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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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wendete er sein Pferd und hieb sein Schwert in den ungeschützten Rücken eines Reiters neben ihm.
    Während Neville wie ein Berserker kämpfte, arbeitete sich Bolingbroke zu Wiltshire vor.
    Wiltshire schlug mit dem Schwert nach ihm, doch Bolingbroke parierte den Hieb mühelos, ließ sein Schwert an Wiltshires Klinge hinabgleiten und stieß sie mit der Kraft seiner jüngeren Muskeln beiseite.
    Im selben Moment ließ er die Zügel seines Hengstes los und schob das Visier seines Helms hoch.
    »Um Himmels willen, Mann«, rief er Wiltshire zu. »Warum sollten wir einander töten? Was für einen Sinn hat das, wenn sich unser Streit auch durch ein einfaches Gespräch beilegen ließe? Befehlt Euren Männern, die Schwerter zu senken ... sofort! Dieses Gemetzel muss aufhören.«
    Wiltshire, dessen Stirn von einer blutigen Schramme überzogen war, wo ein Hieb ihn getroffen hatte, sah Bolingbroke einen Moment lang zögernd an. Dann warf er sein Schwert zu Boden und befahl auch seinen Männern, ihre Waffen niederzulegen, während Bolingbroke einen Augenblick später das Gleiche tat.
    »Ich danke Euch«, sagte Bolingbroke ruhig, als die Kampfgeräusche um sie herum verstummt waren. »Wo ist Richard?«
    Wiltshire deutete mit dem Kopf den Damm hinunter. »Etwa fünfzig oder sechzig Mann hinter mir.«
    Bolingbroke nickte und sah sich dann nach Neville um. »Tom. Tom?
    Ach, da bist du. Komm mit mir.«
    Neville war ganz in der Nähe, das Visier seines Helms hatte er hochgeschoben.
    Sein Gesicht war gerötet und schweißüberströmt, seine braunen Augen leuchteten immer noch kampfeslustig. Er hatte sein Schwert nur mit größtem Widerwillen gesenkt, als er gehört hatte, wie erst Wiltshire und dann Bolingbroke ihren Männern befohlen hatten, im Kampf innezuhalten.
    Er holte tief Luft, um sich wieder etwas zu beruhigen, und folgte dann Bolingbroke, der über den Damm voranritt.

    Sie waren nur wenige Schritt weit gekommen, als sie de Veres Ross über die Reihe der Bogenschützen hinwegspringen und dann mit einem Leib voller Pfeile tot zu Boden gehen sahen.
    De Vere kämpfte sich auf die Beine hoch, doch als die Bogenschützen auf ihn anlegten, rief Bolingbroke: »Haltet ein! Haltet ein!«
    Neville ritt zu Bolingbroke hinüber. »Wie meinst du das? Das ist der Mann, der Margaret missbraucht hat...«
    »Glaubst du, ich wüsste das nicht?«, zischte Bolingbroke. »Gütiger Himmel, Tom. Wir werden unsere Rache bekommen, glaube mir.«
    Sie sahen einander in die Augen, und nach einer Weile wandte Neville den Blick ab. Bolingbroke nickte. »Gut. Jetzt folge mir.«
    Langsam trabten sie den Damm entlang. Zwischen dem Teil des Damms, wo der Kampf stattgefunden hatte, und dem Teil von Richards Heer, der die Flucht ergriffen hatte, lag eine freie Fläche von etwa zwanzig oder dreißig Schritt.
    Als Bolingbroke und Neville nun auf die Männer um Richard herum zuritten, blieben diese unschlüssig stehen.
    Richards Heer, das auf dem Steg und über die nahegelegenen Felder verstreut war, wartete auf weitere Befehle.
    Ihre Blicke richteten sich auf den Mann, der auf seinem weißen Hengst auf Richard zugeritten kam, und Richard selbst, der mitten auf dem Damm auf seinem Pferd saß.
    Atemlos warteten sie darauf, dass ihnen jemand sagte, was sie tun sollten.
    Die Männer um Richard herum wichen Bolingbroke aus, als dieser näher kam.
    Richard, dem wegen de Veres waghalsiger Tat immer noch der Schrecken in den Knochen saß, gelang es dennoch, einen verächtlichen Gesichtsausdruck aufzusetzen, als Bolingbroke seinen Hengst in zwei Schritt Entfernung zum Stehen brachte.
    Immerhin ritt er an der Spitze einer Armee aus fünfundzwanzigtausend Soldaten, verflucht noch mal, während Bolingbroke nur über ein paar hundert armselige Bogenschützen verfügte.
    »Ihr könnt Euren Bogenschützen befehlen, mir ein Dutzend Pfeile durch die Kehle zu jagen«, sagte Richard ruhig und gelassen. »Doch dann werdet auch Ihr Euer Leben verlieren. Glaubt Ihr etwa, England wird sich Euren Verrat gefallen lassen?«
    Bolingbroke starrte ihn an. »Ihr Narr«, sagte er. »Ich bin England.«
    Und dann hob er die Hand, und ein seltsames Licht trat in seine Augen.
    Die Zeit blieb stehen, und die Männer im Marschland, auf dem Damm und in den Feldern verschwanden und nur noch Bolingbroke war übrig, der im Licht der untergehenden Sonne weiß und golden funkelnd auf seinem Pferd saß.

KAPITEL 4
    Am Tag vor der Vigil am Fest des heiligen Ägidius und des heiligen Priskus Im zweiten Jahr

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