.
    »Schh«, machte Margaret ... und bohrte dann so fest wie möglich ihre Daumen in seine Hände.
    Lancaster riss die Augen auf und öffnete den Mund, um zu schreien. Die Soldaten an der Wand des Gemachs erstarrten und wollten schon nach vorn stürzen. Doch dann schloss Lancaster den Mund wieder, als ihm klar wurde, dass aller Schmerz von ihm gewichen war.
    Sein Leib war zwar immer noch wund und halb verbrannt, doch er litt keine Qualen mehr.
    Er blinzelte überrascht. »Was seid Ihr?«, flüsterte er.
    Margaret schenkte ihm ein gütiges und liebevolles Lächeln.
    »Ich spreche im Namen des Heilands«, sagte sie so leise, dass nur er es hören konnte, »als sei ich seine Schwester.«
    Lancaster schaute sie an, und er war dem Tode schon so nahe, dass er erkennen konnte, was sie war. »Ich werde sterben«, sagte er.
    »Ja«, sagte sie. »Aber Euch bleibt noch genügend Zeit, Euch von Hai zu verabschieden.«
    »Ich danke Euch«, flüsterte er, und Margaret lächelte noch einmal, beugte sich vor und küsste ihn auf die Lippen.
    Dann richtete sie sich auf, rollte die Ärmel hoch und begann, Lancasters verkohlte Kleider einzuweichen und vorsichtig abzulösen.
    Richard wandte sich vom Fenster ab, als er hörte, dass die Tür geöffnet wurde, und warf de Vere einen kurzen Blick zu, ehe er sich zu Bolingbroke und Neville umdrehte, die zusammen mit Northumberland das Gemach betreten hatten.
    »Aber ihr Herren«, sagte er, »ich hätte gedacht, dass ihr eher mit den verräterischen Aufständischen die Straßen durchstreifen würdet, als euch in meine Hände zu begeben.«
    »Offensichtlich«, sagte de Vere und ging zu Richard hinüber, »ist Neville der Aufstand ganz gut zupass gekommen.«
    In dem Gemach in einem der oberen Stockwerke des White Tower befanden sich noch andere Männer: Tresilian; Simon Sudbury, der Erzbischof von Canterbury; der Schatzmeister, Bischof Thomas Brantingham; die Grafen von Kent und Warwick; mehrere andere hochrangige Adlige; William Wadsworth, der Oberbürgermeister von London und Johanna von Kent, Richards Mutter, die mit blassem Gesicht ruhig auf einem großen Stuhl am Kamin saß.
    Aller Augen waren auf Richard und Bolingbroke gerichtet.
    »Majestät«, sagte Northumberland, und Bolingbroke und Neville waren überrascht, einen zornigen Unterton in seiner Stimme zu hören, »Bolingbroke hat seinen Vater Lancaster in den Tower gebracht, wo er jetzt in den königlichen Gemächern im Sterben liegt.«
    Richard gelang es, ein Lächeln zu unterdrücken, doch die Schadenfreude in seinen Augen war nicht zu übersehen.
    »Er liegt tatsächlich im Sterben?«

    »Die Aufständischen haben den Savoy Palace niedergebrannt«, sagte Bolingbroke. »Mein Vater ist bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, und wir anderen sind nur um ein Haar mit dem Leben davongekommen.«
    Richard lachte. »Und Ihr habt Euch direkt in meine Fänge begeben!«
    »Majestät«, sagte Northumberland noch einmal, »Bolingbroke kann uns vielleicht interessante Neuigkeiten berichten.«
    Richard machte eine wegwerfende Handbewegung, doch Bolingbroke ergriff das Wort, ehe er etwas erwidern konnte. »Hoheit«, sagte er, »ich habe in der Tat eine Botschaft für Euch vom Anführer der Aufständischen.«
    Darauf hob Richard eine Augenbraue. »Eine >Botschaft    »Wat Tyler, der im Namen derjenigen spricht, die Euch ihre Beschwerden vortragen wollen, bittet darum, dass Ihr Euch heute Abend mit ihm in East Smithfield trefft.«
    Richard starrte Bolingbroke an. Ein Muskel zuckte in seiner Wange und die rosafarbene, feuchte Spitze seiner Zunge fuhr rasch über seine Unterlippe. Er wandte sich de Vere zu und lächelte.
    De Vere lächelte ebenso ungläubig und sagte mit schneidendem Spott:
    »Seid Ihr etwa ein Bote des Pöbels geworden, Bolingbroke?« Dann verblasste sein Lächeln. »Wie könnt Ihr es wagen, Seiner Majestät Befehle zu erteilen?«
    »Mein Fürst, ich gebe nur die Worte der Aufständischen wieder!«, sagte Bolingbroke.
    Northumberland legte Bolingbroke beschwichtigend die Hand auf die Schulter, und dieser verstummte.
    Der Graf ließ ihn wieder los. »Wir müssen diese Bitte sorgfältig in

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