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Gesang des Drachen

Gesang des Drachen

Titel: Gesang des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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ebenso rasend wieder aus ihr heraus.
    Rudy wich zwei Schritte zurück. Das Schwert fühlte sich zentnerschwer in seiner Hand an, dabei trug er es noch nicht lange. Naburo war weit und breit nicht zu sehen. Er kämpfte ganz vorn, in der Staubwolke und inmitten der krachenden Zauber, die Spyridon und Yevgenji wirkten. Das Knallen und Tosen brach sich an den weit entfernten Kraterwänden wie ein Gewitter. Der Geruch von Blut und Metall lag in der Luft.
    Panik stieg in Rudy auf und ließ die Welt noch dunkler werden.
    Sinnlos. Dahin komme ich nie. Vielleicht stirbt Naburo sowieso in der Schlacht. Ja, vielleicht gibt es Gerechtigkeit ...
    Ein schriller Pfiff ertönte. Dieses Mal reagierte Rudys Körper ohne sein Zutun: Er warf sich in den Staub. Zwei Pfeile schlugen dicht neben ihm ein. Während er entsetzt zurückkroch, sah er Hanin. Sie kämpfte allein gegen eine Schar Echsen. Fünfzig Meter trennten sie, der Raum war wegen der ständigen Pfeilangriffe frei.
    Rudy hörte zu denken auf und rannte los. Der nächste Pfeilhagel verfehlte ihn wie durch ein Wunder. Er warf sich mit dem Schwert voran in die Seite der Echse, die Hanin unmittelbar bedrängte. Die Iolair-Waffe durchschnitt den Panzer wie weiche Haut, drang tief in das Fleisch ein. Die Echse röchelte und fiel.
    Hektisch zerrte Rudy an der Waffe. Sein Herz hämmerte in der Brust.
    Neben ihm kämpfte Hanin gegen einen weiteren Feind.
    Rudy dachte an Frans, nahm seinen Mut zusammen und attackierte den mit Hanin beschäftigten Gegner. Die Spitze seines Schwerts bohrte sich in dessen Oberschenkel. Die Echse zischte gepeinigt.
    Hanin köpfte sie, drehte sich zu ihm um und sah ihn wütend an. »Was mischst du dich ein, Tölpel?«, herrschte sie ihn an. Dann wandte sie sich von ihm ab, um sich dem nächsten Gegner zu stellen.
    Das war der Moment.
    Rudy riss das Schwert hoch und trieb es mit aller Kraft neben der Wirbelsäule durch die leichte Rüstung in ihren Rücken.
    Hanin schrie. Sie sackte auf ein Knie, einen ungläubigen Ausdruck auf dem Gesicht. »Das ist ... unmöglich«, keuchte sie.
    Rudy stand fassungslos da. Er hatte es getan. Es geschafft. Freude sollte ihn erfüllen. Genugtuung. Er würgte, taumelte zurück. Oh mein Gott, was habe ich getan?
    Hanin sah ihn an. »Wie konntest du ...« Sie war fassungslos, schien den Schmerz deswegen nicht einmal zu bemerken. »Niemand kann mich ...« Langsam sank sie zu Boden.
    Rudy konnte es ebenfalls nicht fassen. Ich habe eine Elfe getötet ...
    Ein Schatten wirbelte heran. Der dunkle Schrei eines Kriegers ließ Rudy aufsehen. Die Gestalt kam auf ihn zu wie ein Wirbelsturm. Plötzlich war Rudy nicht mehr am Boden. Sein Körper tanzte durch die Luft, wurde von einem Windstoß, der sich wie die Faust eines Riesen anfühlte, meterweit über den Platz getrieben. Er schlug auf. Rippen krachten, zwei Knochen zerbarsten. Die Schulter kugelte aus. Er brüllte seinen Schmerz hinaus.
    Naburo stand über ihm, riss ihn am Hemd hoch und starrte ihn an. Die braunen Augen verfärbten sich quecksilbern. Er sah zum Fürchten aus.
    Was habe ich getan?
    Zu spät für Reue. Zu spät für alles. Es gab nur noch eins zu tun: sterben. Naburo würde ihm den Hals brechen, ihn verbrennen oder ihm wie Frans eines seiner Schwerter in den Leib rammen, um Platz zu schaffen für die Maden.
    Naburo schreckte zurück, als er ihn erkannte. »Du? Warum du? Ich habe dich vor diesem Wahnsinnigen gerettet! Du trägst das blaue Mal!«
    »Beschissener Elf! Du und deine Arroganz! Wenn ... wenn du ihn nicht umgebracht hättest, wäre das alles nie passiert ...« Rudys Stimme brach. Er hatte sich beim Aufprall auf die Lippe gebissen und schmeckte Blut im Mund.
    Naburo sah verwirrt aus. »Wen ... was?«
    Der Hass loderte in Rudy auf. Dieser Scheißkerl wusste nicht einmal mehr, dass er Frans ins Jenseits befördert hatte!
    »Du hast Frans getötet!«, heulte Rudy. »Ich habe ihn geliebt! Begreifst du das nicht?«
    »Nein.« Naburos Augenfarbe veränderte sich. Das Rotbraun kehrte wieder. »Aber du solltest Folgendes begreifen: Wenn Hanin stirbt, bist du tot.« Er hob die Assassinin auf seine Arme und eilte davon.
    Rudy blieb schluchzend und wimmernd im Staub liegen.
     
    Der Titanendactyle glitt über das Heer Alberichs. Ein Hagel aus Pfeilen, Geschossen und magischen Feuerbällen regnete aus den Geschützen und von der Plattform. Josce koordinierte die Angriffe. Während sie Salve um Salve nach unten abgaben, rauschten Pfeile und Zauber von unten herauf. Viele

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