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Gesang der Daemmerung

Gesang der Daemmerung

Titel: Gesang der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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Blick mit dem Alten, der vollkommen ernsthaft gesprochen hatte. Als der Bote jedoch davongeflogen war, leisteten sich beide ein belustigtes Grinsen. Dann erklärte Aladion, mit den Gnomen verhandeln zu wollen, denn es wäre viel gewonnen, wenn sie sich ihnen anschlössen.
    »Diese Burschen sind ausdauernde, wenn auch eigenwillige Kämpfer, wir können sie gut gebrauchen.«
    »Du bist tatsächlich ein begabter Feldherr, Abtrünniger!«
    »Wer lange genug lebt, der hat Zeit, allerlei Dinge zu lernen«, lautete die ruhige Antwort.
    Darion hätte ihn jetzt gern nach seiner Herkunft gefragt, denn es ärgerte ihn, dass Aladion ihm kein Sterbenswörtchen darüber verraten hatte, während alle anderen ganz offensichtlich Bescheid wussten. Doch es war kein guter Zeitpunkt für einen neuen Streit, also äußerte er nur, im Gezweig einer Fichte nächtigen zu wollen und dabei hin und wieder ein wachsames Auge auf Kutsche und Reisende zu werfen.
    »Nimm dich in Acht, dass dich keiner von Gorians Boten sieht!«, schärfte Aladion ihm ein.
    »In Ordnung, Feldherr!«
    Missgünstig sah er zu, wie Aladions Nebelgestalt sich davonmachte, und kaute eine Weile an seinem Verdruss. Wer hatte denn die Kutsche schon seit Tagen unauffällig beobachtet? Aber der Herr Aladion, Spross des Herrschergeschlechts der Nachtschatten, meinte wohl, ihm Vorschriften machen zu müssen! Jetzt stieß ihm auch wieder übel auf, dass Aladion ebenso wie Gorian darauf lauerte, dass Marian die Quelle fand und wieder zum Leben erweckte. Weshalb sonst rückte er mit seiner albernen Armee hier an? Doch nicht um die Lichtelbin Marian vor Schaden zu bewahren, wie Darion zuerst gehofft hatte. Aladion wollte seinen Widersacher Gorian aus dem Feld schlagen und die Quelle des ewigen Lebens samt ihrer Herrin, der Elbenkönigin Marian, für seine eigenen Zwecke nutzen.
    Darion fand, dass es Zeit wurde, den beiden machthungrigen Nachtschatten einen Strich durch die Rechnung zu machen. Die Gelegenheit dazu war mehr als günstig. Sanft und leise ließ er sich aus den grünen Fichtenzweigen herab auf den Waldboden gleiten. Dort verharrte er ein Weilchen, umhüllte den schuppigen Fichtenstamm als grauer Nebel und wartete ab, wie die Eichen sich benehmen würden. Die noch winterkahlen Gesellen bewegten sich mit leisem Knarren, Äste streckten sich aus, schienen ihn betasten und einschätzen zu wollen, zugleich verspürte er ein heftiges Kribbeln in der Nase.
    »Einen schönen Gruß von den Eichen in Maygarden«, raunte er leise. »Ich bin ein Freund der Lichtelben …«
    Es half nicht viel, die magischen Eichen steckten voller Misstrauen, und er war nun einmal ein Nachtschatten, das war nicht zu übersehen. Der Niesreiz wurde schlimmer, jetzt begannen auch die Augen zu tränen, Darions Atem ging keuchend. Wenn ihm jetzt nicht gleich etwas Kluges einfiel, konnte er sich nur noch eilig zurückziehen, sonst war es aus mit ihm.
    »In Eolins Namen«, stammelte er, »ich komme als Freund der neuen Königin Marian!«
    Er hörte, wie es in den Ästen knackte, man schien seinen Ausspruch vernommen zu haben und überdachte nun, was zu tun war. Ein kahler Eichenzweig, der sich eben noch dicht vor seinen Augen befunden hatte, bewegte sich langsam rückwärts und schnellte dann in seine natürliche Position empor. Ein gutes Zeichen! Tatsächlich bekam er jetzt wieder Luft, und auch das lästige Kribbeln in der Nase hörte auf – die Eichen hatten seine Gegenwart akzeptiert. Vielleicht spürten sie, dass er mit guten Absichten unterwegs war.
    Er würde die Versöhnung suchen, selbst auf die Gefahr hin, abgewiesen zu werden. Er war sogar bereit, Marians Zorn zu ertragen, den gerechten und auch den ungerechten, seine Schultern waren breit genug. Eine lange Woche war seit ihrem Streit vergangen, jeden Tag, jede Stunde hatte er sich nach ihr gesehnt, und er war sich fast sicher, dass es ihr genauso ging. Sie würde ihm verzeihen und in aller Heimlichkeit mit ihm fliehen – dann konnten Gorian und Aladion gern gegeneinander Krieg führen, es ging sie nichts mehr an.
    Der nächtliche Wald war wie geschaffen für Darions Augen. Er sah Stämme und Zweige so scharf wie in Stahl gestochen, weder die Rehe noch die schlafenden Wildschweine konnten sich vor ihm verbergen. Nichts war so angenehm wie dieses Dämmerlicht, das ihm so hell vorkam wie den Elben und Menschen der klare Tag. Die schwarze Reisekutsche mit den kupferfarbenen Laternen war schon aus einiger Entfernung zwischen Stämmen und Dickicht

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