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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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Humber im Süden Yorkshires. Die meisten Bewohner des Städtchens drängten sich jedoch in ihren Häusern um die Glut ihrer Feuer. Seit der Ankunft der berittenen Krieger am späten Abend des vorangegangenen Tages hatten sie sich nicht mehr aus dem Haus gewagt. Ihre Fischerboote waren von der kleinen Anlegestelle zu einem Liegeplatz weiter draußen in der Flussmündung gebracht worden. Sie würden an diesem Tag nicht auf das Meer hinausfahren.
    »Irgendwelche Neuigkeiten?«, knurrte Raby an den Soldaten gewandt, der rechts neben ihm stand.
    »Nein, mein Fürst.«
    Raby stieß einen Seufzer aus. Er wusste eigentlich, dass es keine Neuigkeiten geben konnte, denn es hatte niemand mit dem Soldaten gesprochen, und auch die Leuchtfeuer auf den umliegenden Hügeln waren nicht entzündet worden. Er musste die Frage dennoch stellen.
    Wo blieben sie nur?
    Er drehte sich in seinem Sattel um und suchte mit dem Blick den Mann, der etwa zehn oder fünfzehn Schritte hinter ihm auf einem Pferd saß.
    Dieser saß ruhig und gelassen da, während Raby immer nervöser wurde.
    Raby nickte ihm zu und wandte sich dann wieder dem Meer zu.
    Wo blieben sie ...
    Von den Hügeln drang ein Ruf herüber, und Rabys Blick zuckte zu ihnen hinüber.
    Ein Funke flammte in dem Holzstapel des Leuchtfeuers auf, und während Raby zusah, erwachte es flackernd zum Leben.
    Raby blickte wieder aufs Meer hinaus. Dort! Dort! Sechs Schiffe teilten die Wellen, während die ersten Sonnenstrahlen auf ihre Segel fielen.
    »Bolingbroke!«, schrie Raby und drückte seinem Hengst die Sporen in den Leib, als hinter ihm der Ruf weitergetragen wurde: »Bolingbroke!
    Bolingbroke! Bolingbroke!«
    Bolingbrokes Schiff war das erste, das am Kai anlegte, doch der Prinz hatte es zu eilig, um abzuwarten, bis die Matrosen die Laufplanken ausgelegt hatten. Sein weißer Hengst stand auf dem Deck, und während die Matrosen um ihn herum geschäftig hin und her eilten, schwang er sich auf seinen Rücken und trieb ihn auf so tollkühne Weise auf die Reling zu, dass es den Männern an Land schier den Atem verschlug.
    Der Hengst sprang, drehte sich ein wenig in der Luft und landete dann unter lautem Hufgeklapper auf dem Kai, während seine schneeweiße Mähne und sein Schweif wie Kriegsstandarten hinter ihm herwehten.
    Bolingbroke stieß einen Schrei aus, halb Schlachtruf, halb Freudenschrei, und galoppierte auf Raby zu, der inzwischen am Ende seiner Geduld war und seinerseits auf Bolingbroke zugeritten kam.
    »Ralph!«, rief Bolingbroke und brachte seinen Hengst zum Stehen. Sein helles Haar wurde vom Wind zerzaust, und seine Augen leuchteten.
    »Ralph, ich bin wieder zu Hause!«
    »Ja«, sagte Raby mit einem breiten Grinsen, »das seid Ihr. Willkommen in der Heimat, mein Fürst.«

    Bolingbroke klopfte Raby kurz auf die Schulter und sah dann zu den Berittenen hinüber, die sich in den Gassen von Ravenspur und auf den Straßen und Hügeln dahinter drängten.
    »Gütiger Himmel, Ralph. Sprecht!«
    Raby konnte den Blick nicht von Bolingbroke abwenden. Er war alt genug, um sich an Eduard III. in seinen besten Jahren zu erinnern, und hatte jahrelang Seite an Seite mit dem schwarzen Prinzen gekämpft, doch weder Eduard noch sein Sohn hatten jemals die Ausstrahlung dieses Mannes besessen oder solche Gefühlsregungen in ihm hervorgerufen ...
    »So sprecht doch!«, wiederholte Bolingbroke und wendete sein Pferd.
    »Ganz England steht hinter Euch«, sagte Raby Er hob den Arm und wies auf die Menschenmenge, die in dem Städtchen und dahinter wartete.
    »Fünfzehntausend sind hier versammelt, um Euch zu begrüßen. Weitere fünfundvierzigtausend warten jenseits von York. Alle zusammengenommen sind es sechzigtausend ...«
    »Bei allen Heiligen!«, sagte Bolingbroke. »Sechzigtausend? Wie ist es Euch gelungen ...?«
    Raby deutete auf den Mann, der in diesem Moment auf sie zugeritten kam.
    Bolingbroke erstarrte. »Ah, Northumberland.«
    »Ja«, sagte Northumberland und blieb vor Bolingbroke und Raby stehen.
    »In der Tat.«
    Bolingbroke ritt zu Northumberland hinüber, ließ die Zügel los und ergriff mit beiden Händen Hand und Unterarm des Grafen. »Dafür werde ich Euch reich belohnen.«
    Northumberland lächelte freudlos. »Ich habe nichts anderes erwartet, mein Lord.«
    Bolingbroke nahm wieder seine Zügel auf und warf einen Blick über die Schulter auf das Schiff, das gerade entladen wurde. Neville hatte es inzwischen ebenfalls verlassen und kam nun auf sie zugeritten.
    »Warwick und Nottingham

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