Gesang des Drachen
lassen, aber nicht länger.«
»Richtig so!«, rief der Bauer, der seinen Fehler wohl wiedergutmachen wollte.
Rimmzahn lächelte. »Damit dies gelingt, bin ich auf eure Unterstützung angewiesen. Ihr werdet die Früchte eurer Arbeit ab sofort in bewachte Lagerräume hinten im Höhlenlabyrinth bringen. Das schließt Nahrung ein, aber auch Feuerholz, hergestellte Werkzeuge und Waffen, alles, was wir zum Leben brauchen.«
Er schien die Einwände bereits zu ahnen, denn er hob die Hand, bevor jemand etwas sagen konnte. »Niemand, egal, ob gläubig oder ungläubig, wird hungern. Wir werden alle zusammen zweimal am Tag beten und anschließend essen. Wer Feuerholz oder Werkzeug benötigt, muss nur fragen. Wenn sein Anspruch gerechtfertigt ist, wird er es bekommen.«
»Was ist mit den Garküchen auf dem Markt?«, rief eine Zuschauerin. »Werden die noch ihre Zutaten bekommen?«
Rimmzahn neigte den Kopf. »Was ist wichtiger: dass die Armee, die dich vor ungläubigen Banditen beschützt, mit vollem Bauch kämpfen kann oder dass jemand, dessen religiöse Gesinnung du vielleicht nicht einmal kennst, dir ein Gericht serviert, in dem alles Mögliche sein könnte?«
Die Frau öffnete den Mund, aber der Mann, der neben ihr stand, legte ihr warnend eine Hand auf den Arm. Sie schloss den Mund wieder.
»Frans und die anderen Glaubenskrieger werden dafür sorgen, dass nur Gläubige sich an den Kochstellen bedienen. Wenn ihr hier esst, seid ihr sicher.«
Die meisten Zuschauer nickten, nur einige verzogen das Gesicht. Sie schwiegen jedoch ebenso wie die Frau.
Rimmzahn nickte Frans zu, der daraufhin aufstand und einen lauten Pfiff ausstieß. Karren, die zuvor hinter Bäumen verborgen gewesen waren, wurden nun von Männern auf den Platz gezogen. Frisch gebackene Brote und in Tuch eingeschlagene Käseräder stapelten sich darauf. Peddyrs Magen knurrte so laut, dass sich jemand vor ihm umdrehte, aber er stand so tief in den Schatten, dass er unentdeckt blieb.
»Esst!«, rief Rimmzahn. »Gelobt sei der Schattenlord!«
»Gelobt sei unser Herr!«, gab die Menge zurück. Einige johlten, als Bierfässer auf den Platz gerollt wurden. Musikanten tauchten plötzlich zwischen den Kopftuch ..., Glaubenskriegern, korrigierte sich Peddyr, auf und musizierten. Menschen und Elfen drängten sich um die Karren. Peddyr spielte kurz mit dem Gedanken, sich ihnen anzuschließen, verwarf ihn jedoch wieder. Man würde ihn fortjagen, denn niemand wollte, dass er Essen berührte und seinen Fluch vielleicht weitergab.
»Hast du keinen Hunger?«
Peddyr zuckte zusammen. Sein Mund wurde schlagartig trocken, und Hunger verwandelte sich in Übelkeit. Noch bevor er sich umdrehte, wusste er, dass Cedric hinter ihm stand.
»Nein«, sagte er rasch. »Ich bin satt.«
Cedric hob die Augenbrauen. »Wirklich? Ich könnte schwören, dass ich deinen Magen knurren gehört habe.«
»Kann nicht sein.« Peddyr schluckte trocken. Er wollte die Unterhaltung abbrechen, wusste aber nicht, wie.
»Ich weiß, dass du bei deinesgleichen nicht sonderlich beliebt bist«, sagte Cedric, der seine Reaktion misszuverstehen schien. »Bleib ruhig hier, ich hole dir was zu essen. Und dann unterhalten wir uns über einen bestimmten Mann.«
»Welchen Mann?« Peddyr spürte seinen Herzschlag in der Kehle.
Cedric zeigte an ihm vorbei auf die Menge. »Siehst du den unsympathisch aussehenden Kerl mit den schwarzen Haaren dahinten? Sein Name ist Maurice.«
Peddyr zwang sich dazu, in die gleiche Richtung wie der Sucher zu blicken. Er verstand dessen Worte kaum, denn in seinem Geist kreiste nur ein Satz: Er weiß es. Er weiß es. Er weiß es.
»Dieser Maurice sollte ein Ausgestoßener sein, aber rate mal, wer heute in Rimmzahns Hütte rumhing, als wäre nie etwas passiert?« Cedric wartete die Antwort nicht ab. »Ganz genau. Ich möchte wissen, was dahintersteckt, und dabei kannst du mir helfen.«
Peddyr öffnete den Mund, kam aber nicht dazu, etwas zu sagen.
»Ich erkläre dir alles nach dem Frühstück. Warte hier, bin gleich wieder da.«
Cedric bahnte sich einen Weg durch die Menge. Peddyr stieß den Atem aus, den er, ohne es zu bemerken, angehalten hatte. Sein Geheimnis schien doch nicht aufgeflogen zu sein, aber er war so nervös, dass er es wahrscheinlich selbst verraten würde, wenn er sich noch länger mit Cedric unterhielt. Er wollte sich umdrehen und weglaufen, aber der Hunger hielt ihn davon ab.
Was soll ich jetzt nur machen?, fragte er sich, als Cedric mit zwei Broten und
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