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Gesang der Daemmerung

Gesang der Daemmerung

Titel: Gesang der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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Nachtschatten einließ, und sich schon zum Kampf bereitgehalten, denn er fürchtete, man wollte Marian gefangen nehmen. Doch nichts dergleichen geschah, Gorian störte sich nur an den Eichenzweigen, die die Lichtelben mitgenommen hatten. Das Zeug sorgte dafür, dass seinen Boten die Augen tränten und sie beständig niesen mussten, einigen wurde sogar übel davon. Am Morgen hatte die Kutsche den Hof verlassen, um weiter gen Norden zu fahren, wo sie bald ein Gebirge erreichen würde.
    Langsam und vorsichtig folgte Aladion mit seinen Abtrünnigen der Reisekutsche, sie bewegten sich in großer Höhe, um nicht von den dichter am Boden fliegenden Nachtschatten Gorians entdeckt zu werden. Die Reisenden dort unten würden den Himmel als schwer und dunstig empfinden, von mehreren Wolkenschichten bedeckt, die dennoch keine Neigung zeigten, sich abzuregnen.
    Darion bewegte sich schweigend zwischen Aladions Kriegern, die leise Mutmaßungen anstellten, wohin die Kutsche wohl fahren würde. Lag die Quelle des ewigen Lebens in dem Gebirge, auf das sie sich zubewegten? Oder weiter im Norden, möglicherweise sogar in den Highlands, die noch ein gutes Stück entfernt waren?
    »Ganz gleich, wo sie liegt – Gorian wird sie nicht bekommen«, sagte einer der Abtrünnigen.
    »Er wird nur bekommen, was er verdient hat, Brüder: den Tod!«
    »Es ist schade, dass er nur ein Mal sterben kann, denn er hat drei Mal den Tod verdient.«
    »Zum Ersten, weil er Augirian hinterlistig ermordet hat. Zum Zweiten, weil er sich den Thron nahm, der Aladion zukam …
    »… zum Dritten, weil er sich durch Schrecken und Terror an der Macht hält.«
    »Tausendfacher Tod gebührt ihm! Für alle, die unter der Folter starben, für alle, die in den Felsenhöhlen gefangen sind, für alle, die er verstümmeln und hinrichten ließ …
    Darion hörte ihnen zu, ohne sich in die leisen Gespräche einzumischen, doch er begriff, dass es im Reich der Nachtschatten Ereignisse gegeben hatte, die unter Gorians Herrschaft totgeschwiegen wurden. Nach der offiziellen Version war Augirian an Altersschwäche verstorben und hatte die Herrschaft über die Nachtschatten an seinen Neffen Gorian abgegeben. Wenn Gorian tatsächlich seinen Vorgänger getötet hatte und Aladion der eigentliche Thronerbe gewesen wäre, dann war der Alte weit mehr als ein gewöhnlicher Krieger. Er musste aus der Familie der Herrscher stammen und war vermutlich sogar mit Gorian verwandt.
    Erst am späten Nachmittag, als schon die Dämmerung einfiel, bewegte die Kutsche sich über die ersten Ausläufer des Gebirges. Die Pferde waren erschöpft, doch der Kutscher trieb sie unbarmherzig an, bis sie den Wald erreichten, wo zwischen Fichten und Tannen auch zahlreiche Eichen wuchsen. Dort hielt die Kutsche an, und wie es schien, hatte man vor, die Nacht im Freien zu verbringen, denn kurz darauf stieg der Rauch einer Feuerstelle zwischen den Bäumen empor.
    »Für Menschen ziemlich ungemütlich«, bemerkte Aladion, der seine Nachtschatten in die Berge hinaufbeordert hatte, damit sie Gorians Boten nicht in die Quere kamen. Die jungen Boten des Herrn der Nachtschatten fluchten über den tückischen Wald, denn auch diese Eichen waren ihnen wenig gewogen. Sobald einer von ihnen versuchte, zum Waldboden durchzustoßen, ergriff ihn ein heftiges Niesen, der Atem stockte, und es half nur der eilige Rückzug gegen den Erstickungstod.
    Aladion hatte seinerseits einige abtrünnige Boten empfangen, die ihm mitteilten, dass die Erdgeister und Wassermänner nicht weit von hier lagerten, man wäre jedoch mit einigen hier ansässigen Gnomen in Streit geraten, die den Erdgeistern den Zugang zum Gebirge verbieten wollten. Die Gnome fürchteten eine Invasion fremder Erd- und Wassergeister, die sie auf keinen Fall dulden könnten, da es bereits einen hinterhältigen Überfall einiger Zwergenvölker gegeben hätte, die mit Gorian, dem Herrn der Nachtschatten, im Bunde wären. Diesem wäre ganz besonders zu misstrauen, äußerten die Gnome, denn er hätte bereits oben in den Highlands ganze Gnomenfamilien ausgerottet und sich ihrer Besitztümer bemächtigt. Von den Lichtelben war nur in Erfahrung zu bringen, dass sie irgendwo in der Ebene in einen Sumpf geraten wären, sich aber daraus hätten befreien können und nun endlich den rechten Weg gefunden hätten.
    »Sie sollen mutig weiterziehen«, ließ Aladion den Boten wissen, »sich aber nicht zu sehr abhetzen. Wer langsam geht, kommt auch ans Ziel.«
    Darion wechselte einen raschen

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