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Gesang der Daemmerung

Gesang der Daemmerung

Titel: Gesang der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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Nur Gutes«, höhnte er und ging mit der Axt in der Hand aus dem Unterstand, um seine Arbeit zu beginnen. »Du warst einer seiner besten Krieger, Aladion. Ein gnadenloser Elbenjäger. Du kannst wirklich stolz auf deine Vergangenheit sein …«
    Der Hackklotz stand gleich neben dem Unterstand, auch das Brennholz war dort gestapelt. Jonathan spaltete ein paar Scheite und hielt dann inne. War er etwa schon davongeflogen?
    »Hat er dir auch von dem Sonnenrad erzählt, auf das man mich geflochten hat?«
    Der Abtrünnige musste durch ein Astloch aus dem Unterstand geschlüpft sein und verbarg sich jetzt im dichten immergrünen Laub des Efeus.
    »Sonnenrad? Keine Ahnung …«
    »Ein großes Wagenrad, auf das der Delinquent gespannt und festgebunden wird. Es war auf drei Eisenstangen festgeschmiedet, die man tief in den Stein getrieben hatte. Weit oben auf dem Felsen, sodass die Sonne es gut erreichen konnte …«
    Jonathan stellte sich seelenruhig ein weiteres Scheit zurecht und schlug zu. Die Teile sprangen nach rechts und links, eines verschwand im Efeu, und er war genötigt, es dort herauszufischen. Aladions Geständnis hatte ihn wenig beeindruckt. Er hatte die Qual der Lichtfolter kennen gelernt – viel schlimmer konnte dieses Sonnenrad auch nicht gewesen sein.
    »Man kam von dieser Art der Bestrafung ab, weil das Rad samt Delinquent eines Tages verschwunden war …«, hörte er den Alten leise murmeln.
    »Die verfluchten Windbräute, wie?«
    »Allerdings. Sie ließen mich teuer für meine Freiheit bezahlen. Seither ist sie mir kostbar, Darion.«
    »Verstehe …«
    Er sah zur Villa hinüber und entdeckte gerade rechtzeitig, dass Mrs. Waterfield an der Hintertür stand und ihr Blick auf ihm ruhte. Um seiner Rolle als ungeschickter Angestellter gerecht zu werden, ließ er das nächste Holzscheit zuerst einige Male vom Hackklotz fallen, bevor er es in die richtige Position stellte und zuschlug – natürlich daneben. Er hörte Aladion im Efeu leise vor sich hinlachen.
    »Ist es wahr, dass du Marians Eltern getötet hast?«
    Der Alte antwortete prompt, was nicht gerade von tiefer Reue zeugte.
    »Eine meiner Heldentaten, gewiss. Trauerst du vielleicht gar um zwei Lichtelben? Mir scheint, auch du bist kein schlechter Elbenjäger gewesen, oder täusche ich mich da?«
    »Du täuschst dich nicht …«
    Aladion hatte im Grunde vollkommen recht. Er war ein Nachtschatten, die Lichtelben waren ihre Feinde. Daran änderte sich auch nichts, weil er sich in eine von ihnen verliebt hatte.
    »Willst du nicht wissen, weshalb man mich auf das Sonnenrad band?«
    Mrs. Waterfield hatte jetzt eine der Dienstmägde im Visier, die mit einem Eimer Kartoffelschalen zum Komposthaufen hinüberging. Man hörte die Wirtschafterin keifen, die Schalen wären fingerdick, ob sie ihre Herrschaft an den Bettelstab bringen wollte, indem sie gut die Hälfte der Kartoffeln auf den Kompost warf.
    »Ich kann es mir denken«, entgegnete Jonathan und stellte sich den Korb für die Holzscheite zurecht. »Du hast dich von Marians Mutter übertölpeln lassen und nicht gemerkt, dass da noch ein kleines Mädchen war.«
    »Ich habe Marian sehr wohl gesehen«, widersprach der Alte. »Aber ich habe sie nicht getötet. Ich konnte es nicht tun, weil sie sich unter eine Eiche geflüchtet hatte. Die Eichen in Maygarden sind mit einem Zauber belegt, der sie vor Nachtschatten beschützt.«
    »So, so«, meinte Jonathan misstrauisch. »Und weshalb hattest du dann nach Gorians Ansicht eine Strafe verdient? Schließlich war es nicht deine Schuld, dass die Eiche das Mädchen beschützte, oder?«
    »Das nicht, nur hätte ich sie leicht noch erwischen können, bevor sie den Schutz erreichte …«
    Jonathan stieß ein grimmiges Lachen aus. Wollte der Alte ihm vielleicht weismachen, er hätte Marian damals absichtlich verschont? Aus welchem Grund wohl?
    »Warum auch immer – ich habe das Meinige getan, Darion. Es ist nun an dir, sie vor Gorian zu bewahren.«
    »Und weshalb sollte ich das tun?«
    »Weil du sie liebst.«
    Jonathan hätte jetzt gern mit der Axt in den unschuldigen Efeu geschlagen. Leider hätte er dem Schatten damit kaum schaden können, sich selbst jedoch Mrs. Waterfield gegenüber in nicht geringen Erklärungsnotstand gebracht. Also ließ er es sein.
    »Hoho – nicht so, alter Mann!«, gab er ärgerlich zurück. »Willst du mir vielleicht weismachen, es läge dir daran, mir zu einem Elbenliebchen zu verhelfen? Halte mich nicht für so dumm! Was ist mit dem Geheimnis

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